ICE-Portal: Joyn und Bahn beenden Zusammenarbeit
"Joyn Selection" ist ab Sommer nicht mehr in ICE-Zügen verfügbar
Bild: Joyn
Seit längerer Zeit kooperieren ProSiebenSat.1 und die Deutsche Bahn, so konnte bereits der mittlerweile eingestellte Service "maxdome onboard" in ICE-Zügen genutzt werden. Danach wurde die Zusammenarbeit mit "Joyn Selection" fortgesetzt. Damit ist allerdings am 1. Juli Schluss, denn der Vertrag zwischen beiden Unternehmen läuft zu diesem Zeitpunkt aus.
Streaming im Bahn-WLAN
"Joyn Selection" ist ab Sommer nicht mehr in ICE-Zügen verfügbar
Bild: Joyn
Der Vorteil von Joyn Selection besteht im Prinzip darin, dass die Filme auf eigenen Bahn-Servern liegen und Fahrgäste diese beim Einloggen im WLAN-Netz des ICE streamen können. Dazu muss man das Tablet oder Smartphone mit "WIFIonICE" oder "WIFI@DB" verbinden und die Seite "ICEportal.de" aufrufen. Im Anschluss können Filme und Serien direkt im Browser abgespielt werden. Viele Inhalte sind kostenfrei verfügbar, darüber hinaus bekommen Kunden von Joyn PLUS+ weitere Premium-Inhalte angeboten.
Allerdings fallen bereits sukzessive Inhalte weg, so haben Kunden schon jetzt keinen Zugriff mehr auf die genannten Premium-Inhalte. Wer häufiger im ICE unterwegs ist und Joyn genutzt hat, kann das in Zukunft weiter tun, allerdings nicht mehr über das ICE-Portal. Im Bord-WLAN bzw. Mobilfunknetz können Inhalte von Joyn weiterhin wie gewohnt per App gestreamt werden. Ob das Mobilfunknetz im Zug dafür allerdings stabil genug ist, steht auf einem anderen Blatt.
Neuer Kooperationspartner
Aktueller Hinweis im ICE-Portal der Bahn
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Die Deutsche Bahn will weiterhin Streaming an Bord ihrer ICE-Züge anbieten und arbeitet deshalb an einem alternativen Angebot. Allerdings gibt es zumindest unter den deutschen Streaming-Anbietern nicht viel Wettbewerb. Neben Joyn bleibt im Prinzip "TVNOW" der Mediengruppe RTL. Darüber hinaus sorgen nur noch SVoD-Dienste von US-Anbietern wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ für Konkurrenz. Warum diese jedoch ausgerechnet mit der Deutschen Bahn kooperieren sollten, ist fraglich.
Gerade die Marktführer erreichen auch bereits ohne Kooperationen einen Großteil der deutschen Haushalte, Prime Video vor allem in Kombination mit dem kostenlosen Versand bei Amazon, welcher ebenso hierzulande sehr häufig genutzt wird. Auch Mitbewerber Disney+ ist in den vergangenen Monaten stark gewachsen und belegt selbst bereits den dritten Platz unter den Marktanteilen der Streaming-Dienste in Deutschland. Netflix ist in Deutschland ohnehin bereits auf Platz 1.
TVNOW ist wenig attraktiv
Unter den lokalen Anbietern bleibt also nur das bereits zuvor genannte TVNOW als Alternative, deren Angebot ist aber insgesamt wenig attraktiv. Den Kern bilden hier lokale RTL-Inhalte und Shows, welche jedoch keinen wirklichen Mehrwert für Zuschauer bieten. Damit würde das ICE-Portal für Reisende vermutlich sogar an Qualität verlieren. Vor allem Airlines setzten bei ihren Unterhaltungsangeboten oft auf sehr aktuelle Blockbuster.
Wenn die Schiene also insbesondere im Inland das Flugzeug ersetzen soll, sollte man hier ähnliche Unterhaltungsangebote an Bord bereitstellen. Langfristig wären wohl die Studio-Streamer wie Paramount+ interessant, denn diese bieten Blockbuster zum Kinostart gleichzeitig auf ihren eigenen Streaming-Diensten an. Das dürfte auch bei einem potenziellen Start von HBO Max in Deutschland ähnlich sein. In den kommenden Wochen wird dazu aber ohnehin mehr Klarheit herrschen, dann gibt die Bahn ihren neuen Kooperationspartner bekannt.
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