Honor: Den deutschen Markt trotz Bann im Sturm erobern?
Smartphones, Laptops, Uhren - was kommt als nächstes? Wir haben Honor auf der IFA interviewt.
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Auf der Mini-Messe IFA gabs nicht eben viele Produkte zum Anfassen - viele Neuheiten wurden nur über Internet-Präsentationen angekündigt. Honor hat es sich aber nicht nehmen lassen, tatsächlich echte Personen mit echten Geräten auf die Messe zu schicken - wie berichtet hat Honor zwei Tablets, zwei Uhren und ein Notebook vorgestellt.
Doch die Zeiten sind nicht einfach - und daran ist gar nicht mal nur Corona schuld, sondern eher der US-Bann gegenüber der Konzernmutter Huawei, der auch Auswirkungen auf die Tochter Honor hat. In der Praxis ist es aber so, dass sich die Honor-Geräte gerade in Deutschland aufgrund ihres sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses außerordentlich gut verkaufen, auch die kürzlich eingeführten Laptops der MagicBook-Serie.
Welche Pläne verfolgt Honor also in der kommenden Zeit in Deutschland? Darüber hat teltarif.de auf der IFA exklusiv mit Ferhat Akbay von Honor Deutschland gesprochen.
Smartphones, Laptops, Uhren - was kommt als nächstes? Wir haben Honor auf der IFA interviewt.
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Worin unterscheiden sich Huawei und Honor überhaupt noch?
Honor und Huawei haben in den vergangenen Monaten sehr viele neue Produkte vorgestellt, sie sind beispielsweise beide erfolgreich in den Laptop-Markt vorgedrungen, Honor hat auf der IFA sogar noch neue Wellness- und Körperpflegeprodukte wie ein elektrisches Massagegerät und eine elektrische Zahnbürste vorgestellt. Da stellt sich für uns die Frage: Wie werden sich Huawei und Honor in Zukunft überhaupt noch unterscheiden, werden beide in Zukunft sozusagen "elektronische Voll-Sortimenter" werden - und sich gegenseitig im eigenen Haus möglicherweise Konkurrenz machen?
Ferhat Akbay findet das eine sehr gute Frage und betont, Huawei werde weiterhin die bekanntere Premium-Marke sein, und das beziehe sich nicht nur auf die Produkte, sondern zum Beispiel auch auf den Service nach dem Kauf. Honor hingegen werde eher eine junge, digital getriebene Marke sein und bleiben. Die ganze Gestaltung der Produkte und der Kommunikation mit den Kunden sei bei Honor eher auf eine jüngere, digitalere Zielgruppe abgestimmt.
Ferhat Akbay präsentiert auf der IFA die Honor Watch GS Pro
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Als Beispiel nennt Akbay den PC-Bereich: Das Design bei der MagicBook-Serie von Honor sei komplett anders; die Preisgestaltung würde sich von der Huaweis unterscheiden und sei eben auf die jugendliche Community abgestimmt. Stark unterscheiden würde sich Honor insbesondere bei den smarten Uhren wie beispielsweise der neuen Honor Watch GS Pro für Outdoor-Abenteurer. So etwas gebe es nicht im Hause Huawei und werde es da auch nicht geben.
Auf die Frage nach einem möglichen faltbaren Smartphone von Honor sagt Akbay: Foldables würden aktuell noch mit einem sehr großen Herstellungsaufwand produziert und mit einem dementsprechend hohen Preis verkauft. Da sehe Honor seine Konsumenten-Gruppe aktuell nicht. Sollte es möglich sein, Foldables zu einem günstigeren Preis zu produzieren, werde das möglicherweise auch interessant für Honor und seine Kunden - das sei aber momentan noch im Konjunktiv gesprochen.
Honor wird auch Harmony OS bekommen
Natürlich müssen wir mit Ferhat Akbay auch über den aktuellen US-Bann sprechen, der ja beide Marken Huawei und Honor gleichermaßen betrifft. Laut Akbay wird sich dadurch an der Mission von Honor nichts ändern, dem Konsumenten die bestmögliche Erfahrung zu bieten. Das sei eben auch der Grund, warum man viele Dinge wie zum Beispiel die Huawei App Gallery als Appstore nun eigenständig entwickle.
Auf unsere Frage hin betont Akbay, Honor werde hier gegenüber Huawei keine eigenständigen Wege beschreiten, sondern die gleichen gemeinsam entwickelten Plattformen teilen, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sei dieselbe. Noch nichts sagen konnte Akbay zu möglichen Honor-Produkten auf der Basis von Qualcomms 5G-Chip-Plattform für Windows-Laptops. Honor sei aber immer offen für Kooperationen, die dem Nutzer dienen.
Das hauseigene Betriebssystem Harmony OS sei aber definitiv eine Plattform, die bei Honor zum Einsatz kommt, auf einem für China vorgestellten Honor-Fernseher gibt es sie bereits. Sollte es Pläne geben, Geräte mit Harmony OS nach Europa zu bringen, sei Honor auf jeden Fall dabei.
Was tun, wenn die Sparkassen-App im Appstore fehlt?
Wir sprechen Ferhat Akbay auf die aktuellen Google-freien Geräte der beiden Marken an und fragen, wie die Kunden sich dazu geäußert hätten. Laut Akbay habe es ganz unterschiedliche Rückmeldungen gegeben. Insbesondere in der Honor-Community sei es begrüßt worden, dass man mit der Huawei App Gallery nun auch eine weitere Alternative zu den beiden bisher dominierenden Appstores habe. Honor-Fans begrüßen also die neue Alternative und die Möglichkeit, sich von Apple oder Google lösen zu können.
Andererseits sei es bei zunächst enttäuschten Kunden notwendig gewesen, etwas Aufklärungsarbeit zu leisten, wenn Kunden nicht sofort ihre Lieblings-App bei den Huawei Mobile Services gefunden haben. Akbay nennt ein konkretes Beispiel: Der neue Kunde von Huawei oder Honor sucht in der Huawei App Gallery seine vertraute Sparkassen-App fürs Online-Banking und findet sie nicht. Huawei und Honor empfehlen dann die Nutzung der Banken-übergreifenden Outbank-App, in der Konten verschiedenster Banken administriert werden können. Solche übergreifenden Apps könnten also fehlende Einzel-Apps zukünftig möglicherweise ersetzen.
Alle unsere Berichte von der IFA finden Sie auf unserer IFA-Übersichtsseite.