Auch Telefónica setzt auf Netz-Kooperationen
Telefónica (o2 Germany hat zahlreiche Kooperationspartner.
Foto: Telefonica, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder Telefónica sind auf dem deutschen Markt normalerweise starke Konkurrenten und immer bestrebt, dem jeweils anderen Kunden abzujagen. Trotz aller Konkurrenz gibt es auch eine intensive Zusammenarbeit, denn ein Vodafone-Kunde würde es nicht verstehen, wenn er auf einmal keine Kunden der Telekom oder von Telefónica mehr erreichen könnte, weil es dorthin keine Verbindung gibt. Doch im Ernst: In den Anfangszeiten der Telefonnetze (in den USA) war es genauso: Man konnte nur Kunden des gleichen Netzes erreichen.
Nicht nur Telekom und Vodafone
Telefónica (o2 Germany hat zahlreiche Kooperationspartner.
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Bereits gestern hatten die beiden Netzbetreiber Deutsche Telekom und Vodafone Deutschland die Verlängerung ihrer Festnetz-Kooperation bekannt gegeben.
Der dritte im Bunde, die Telefónica Deutschland (o2) setzt bereits seit über zehn Jahren auf solche freiwilligen Vereinbarungen, teilte das Unternehmen mit.
Langfristiger VDSL- und FTTH-Zugang über Telekom-Infrastruktur
Bereits im Oktober 2020 hatten Telefónica (o2) und die Deutsche Telekom ihre Festnetz-Partnerschaft verlängert und um den Zugang zu leistungsfähigen Glasfaser-(FTTH)-Anschlüssen erweitert. Über das VDSL-Netz der Telekom kann Telefónica etwa rund 33 Millionen Haushalte mit seinen o2 Festnetzprodukten erreichen.
Das FTTH-Angebot für o2-Kunden auf Basis der bereits gebauten oder noch auszurollenden Telekom-Infrastruktur wird künftig Internet-Highspeed von bis zu 1 GBit/s (Download) ermöglichen.
Kooperation gibt Planungssicherheit
„Die langfristige Kooperation mit der Deutschen Telekom gibt uns Planungssicherheit. Unseren o2-Kunden können wir künftig vor allem in Großstädten einen Zugang zum Glasfasernetz anbieten. Auf dieser Basis können wir unseren Kunden erstklassige konvergente Produkte anbieten", betont Markus Haas, Chef von Telefónica Deutschland (o2).
Kooperation mit Vodafone: Erstmalig kommt Wholesale im Kabel
Im November hat o2 mit der Vermarktung von Festnetzanschlüssen über die (Koax-)Kabelinfrastruktur von Vodafone begonnen. Das ist die erste Kabel-Wholesale-Partnerschaft in Deutschland, vorher hatten viele Fachleute ein Resale von Kabel-TV-Anschlüssen als "technisch schier unmöglich" angesehen.
o2 freut sich, "neuen Schwung in den deutschen Breitbandmarkt" zu bringen. Das Zugangsabkommen war im Frühjahr 2019 unterzeichnet worden und sichert o2 langfristig den Zugriff auf die Kabelinfrastruktur von Vodafone in Deutschland mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 300 Mbit/s.
Später könnte es noch schneller werden, sagt o2-CEO Markus Haas in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" voraus, im Vertrag scheint noch Spielraum zu sein.
o2 bietet Festnetz in Deutschland
Während o2 sein 4G/5G-Mobilfunknetz selbst ausbaut und betreibt, setzt der Anbieter im Festnetzgeschäft auf Partnerschaften. Neben der Infrastruktur der Deutschen Telekom und der Kooperation mit Vodafone erhält o2 künftig auch Zugang zur Kabel- und Glasfaserinfrastruktur von Tele Columbus ("Pyur"). Dazu kommt die Abdeckung, die o2 über regionale Kooperationen wie mit dem Anbieter vitroconnect, EWE TEL und wilhelm.tel realisiert.
Kooperationen noch stärker im Mobilfunk
Auch im Mobilfunkbereich kommt es viel stärker als in früheren Jahren zu Kooperationen. Damit können unterversorgte Regionen besser versorgt werden.
Zur Erschließung komplett unversorgter Gebiete („white spots“) wurde eine Zusammenarbeit der investierenden Mobilfunkanbieter beschlossen. Gemeinsam werden die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und o2 insgesamt 6000 so genannter weiße Flecken in der Mobilfunkversorgung insbesondere in ländlichen Regionen schließen, jeder Anbieter soll etwa 2000 Stationen bauen und seine Mitbewerber drauf lassen.
Weiteres Potenzial: o2 in Gesprächen
o2 befindet sich derzeit in bilateralen Gesprächen, um eine gemeinsame Nutzung und den gezielten Ausbau bei sogenannten grauen Flecken – wo bisher nur ein Anbieter über eine Versorgung für seine jeweiligen Kunden verfügt – zu ermöglichen.
Dabei werden erstmalig gemeinsam Sendesystemen und Antennen (MOCN - Multi Operator Core Network) genutzt, was bisher aus fernmelde- und kartellrechtlichen Gründen nicht gewünscht/erlaubt war.
Bei o2 ist man überzeugt, dass solche Kooperationen zwischen den Betreibern einen echten Mehrwert für die Kunden liefern können, "wenn diese in einem wettbewerbsrechtlich passenden Rahmen stattfinden". o2 hofft, "dass wir im Sinne der Verbraucher zu einer guten Lösung kommen werden."