Abrechnung "by call"

Mobiles Internet "by call": Das verlangen die Netzbetreiber

Kosten-Airbags bei E-Plus und o2, rein zeitbasierte Abrechnung in den D-Netzen
Von Marc Kessler

Mobiles Internet by call Die mobile Internet-Nutzung "by call"
ist bei allen Netzbetreibern kein Schnäppchen...
Montage: teltarif.de
E-Plus hat - wie berichtet - Anfang dieses Jahres einen Kosten-Airbag für die mobile Nutzung des Internets "by call" - also ohne gebuchte Datenoption - eingeführt. Kunden, die das mobile Internet auf diesem Wege - möglicherweise unbeabsichtigt oder im Glauben, ihr Tarif decke auch die mobile Datennutzung ab - in Anspruch nehmen, zahlen dafür ab sofort maximal 100 Euro pro Rechnungsmonat. Für Postpaid-Kunden sämtlicher Marken (E-Plus, BASE, Ay Yildiz, MTV Mobile, vybemobile) werden darüber hinaus seit 1. Januar nur noch 99 Cent pro übertragenem Megabyte statt bislang bis zu 6 Euro in Alttarifen fällig.

Kosten-Airbag bei E-Plus ist "freiwillige Kulanzleistung"

Mobiles Internet by call Die mobile Internet-Nutzung "by call"
ist bei allen Netzbetreibern kein Schnäppchen...
Montage: teltarif.de
Der Düsseldorfer Netzbetreiber betont zwar, bei dieser Begrenzung handele es sich um eine freiwillige Kulanzleistung, dennoch ist davon auszugehen, dass sich Kunden im Ernstfall auf die Zusicherung des Unternehmens verlassen können. Man verzichte "aktuell darauf, das via Internet by Call verbrauchte Datenvolumen über den Betrag von 100 Euro hinaus zu berechnen", so E-Plus-Pressesprecher Klaus Schulze-Löwenberg Anfang des Monats gegenüber unserer Redaktion.

Wir wollten wissen: Welche Regelungen gelten bei den anderen drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern Vodafone, Telekom Deutschland und o2? Gibt es auch hier vergleichbare Sicherungs­mechanismen?

Vodafone: Zeitbasierte Abrechnung im Fünf-Minuten-Takt

Bei Vodafone ist dem nicht so. Zwar verkaufe man, betont Pressesprecher Thorsten Höpken, "internetfähige Smartphones ausschließlich mit Tarifen, die bereits eine Internet-Flatrate beinhalten". Daher ist man bei Vodafone der Meinung: "Dieses Vorgehen macht sogenannte Kosten-Airbags unnötig."

Allerdings: Kunden, die ihr Smartphone nicht in Verbindung mit einem Tarif oder in einem beliebigen Online-Shop bestellen, betrifft dies nicht. Sie stecken ihre Vodafone-Karte gegebenenfalls eben auch ohne gebuchten Datentarif in ihr Smartphone. Dann gilt bei Vodafone jedoch: "Bei Auswahl eines Tarifes ohne Internet-Flatrate wird Datennutzung zum voreingestellten Preispunkt 'Vodafone live! by time' abgerechnet." Und in diesem Standardtarif fallen 9 Cent pro Minute bei Abrechnung im Fünf-Minuten-Takt an. Überträgt das Smartphone also unbemerkt langfristig auch nur kleine Datenmengen, summiert sich diese zeitbasierte Abrechnung auf einen extrem hohen Rechnungsbetrag.

"Reportingmechanismen" sollen Schlimmeres verhindern

Immerhin: Vodafone verweist darauf, dass es interne "Reportingmechanismen" gebe, die in solchen Fällen unter Umständen greifen. Einerseits sei es möglich, dass "bei ungewöhnlichem Nutzungsverhalten" die Datennutzung des betreffenden Mobilfunkanschlusses gesperrt werde. Andererseits biete man fallbezogen auch Kulanzlösungen bei "Schockrechnungen" an.

Telekom verweist auf Kulanzregelungen im Einzelfall

Bei der Telekom sieht die Situation nicht wesentlich anders aus: Auch hier fallen über den Standardtarif "web'n'walk Starter" 9 Cent pro Minute an - wenn auch bei Abrechnung im Minutentakt (60/60). Der Magenta-Netzbetreiber sichert aber ebenfalls Kooperationsbereitschaft zu: "Kulanzregelungen sind nicht ausgeschlossen - aber eben Einzelfallbetrachtungen", schreibt uns Telekom-Pressesprecher Niels Hafenrichter. Betroffene Kunden sollten sich in einem solchen Fall direkt mit dem Kundenservice in Verbindung setzen.

o2: Doppelter Kosten-Airbag für Nutzer ohne Datenoption

Der Münchener Netzbetreiber o2 indes hat gleich zwei Airbag-Mechanismen für Kunden ohne Datenoption im Sortiment: Hier gibt es sowohl einen Maximalbetrag auf Tages- als auch auf Monatsbasis. Standardmäßig berechnet o2 seinen Kunden für die mobile Datenübertragung - wie auch die Deutsche Telekom - 9 Cent pro Minute (Minutentakt). Allerdings greift ab Erreichen eines Rechnungsbetrags von 3,50 Euro am jeweiligen Nutzungstag ein Kostenlimit; der Kunde wird automatisch so gestellt, als habe er die Tages-Flatrate zu 3,50 Euro gebucht.

Auf Monatsbasis hat o2 bereits im Herbst 2010 einen Kosten-Airbag für die Internutzung "by call" eingeführt, wie Pressesprecher Albert Fetsch betont. Hier ist in punkto Berechnung bei 75 Euro pro Monat Schluss. Kunden ohne Datenpaket zahlen den Betrag von 75 Euro zudem nur einmalig. Ab dem nächsten Monat bekommen sie automatisch das Internet-Pack M plus aufgebucht.

Kommentar: Löbliche Sicherheitsmechanismen bei o2 und E-Plus

Im Fazit sind die bei o2 schon seit gut einem Jahr und bei E-Plus jüngst eingeführten Sicherheitsmechanismen für Kunden ohne gebuchte Datenoption zu begrüßen. Sicherlich sind auch 75 Euro beziehungsweise 100 Euro pro Monat kein Schnäppchen, zumal der E-Plus-Nutzer diesen Betrag bei fortgesetzter "by-call"-Nutzung wohl zwei Mal zahlen wird, da die erste "Schockrechnung" erst mit zeitlicher Verzögerung zugestellt wird und bis dahin auch im Folgemonat der Maximalbetrag bereits angefallen sein dürfte.

Dennoch: Im Vergleich zu Beträgen von bis zu mehreren tausend Euro muten diese Sicherheitslimits als noch tolerabel an. Zum Vergleich: Synchronisiert sich das Smartphone eines Vodafone-Nutzers ohne Datentarif nur vier Mal pro Stunde unbemerkt, fallen vier Mal 45 Cent (9 Cent im 5-Minuten-Takt) - insgesamt also 1,80 Euro - pro Stunde an. Über einen Monat summiert sich dies auf sage und schreibe 1296 Euro. Beiden D-Netz-Anbietern stünde es daher gut an, ebenfalls über einen "Kosten-Airbag" für diese (teils unbedarfte) Nutzergruppe nachzudenken.

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