Raspberry Pi 2 im Test: Gut und günstig?
Das eigene Mini-PC-Vorhaben für nur 40 Euro? Der Raspberry Pi 2 verspricht Technik-Fans, für wenig Geld Projekte umsetzen zu können und vollständige Betriebssysteme zu betreiben. Unser Test zeigt allerdings, dass die Umsetzung nur mit Hindernissen gelingt.
Für rund 40 Euro inklusive Versand kann der Raspberry Pi 2 in zahlreichen Online-Shops bestellt werden.
Hardware: Quad-Core und 1 GB RAM
Ausgepackt: Raspberry Pi 2
Bild: teltarif
Einmal ausgepackt präsentiert sich das Gerät als relativ schmucklose Platine, auf der unterschiedliche Hardwarekomponenten verbaut sind. In Punkto Leistung spielt der Mini-PC etwa in der selben Liga wie aktuelle Einsteiger-Smartphones. Für die nötige Power sorgt ein Quad-Core-Prozessor, wobei jeder Kern mit 900 MHz getaktet ist. Der ein Gigabyte große Arbeitsspeicher und eine interne Grafikkarte mit Open-GL-Support runden das Leistungsportfolio ab. Anders als aktuelle Tablets und Smartphones bietet der Mikro-Computer allerdings weder ein WLAN- noch ein Bluetooth-Modul. Diese müssen von dem Käufer auf Wunsch selbst nachgerüstet werden.
Raspberry Pi 2 Model B (ca. 40 Euro) | |
Komponente | Leistung |
CPU | ARM Cortex-A7 Quad-Core, 4x 900 MHz |
RAM | 1 GB |
Grafikkarte | Broadcom VideoCore IV mit Open-GL-Support |
Video/Audio | 1x HDMI, 1x Komponenten-Ausgang |
Speicher | Micro-SD-Kartenslot |
USB-Anschlüsse | 4x USB 2.0 |
Netzwerk | 1x LAN 10/100 RJ45 |
Strom | Micro-USB (1 500 – 2 000 mA) |
Abmessung | Breite: 53,98 mm, Höhe: 20,00 mm, Länge: 85,60 mm |
Weitere Ausstattungsmerkmale: 40 programmierbare Pins, Stereo-Audioausgang |
Einmal ohne Alles
Das Gerät kommt in einer schlichten Kartonverpackung
Bild: teltarif
Ohne Gehäuse, Software und Zubehör: Zum Budget-Kaufpreis des Raspberry Pi 2 kommen weitere Kosten hinzu. So fehlt beispielsweise ein Stromkabel, um das Gerät überhaupt in Betrieb nehmen zu können. Zwar lässt sich der Mini-PC auch mit einem herkömmlichen Micro-USB-Ladekabel betreiben, doch nur Modelle mit einer Leistung zwischen 1 500 und 2 000 mA eignen sich dafür.
Weiterhin wird eine Micro-SD-Speicherkarte benötigt, auf der das Betriebssystem abgelegt wird. Je nachdem für welches OS sich der Nutzer entscheidet, ist eine Karte mit mehr oder weniger Kapazität erforderlich. Um den Raspberry Pi 2 mit einem TV- oder Computer-Display zu verbinden, wird zudem ein gewöhnliches HDMI-Kabel benötigt. Ähnliche wie beim PC werden zudem eine USB-Tastatur und -Maus benötigt, um grafische Benutzeroberflächen bedienen zu können.
Wer alle Komponenten nachträglich dazukaufen muss, sollte etwa 25 Euro zusätzlich einkalkulieren. Daher kann es sich durchaus lohnen, ein sogenanntes StarterKit oder All-In-Bundle für rund 70 Euro zu kaufen. Darin sind bereits alle wichtigen Zubehörteile und ein Gehäuse enthalten. Kunden, die den Raspberry Pi 2 allerdings ausschließlich zur Geräte-Steuerung nutzen möchten, sind mit der Standard-Variante dennoch gut beraten.
Windows 10 auf dem Raspberry Pi 2
Windows 10 IoT
Bild: teltarif
Auch Microsoft hat den großen Hype um den Raspberry Pi 2 für sich erkannt und möchte davon profitieren. Im Rahmen seines Windows 10 Preview Programms stellt der Konzern Frühentschlossenen eine eigene Entwicklungsumgebung für den Mini-PC zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die "Internet of Things"-Version des kommenden Betriebssystems.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Windows 10 IoT sich richtet sich vor allem an Entwickler, die ihre eigenen Anwendungen für den Raspberry Pi 2 schreiben möchten. Primär sind das Apps ohne grafische Benutzeroberfläche, die nur einen Anwendungszweck (Single Purpose Apps) haben. Dabei wird das Board häufig zur Signal- oder Lichtsteuerung genutzt. In sogut wie jedem Fall arbeitet Windows 10 nur im Hintergrund und dient als eine Art Bootloader.
Um selbst tätigt zu werden, können Entwickler über die Webseite "connect.microsoft" die aktuelle OS-Version herunterladen. Um das "Windows Developer Program For IoT" nutzen zu können, muss auf dem Rechner mindestens Visual Studio 2015 in der Professional Variante installiert sein.
Auf dem Build Tour-Event zeigte Microsoft eine Windows-10-Beispielanwendung für den Raspberry Pi 2. Dabei wurde eine Lampe mit dem Chip verbunden und über eine grafische Oberfläche gesteuert. Im Unterschied zu den meisten Lichtsteuerungsanwendungen konnte der Nutzer per Mausklick auf einen Button das Licht an- und ausschalten. Obwohl diese Funktionalität bei vielen Smart-Home-Lösungen bereits zum Einsatz kommt, erfolgt die Berechnung der grafischen Nutzeroberfläche meist nicht direkt auf dem Gerät, sondern auf dem Smartphone oder Tablet des Nutzers.
Software für lau
Die Hardware des Raspberry Pi 2
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Die angebotene Software ist kostenfrei und finanziert sich vor allem durch die freiwilligen Spenden aus der Nutzer-Community. Zudem werden Einnahmen über vorbereitete SD-Speicherkarten und weiteres Zubehör generiert, das sich im Online-Shop bestellen lässt.
Neben der freien Hardware-Architektur, lassen sich auf den Raspberry Pi 2 auch zahlreiche Open-Source Betriebssystem aus dem Linux-Umfeld aufspielen. Eine gute Anlaufstelle für die entsprechende Software ist die Download-Sektion auf der offiziellen Raspberry-Pi-Webseite.
Manche verstehen sich dabei als vollständiges Betriebssystem mit klassischer grafischer Nutzeroberfläche und sind bereits mit Alltags-Anwendungen zum Surfen und Medien-Konsum ausgestattet. Andere Installationen hingegen haben sich wiederum auf bestimmte Bereiche, wie etwa die Wiedergeben von Multimedia-Inhalten, spezialisiert.
Konkurrenz zu Amazon Fire TV und Chromecast?
Zubehör ist nicht die große Stärke des Raspberry Pi 2
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Viele nutzen ihren Raspberry Pi 2 auch als Media-Center. Für diesen speziellen Anwendungszweck haben Entwickler mit dem OSMC (Open Source Media Center) ein kostenfreies System entwickelt, welches vollständig auf die Wiedergabe von Medieninhalten ausgelegt ist.
Neben Videos können auch Fotos und Audiodateien abgespielt werden. Seit dem 1. Mai lässt sich OMSC TV auch unter dem Betriebssystem Noobs ausführen, welches wir ausführlich auf Seite 2 vorstellen.
Für Entertainment-Fans gibt es aktuell eine Fülle an Alternativ-Angeboten auf dem Markt, die sich ebenfalls als Media-Center verstehen.
Zunächst könnte angenommen werden, dass der Raspberry Pi 2 in einer Preisklasse mit Chromcast und dem Amazon FireTV Stick spielt. Doch aufgrund des akuten Zubehör-Mangels des Pi, liegt der Investitionsbetrag für den Mini-PC wesentlich höher. Daher werden Nutzer, die nur einen Client zum Abspielen von Mainstream-Medieninhalten suchen, mit dem Chromecast oder dem Amazon FireTV Stick vermutlich besser bedient und sparen zudem Geld.
Bastler, die hingegen großen Wert darauf legen, alle möglichen Dateiformate wiedergeben zu können und sich nicht an einen großen Content-Anbieter, binden möchten sind bei OSMC besser aufgehoben.
Nutzer, die hingegen auf die gewohnte Windows-Oberfläche auf dem TV nicht verzichten möchten, könnten sich für den Hannspree Micro PC interessieren. Der HDMI-Stick mit Windows 8.1 spielt mit rund 170 Euro allerdings in einer ganz anderen Preisliga.
Zwischenfazit zur Hardware des Raspberry Pi 2
Die geringe Ausstattung des Raspberry Pi 2i stellt den Nutzer zunächst vor einige Hürden. Ist die Speicherkarte allerdings erst einmal bespielt und das Hardware-Zubehör angeschlossen, funktioniert das Gerät zuverlässig.
Auf der nächsten Seite erklären wir Ihnen, wie Sie das Noobs-OS auf dem Raspberry Pi 2 betreiben.