Kooperation

VDSL und Glasfaser: o2 mietet Telekom-Netz für 10 Jahre

o2 hat seine DSL-Infra­struktur abge­baut und mietete daher das VDSL-Netz der Telekom an. Nun erhält o2 als erster Zugriff auf das Glas­faser-Netz der Telekom - für 10 Jahre.
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Telekom und o2 arbeiten im Festnetz weiter zusammen Telekom und o2 arbeiten im Festnetz weiter zusammen
Bild: Telekom / Telefonica
Schon seit 2013 betä­tigt sich Telefónica als Reseller des Telekom-Fest­netzes und bietet VDSL- und Vecto­ring-Anschlüsse unter der Marke o2 an. Seine eigene veral­tete DSL-Infra­struktur hat Telefónica in Deutsch­land weit­gehend abge­baut. Durch die von der Bundesnetz­agentur regu­lierten Miet­preise sind insbe­son­dere bei hohen VDSL-Geschwin­dig­keiten die Tarife von o2 zwar nicht signi­fikant güns­tiger als die der Telekom, aber immerhin kann o2 seinen Kunden damit beispiels­weise Kombi-Tarife aus Fest­netz und Mobil­funk anbieten.

Heute geben beide Unter­nehmen bekannt, dass die Zusam­men­arbeit im Fest­netz-Bereich verlän­gert wurde - und das sogar gleich für 10 Jahre. Eine revo­lutio­näre Neue­rung gibt es dabei auch: o2 erhält nicht nur weiterhin Zugriff auf das VDSL-Netz der Telekom, sondern als erster Wett­bewerber auch auf das FTTH-Netz der Telekom. Die Verein­barung soll im Früh­jahr 2021 in Kraft treten.

Vertrag hat auch Vorteile für die Telekom

Telekom und o2 arbeiten im Festnetz weiter zusammen Telekom und o2 arbeiten im Festnetz weiter zusammen
Bild: Telekom / Telefonica
Die Telekom schließt den VDSL-Vecto­ring-Ausbau vermut­lich spätes­tens 2021 ab und wird ab diesem Zeit­punkt dann nur noch Glas­faser direkt in die Gebäude verlegen. Ein Reseller wie o2 muss also schauen, dass er durch einen Vertrag auch Zugriff auf dieses Netz bekommt, wenn er nicht ins Hinter­treffen geraten will und selbst keine Glas­faser­netze bis zum Kunden baut.

Die Telekom wird o2 per Vertrag neben den bestehenden VDSL-/Vecto­ring­anschlüssen auch erst­malig ihre High­speed-Glas­faser­netze (FTTH) mit einer Down­load-Geschwin­dig­keit von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde zur Nutzung bereit­stellen. Das sichert der Telekom auch einen Vorsprung. Sie kann zukünftig schnel­lere Geschwin­dig­keiten per FTTH anbieten, o2 darf aber zunächst nur 1-GBit/s-Anschlüsse anbieten und muss den Vertrag in ein paar Jahren nach­ver­han­deln, wenn o2-Kunden nach höheren Geschwin­dig­keiten als 1 GBit/s fragen, was wahr­schein­lich noch nicht so schnell der Fall sein dürfte.

Das Kontin­gent­modell soll der Telekom erlauben, lang­fristig die Auslas­tung ihrer Netze zu sichern, während Telefónica zu güns­tigen Kondi­tionen gesi­cherten Zugriff auf die Netze der Telekom hat. Die Deut­sche Telekom plant, "in erheb­lichem Maße" in den Ausbau ihrer FTTH-Netze zu inves­tieren, wofür die lang­fristig gesi­cherten Erträge aus diesem Geschäft ein wich­tiger Baustein sind. Die Telekom strebt ähnliche Verein­barungen über Vorleis­tungs­pro­dukte auch "mit anderen Markt­teil­neh­mern" an.

Koope­ration wird noch Bundesnetz­agentur vorge­legt

Die zwischen Telefónica und der Telekom abge­schlos­sene Koope­ration unter­liegt noch der regu­lato­rischen Zustim­mung. Beide Parteien werden den Vertrag in diesen Tagen der Bundesnetz­agentur vorlegen. Im Bereich Glas­faser arbeiten die Telekom und o2 übri­gens für einen anderen Zweck bereits zusammen: Die Telekom bindet mit ihrem Glas­faser­netz rund 5000 Mobil­funk­sta­tionen der Telefónica an.

Im vergan­genen Jahr hatte teltarif.de darüber berichtet, dass o2 mit seinen Kunden (unter anderem aufgrund der Unity­media-Über­nahme durch Voda­fone) Zugang zum Voda­fone-Kabel­netz und auch zum Kabel­netz von Pyur/Tele Columbus erhält. Seither ist es um dieses Thema sehr still geblieben. Auf Anfrage teilte o2 der teltarif.de-Redak­tion im März 2020 mit, dass Telefónica Deutsch­land "noch im Laufe dieses Jahres" Zugriff auf die Kabelin­fra­struktur von Voda­fone erhalten soll. Hierfür bereite man die entspre­chenden tech­nischen und kommer­ziellen Schnitt­stellen vor.

Auch für die Kabel- und Glas­faser­koope­ration mit Tele Columbus würden die Vorbe­rei­tungen bereits laufen. Den konkreten Start­termin werde man "recht­zeitig bekannt geben".

Die Bundesnetz­agentur lobt auffällig enthu­sias­tisch den FTTH-Resale-Vertrag zwischen o2 und der Telekom. Sie deutet aber auch unver­hohlen an, dass sich andere Provider mögli­cher­weise noch mit der Telekom streiten.

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