Internet via Kabel: Eine Alternative zu DSL und VDSL
Bei Breitband-Internetanschlüssen denken viele immer noch eher DSL oder VDSL. Andere breitbandige Technologien wie LTE/5G, Internet via Satellit und eben auch das Fernsehkabel sind aber interessante Alternativen zur auf Kupferkabeln basierenden DSL-Technik. Dabei hat gerade der Kabelanschluss ein gehöriges Potenzial: Während zum Beispiel das vergleichsweise teure Breitband via Satellit als Notlösung für DSL-lose ländliche Regionen gilt, haben die Kabelnetzbetreiber den DSL-Anbietern erhebliche Marktanteile abgerungen und investieren Milliarden von Euro in den Ausbau ihrer Netze.
Internet über Kabel: Technik und Dienste
Über den Kabelanschluss, genauer das Kupfer-Koaxialkabel, können nicht nur Rundfunk- und Fernsehinhalte transportiert, sondern auch Telefon- und Internet-Dienste genutzt werden. Da dann aber nicht nur Daten empfangen, sondern auch versendet werden, musste das Netz für Telekommunikationsdienste erst rückkanalfähig ausgebaut werden. Gleichzeitig wurde vielerorts die Übertragungsbandbreite der Leitungen von 470 MHz auf 862 MHz erhöht, um sie leistungsfähiger zu machen.
Maximale Kabel-Datenraten | ||
Anbieter | Tarif | Down- / Upstream1 |
Vodafone | GigaZuhause 1000 Kabel | 1000 / 50 |
Lidl Connect | GigaZuhause 1000 Kabel | 1000 / 50 |
PŸUR | Kombi 1000 | 1000 / 50 |
KEVAG Telekom | Cable Gigaspeed 1000 | 1000 / 40 |
Telekom | MagentaZuhause Giga | 1000 / 200 |
o2 | Kabel my Home XXL | 1000 / 50 |
Stand: Februar 2024. Alle Angaben ohne Gewähr. 1) in MBit/s |
Gemessen an der möglichen Datenübertragungsrate besitzt das Kabel-Internet gute technische Voraussetzungen als multimediafähiges Allzweck-Kabel, wobei in Tests noch weitaus höhere Datenraten erreicht werden.
Somit funktionieren auch anspruchsvolle Anwendungen wie hochauflösendes Fernsehen (HDTV) und Internetfernsehen (Tarif-Vergleich) sowie größere Downloads problemlos - oder auch mehrere dieser Dienste parallel. Ein beliebtes Schlagwort ist Triple Play: Telefon, Internet und Fernsehen gebündelt über eine Leitung. Der Vorteil der Kabelnetzbetreiber gegenüber den VDSL- oder Vollanschluss-Anbietern: Sie müssen keine TV-Inhalte mehr einkaufen, da dies ohnehin ihr Kerngeschäft ist. Foto: Kabel Deutschland Für das Telefonieren reservieren die Anbieter in der Regel Leitungskapazitäten, sodass die Gesprächsqualität immer gewährleistet sein sollte - natürlich kann es aber Probleme bei der technischen Umsetzung durch den Anbieter geben.
Darüber hinaus bietet der Kabel-Telefon-Anschluss in puncto Telefonie bekannte Leistungsmerkmale wie die Rufnummernübermittlung. Von Funktionen wie einem netzbasierten Anrufbeantworter haben sich einige Kabel-Anbieter inzwischen aber bereits wieder verabschiedet.
Per Kabel immer mit dem Internet verbunden
Da das Internet über Kabel als Standleitung funktioniert, bleibt der Nutzer nach dem Einschalten der Hardware ohne Zwangstrennung ständig online - was mit der entsprechenden Router-Einstellung allerdings auch bei VDSL der Fall ist. Ein Vorteil des Breitband-Internets über das TV-Kabel gegenüber ADSL waren die in der Regel kürzeren Ping-Zeiten, diesen Nachteil hat VDSL aber wieder wettgemacht.
Voraussetzungen und Hardware
Der Kunde braucht für das Fernsehen, Internetsurfen und die Telefonie einen Kabelrouter für das Verbinden des Computers oder mobilen Geräts. Um die Einrichtung des Anschlusses muss sich der Kunde in der Regel nicht kümmern, da die Anbieter hierfür einen Techniker vorbeischicken. Dieser überprüft den Kabelanschluss und ersetzt - falls noch nicht geschehen - die herkömmliche Kabel-Dose an der Wand durch eine sogenannte Multimediadose, die künftig für die Trennung der Daten sorgt.
Anbieter und Verfügbarkeit
Multimedia-Dose
Foto: Kabel Deutschland
Da sich der Verkauf der Netze der neun Kabelregionen des ehemaligen Staatsmonopolisten Deutsche Telekom bis über die Jahrtausendwende hinzog, musste das Kabel-Internet den gewaltigen Vorsprung der DSL-Technologie aufholen, mit der eine sehr hohe Versorgungsdichte der deutschen Haushalte mit Breitband-Internet erreicht ist.
Die Verfügbarkeit der Breitband-Anschlüsse über das TV-Kabel kann anhand der genauen Adresse auf den Webseiten der Kabelgesellschaften abgefragt werden - dank der fortschreitenden Bemühungen um den Netzausbau sind so gut wie alle Kabelanschlüsse bereits internetfähig.
Den großen Kabelunternehmen der sogenannten Netzebene 3 - hierzu zählen die bekannten Branchenriesen - fehlte allerdings historisch bedingt oft der direkte Zugang zum Endkunden. Die Netzebene 3 reicht bis zum Grundstück eines Gebäudes, die Verkabelung des Hauses - als Netzebene 4 bezeichnet - liegt dann in der Verantwortung einer anderen Firma. Viele Hauseigentümer haben jedoch inzwischen entsprechende Nutzungsvereinbarungen mit den Kabelnetzbetreibern abgeschlossen, sodass diese die Kunden direkt erreichen können, auch wenn ihnen die Leitungen nicht gehören.
Perspektiven für Telefon und Internet über Kabel
Die Preise der Kabelanbieter können es problemlos mit denen der DSL-Provider aufnehmen - was sie ja auch müssen, um weiter im umkämpften Telekommunikationsmarkt mitzumischen. In aller Regel ist die Freischaltung des TV-Angebotes bei Kabel-Anschlüssen keine Voraussetzung für die Nutzung von Internet und Telefonie. Es werden also lediglich Kosten für das Internet- bzw. Telefonie-Paket fällig, wenn kein Kabelfernsehanschluss gewünscht ist. Der Fernseh-Empfang ist schließlich auch über Live-TV-Dienste im Internet möglich.
Die Technik für den schnellen Internetzugang per TV-Kabel (DOCSIS) ist ausgereift, das zeigt ihr höherer Marktanteil in anderen Ländern - nur sind eben längst nicht alle deutschen Haushalte verkabelt. Kabel-Internet-Anschlüsse gibt es vor allem dort, wo auch VDSL-Anschlüsse vorhanden sind - die ländliche Bevölkerung geht oft leer aus. Mit dem Ausbau ihrer Netze holen die Kabelbetreiber jedoch den Vorsprung der DSL-Technik allmählich auf. Die Kabelnetze haben sich damit zur echten Konkurrenz für das Breitband-Internet via DSL-Leitung gemausert.
Experten prognostizieren, dass in den kommenden Jahren Internet via Kabelanschluss den Anteil am Breitband-Markt im zweistelligen Prozentbereich weiterhin halten wird. Viele Kabel-Netzbetreiber bauen aber inzwischen auch echte Glasfaser-Anschlüsse bis zum Kunden. Auf unserer gesonderten Ratgeberseiten erfahren Sie mehr über die Technik und Geschichte des TV-Kabelnetzes in Deutschland und den Wegfall des Nebenkostenprivilegs am 30. Juni 2024. Aktuelle Kabel-Internet-Angebote im Vergleich können Sie unserer Tarif-Übersicht entnehmen.
- Überblick: Internet, Telefon und Triple-Play über TV-Kabel
- Kabel-Internet-Anbieter und ihre Tarife im Überblick
- Recht auf Breitband-Internet: So fordern Sie es ein
- Kabel-Anschluss zu langsam: So wehren Sie sich
- Triple Play: Internet, Telefon und Fernsehen aus einer Hand
- Hintergrund: So funktioniert ein Kabelnetz
- Netzebene 3 und 4 im Kabelnetz: Was bedeutet das?
- DOCSIS: Gigabit per TV-Kabel - bald auch symmetrisch
- Internet via TV-Kabel für Geschäftskunden
- Internet via Kabel: Eine echte DSL-Alternative
- Den richtigen Router für (V)DSL und TV-Kabel finden
- Kabel-Router kaufen: Verfügbare Modelle und Hinweise
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