Digitalradio

DAB+ in Bayern: Besserer Klang, schlechterer Fehlerschutz

In Bayern soll der Klang von privaten Radio­pro­grammen auf DAB+ verbes­sert werden, ohne dass es für die Veran­stalter teurer wird. Das Ganze hat aber auch Tücken.
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Die Baye­rische Landes­zen­trale für neue Medien (BLM) möchte den Klang privater Radios im Digi­tal­radio DAB+ verbes­sern. Wie aus einem Proto­koll des Hörfunk­aus­schusses zu Lizenz­ver­län­gerungen von lokalen Sendern in den DAB+-Multi­plexen hervor­geht, wird den kommer­ziellen Sendern die Möglich­keit einge­räumt, die Programme künftig anstelle von bisher im Schnitt 72 kBit/s mit deiner Daten­rate von 96 kBit/s auszu­strahlen.

Damit würden sie ähnlich klingen wie die meisten öffent­lich-recht­lichen Programme des Baye­rischen Rund­funks (BR), die eben­falls 96 kBit/s verwenden.

Verbrei­tungs­kosten bleiben gleich

Der Sender Wendelstein des Bayerischen Rundfunks Der Sender Wendelstein des Bayerischen Rundfunks
Foto: BR
Die Verbrei­tungs­kosten sollen für die Sender nicht teurer werden, da die verwen­deten Capa­city Units (CUs) gleich bleiben. Die Umstel­lung auf einen besseren Klang geht jedoch zulasten der tech­nischen Reich­weite. In der Regel verwenden die Privat­radios aktuell den Fehler­schutz EEP-3A. Mit der Umstel­lung auf EEP-3B wird schon bei deut­lich weniger Bitfeh­lern das Signal nicht mehr ordent­lich wieder­gegeben, es kommt zu tech­nischen Ausset­zern.

In Bayern gibt es bereits Programme, die mit den neuen Para­metern senden. So verwendet der Münchner Aus- und Fort­bil­dungs­kanal M 94.5 schon seit längerem den schlech­teren Fehler­schutz zugunsten eines besseren Klangs. Im eigent­lichen Sende­gebiet, der Landes­haupt­stadt München, die mit DAB+ hervor­ragend ausge­baut ist, macht sich dieser Effekt kaum bemerkbar. Nur bei vielen Störern im Haus, etwa LED-Lampen, könnte das Signal in der Raum­mitte aussetzen, während viele andere Programme mit besserem Fehler­schutz noch störungs­frei zu hören sind.

Mehr Aussetzer bei Arabella Bayern

Anders sieht das beim Programm Arabella Bayern aus, das seit kurzem landes­weit, eben­falls mit 96 kBit/s und dem schlech­teren Fehler­schutz ausge­strahlt wird. Vor allem an den Empfangs­rän­dern und in noch nicht gut ausge­bauten Regionen kommt es hier, wie wir uns selbst in einem Test über­zeugen konnten, zu mehr Ausset­zern.

Auch diverse Radio­hörer aus Bayern haben uns das bestä­tigt, ein Leser schil­dert, dass das Programm Arabella Bayern in Teilen des Fran­ken­walds "kaum zu empfangen" sei, während die anderen Privat­radios im Multi­plex einwand­frei zu hören seien. Weit­gehend problemlos ist der Empfang in den Groß­städten wie München, Nürn­berg oder Augs­burg, da dort die Netze besser ausge­baut sind.

In vielen Bundes­län­dern kann eine solche Umstel­lung ohnehin noch nicht vorge­nommen werden, da die Multi­plexe bei weitem nicht so gut tech­nisch ausge­baut sind wie in Bayern. Landes­weit betreibt der Baye­rische Rund­funk inzwi­schen fast 80 DAB+-Sende­anlagen, und der Ausbau geht immer noch weiter.

Dennoch ist frag­lich, ob das Konzept dauer­haft aufgeht. Zwar sind die Programme künftig klang­lich iden­tisch mit denen des BR, aller­dings hat der öffent­lich-recht­liche Sender eine bessere tech­nische Reich­weite, da er einen besseren Fehler­schutz verwendet. Kommer­zielle Radios sind eigent­lich auf eine maxi­male tech­nische Reich­weite ange­wiesen.

Es gäbe noch die Möglich­keit, den schlech­teren Fehler­schutz durch eine Anhe­bung der Strah­lungs­leis­tung einzelner Sende­anlagen auszu­glei­chen. Doch damit würden sich aber wieder die Verbrei­tungs­kosten erhöhen.

Ein Grund für schlechten Klang über DAB+ ist häufig auch die Zufüh­rung aus den Sende­stu­dios. Ist diese nicht sauber oder zu stark kompri­miert, bringt auch eine höhere Daten­rate keine Verbes­serung.

Unter­schiede auch im Bundesmux

Dass Programme mit unter­schied­lichem Fehler­schutz arbeiten, ist kein Novum aus Bayern. Auch im ersten bundes­weiten Multi­plex gibt es diese Unter­schiede: So arbeiten die Programme von Deutsch­land­radio mit einem besseren Fehler­schutz als die neun Privat­radios.

Selbst bei diesen gibt es noch Unter­schiede, so haben Schwarz­wald­radio und Radio Schla­ger­para­dies einen schlech­teren Protec­tion Level als Sender wie Energy oder sunshine live. Dafür verbrau­chen sie weniger CUs, was die Verbrei­tungs­kosten für sie güns­tiger macht.

In einem aktu­ellen Podcast erklären wir, wie man den DAB+-Empfang verbes­sern kann.

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