Systemwechsel

Umstieg auf Tizen: Kehrt Samsung Android den Rücken?

Und täglich grüßt das Murmeltier: Ein Bericht aus Korea deutet erneut an, dass Samsung sich in Zukunft immer mehr von Android lossagen und stattdessen mit Tizen sein eigenes System aufbauen möchte. Doch noch ist Tizen alles andere als konkurrenzfähig.
Von Rita Deutschbein

Umstieg auf Tizen: Kehrt Samsung Android den Rücken? Kehrt Samsung Android den Rücken?
Bild: Tizen, Android / Montage: teltarif.de
Einem Bericht der Korea Times zufolge könnte Samsung in Zukunft seine enge Bindung zu Google und dessen Betriebssystem Android kappen und mehr auf das eigene System Tizen setzen. Das zumindest meint ein nicht näher benannter Senior-Manager von Samsung im Gespräch mit der Zeitung. Ohne eigenes Betriebssystem habe ein Unternehmen keine Zukunft, so die Aussage. Gleichzeitig zieht er den Vergleich mit dem Konkurrenten Apple, der seit Jahren von seinem eigens entwickeltem System iOS profitiert und dieses stetig ausbaut.

Umstieg auf Tizen: Kehrt Samsung Android den Rücken? Kehrt Samsung Android den Rücken?
Bild: Tizen, Android / Montage: teltarif.de
Platzhirsch im Segment der mobilen Betriebssysteme ist derzeit Google. Auch Samsung setzt seit Jahren nahezu ausschließlich auf diese Plattform. Zwar wurde mit Bada vor Jahren ein Versuch gestartet, ein eigenes System abseits von Google aufzubauen, doch scheiterte dieser. Im Jahr 2012 gab Samsung bekannt, Bada durch Tizen ablösen zu wollen. Die ursprünglich für Bada programmierten Apps sollten in Folge auch auf Tizen-Smartphones nutzbar sein. Doch trotz großer Pläne führt Tizen im Betriebssystem-Segment immer noch ein Nischendasein. Samsung hat in den vergangenen Jahren zwar immer wieder Smartphones mit Tizen-System entwickelt, doch wurden diese vor allem in Indien und weniger auf dem europäischen Markt verkauft.

Tizen: Kein Konkurrent für Android

Spekulationen darüber, dass Samsung sich irgendwann von Android lösen und mehr auf Tizen setzen könnte, gibt es bereits seit geraumer Zeit. Bislang hat der Konzern diesen Schritt aber noch nicht gewagt. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Vormachtstellung von Android nicht zu unterschätzen. Vor allem Europa und die USA - in denen das System eine große Rolle spielt - gehören zu den wichtigsten Märkten von Samsung. Android ist etabliert, wird stetig weiterentwickelt und bietet eine enorme Anzahl an Apps. Anwendungen wie Google Mail, Google Now, Maps, Google Drive und YouTube stehen selbst für aktuelle Tizen-Geräte zur Verfügung. Eine Abkopplung von Android sieht anders aus.

Zum anderen steht für Tizen aktuell nur eine sehr überschaubare Auswahl an Apps zur Verfügung. Aus diesem Grund hat der Hersteller vor zwei Jahren sogar den Verkaufsstart des ersten Tizen-Smartphones Samsung Z abgesagt. Erst wenn es ausreichend Apps für das neue System gebe, würde das Gerät auf den Markt kommen, so die Aussage damals. Seit damals hat Samsung zwar weiter an Tizen geschraubt, konkurrenzfähig zu Android ist es aber noch lange nicht. Und so bleibt die Frage, ob Samsung jemals den Schritt weg von Android wagen wird.

Tizen und seine Verbreitung

Tizen sei nicht nur eine Plattform, die für mobile Geräte entwickelt wurde, so der Samsung-Manager. Dementsprechend kommt das System nicht nur in Smartphones zum Einsatz. Samsung setzt neben seinen Smartwatches auch vermehrt bei seinen TV-Geräten auf Tizen. Einem Bericht des Marktforschungs­instituts IDC zufolge soll Tizen im Bereich Wearables bis zum Jahresende einen Marktanteil von 11,3 Prozent erreichen. Zum Vergleich: Apples watchOS und Android Wear sollen auf 49,4 bzw. 21,4 Prozent kommen.

Die Smartphone-Reihe Samsung Z ist vor allem in Indien beliebt. Hier hat der Hersteller mittlerweile die dritte Generation auf den Markt gebracht. Im ersten Quartal dieses Jahres seien in Indien laut dem Samsung-Sprecher rund 64 Millionen Tizen-Geräte verkauft worden. Auch auf Russland wolle sich Samsung künftig als Markt für Tizen konzentrieren.

Auch die kleineren Ökosysteme haben ihren Reiz. Was Ubuntu, Cyanogen, Tizen & Co. leisten, haben wir in einer weiteren News für Sie zusammengestellt.

Mehr zum Thema Mobiles Betriebssystem