Erfahrungen

Kostenloses WLAN-Netz in Berlin: Details zu Nutzung und Technik

Nutzung für Berliner und Touristen ohne Aufwand möglich
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Medienvertreter bestaunen einen Kabelverzweiger. Im oberen Teil ist das WLAN-Modul Medienvertreter bestaunen einen Kabelverzweiger. Im oberen Teil ist das WLAN-Modul
Foto: teltarif.de
Staunende Blicke, sprichwörtliche Fragezeichen über dem Kopf und leichtes Kopfschütteln. Diese Reaktionen waren heute bei Passanten in der Kleinen Präsidentenstraße am Hackeschen Markt in Berlin zu beobachten. Zu diesem Zeitpunkt gingen sie an einer Traube von Menschen vorbei, die einen etwa 1,50 Meter hohen grauen Kasten bestaunten, ihn fotografierten oder sogar mit Fernsehkameras filmten. Diese unscheinbare Box soll jedoch für Berlin ein Anfang sein. Ein Anfang für ein möglichst flächendeckendes WLAN-Netz, das die komplette Berliner Innenstadt abdeckt. Das Projekt hat Kabel Deutschland als Netzbetreiber heute zusammen mit der mabb, der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg, vorgestellt.

Medienvertreter bestaunen einen Kabelverzweiger. Im oberen Teil ist das WLAN-Modul Medienvertreter bestaunen einen Kabelverzweiger. Im oberen Teil ist das WLAN-Modul
Foto: teltarif.de
Die Nutzung des Netzes ist denkbar einfach. Wer die WLAN-Kennungen "KD WLAN Hotspot+" oder "30 Min Free WIFI" bei einem WLAN-Scan findet, kann sich direkt einloggen. Er bekommt eine Startseite von Kabel Deutschland angezeigt, die ihm nach der Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen 30 Minuten kostenloses Surfen pro Tag verspricht. Direkt nach dieser Zustimmung ist der Kunde online - anders als bei vielen anderen kommerziellen Hotspots mit Highspeed-Geschwindigkeit. 100 MBit/s betrage die Anbindung im Downstream.

Kabel-Deutschland-Kunden surfen unlimitiert

Für zahlenden Kunden von Kabel Deutschland gibt es ein weiteres Bonbon: Sie können sich über den üblichen Login zum Kundencenter bis zu fünf Login-Kennungen freischalten lassen. Bei der Eingabe dieser Login-Daten surft der Kunde dann ohne jegliche Limitierung an den Hotspots. Durch die Möglichkeit, einen automatischen Login zu nutzen, erfolgt die Anmeldung am Hotspot sogar vom Nutzer unbemerkt vollautomatisch, wählt er sich wieder ein - ganz so, als wäre er zu Hause oder im Büro am WLAN angemeldet. Pro Login ist nur eine automatische Anmeldung möglich, bei Bedarf muss der Kunde also weitere Logins für weitere Geräte anmelden.

Die Kabel-Deutschland-Hotspots, senden auf zwei Kennungen: 30 Min Free WIFI Die Kabel-Deutschland-Hotspots, senden auf zwei Kennungen: "30 Min Free WIFI"
(Bilderstrecke zum Login mit Klick auf dieses Bild)
Foto: teltarif.de
Im ersten Test am Rande der offiziellen Launch-Veranstaltung machte das neue Angebot eine gute Figur. Der Login war, egal ob per Smartphone oder Laptop, denkbar einfach und der Internetzugang sehr schnell. Die Nutzung der speziellen Software für iPhone bzw. iPad und künftig auch für Android-Geräte ist nicht unbedingt erforderlich, macht aber die Suche nach Hotspots einfach. Mit einem Klick auf das nebenstehende Bild gelangen Sie in eine Bilderstrecke, die Sie durch den Anmeldeprozess führt.

44 kostenlose WLAN-Hotspots für Berlin

Das Medieninteresse war - gemessen an dem Radius, den Kabel Deutschland Stand heute abdeckt, enorm. Zahlreiche Kamerateams und Radio-Reporter sowie Print- und Online-Journalisten interessierten sich für die aktuell 44 Hotspots, die der Kabelnetzbetreiber aus München in Berlin nun scharf geschaltet hat. Dabei hat jeder der Outdoor-Hotspots einen Radius von etwa 100 bis 150 Metern, den er abdeckt. Die Art der technischen Umsetzung ist dabei geschickt gemacht: Untechnisch ausgedrückt hat Kabel Deutschland seine bestehenden Kabelverzweiger auf den Bürgersteigen mit einer WLAN-Antenne ausgerüstet. Großes Medieninteresse: Adrian von Hammerstein steht Rede und Antwort Großes Medieninteresse: Adrian von Hammerstein steht Rede und Antwort
Foto: teltarif.de

Dass doch etwas mehr zu tun ist, als nur einen WLAN-Router in den grauen, von den Journalisten bestaunten Kasten zu stellen, zeigt das Investitionsvolumen. Etwa 2 Millionen Euro lässt sich Kabel Deutschland das Pilotprojekt kosten. Dabei handelt es sich aktuell um ein reines Marketing-Instrument und ein Add-On für bestehende Kunden. Im Rahmen des Piloten will Kabel Deutschland aber auch die Akzeptanz für Bezahlangebote testen. So gibt es etwa zum Start keine Möglichkeit, die Hotspots nach dem kostenlosen 30 Minuten weiter zu nutzen, wenn der Nutzer nicht zufällig Kabel-Deutschland-Kunde ist. Später sollen aber auch Bezahlmodelle folgen, sagte Adrian von Hammerstein, der Vorstandsvorsitzende von Kabel Deutschland. Bis dahin soll das Netz auch auf 100 Hotspots in Berlin aber auch in Potsdam erweitert werden.

Einbindung privater Router in ein WLAN-Hotspot-Netz denkbar

Ein Handy vor dem WLAN-Modul Ein Handy vor dem WLAN-Modul
Foto: teltarif.de
Von Hammerstein warf auch einen Blick in die Zukunft: Er könne sich vorstellen, dass künftig nicht nur Kabelverzweiger oder auch Restaurants und Cafés mit Hotspots versorgt werden, sondern auf Privatleute so genannte Homespots anbieten könnten. Über die von Kabel Deutschland ausgegebenen Router wäre es möglich, so etwas zu implementieren, wenn die Kunden dieses wünschen. "Die Reichweite, die Sie damit generieren können, wäre gigantisch", so von Hammerstein. Er rechnet langfristig mit einer WLAN-Abdeckung von etwa 70 bis 80 Prozent. Für den Rest könne er sich ein spezielles Mobilfunkangebot vorstellen. Für Details dazu sei es aber noch zu früh. Am Pilotprojekt interessierte Restaurants und Cafés könnten sich an Kabel Deutschland wenden. Auch stünde das Pilotprojekt offen für andere Player im Markt, mit denen man kooperieren könne.

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