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Analyse: Die Schwächen der Symbian-Touch-Edition

Nokias Betriebssystem ist in die Jahre gekommen
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In allen Menüs ist dem S60-System anzusehen, dass es eigentlich nicht für Nutzung per Touchscreen gedacht war. Den meisten Nutzern dürfte es in den Einstellungen oder im Dateimanager auffallen. Denn hier verlangt Symbian S60 5th Edition zum Aufrufen einer Funktionen einen Doppelklick. Das heißt: Mit einem Druck auf die jeweilige Option markieren Sie diese, mit einem weiteren öffnen Sie sie. Das kann auf Dauer schon nerven, zumal das Konzept nicht durchgängig ist. Oft gilt das Prinzip nur für die verschiedenen Optionen (zum Beispiel im Einstellungsmenü), nicht aber für deren Unterpunkte. Auch nach längerer Nutzung eines Symbian-S60-Handys mit Touchscreen wartet der Nutzer oft auf eine Reaktion, bevor er feststellt, dass er nochmals drücken muss.

Die Menüstruktur kann ebenfalls ihre Vergangenheit nicht verleugnen. Meist fehlt ein Button zum Schließen einer Anwendung, so dass Symbian S60 sie beim Verlassen nur in den Hintergrund legt, weiter ausführt und dadurch Speicher und Akku belastet. In den meisten Programmen muss der Nutzer zum echten Schließen in die Optionen navigieren und dort "Beenden" beziehungsweise "Exit" auswählen. Da sich der Menüpunkt aber immer ganz unten in der Liste befindet, ist Scrollen nötig. Verschachtelte Menüstruktur Verschachtelte Menüstruktur
Screenshot: teltarif.de

A propos Scrollen: Auch hier das Symbian einen gravierenden Nachteil gegenüber Betriebssystemen wie iPhone OS oder Android: Natives Scrollen, also etwa das Anstupsen einer Liste, wird nicht unterstützt. Nokia hat für seine Modelle Nokia 5800 XpressMusic und Nokia N97 immerhin durch ein Update für Verbesserungen gesorgt, die Sony-Ericsson-Geräte Satio, Vivaz und auch Vivaz Pro kommen aber ohne diese Funktion. Damit geht die Touchscreen-Bedienung deutlich schwieriger und langsamer von der Hand.

Zusatzsoftware installieren

Symbian-Systeme bringen in der Regel eine magere Softwareausstattung mit. Dies ist allerdings keine Lücke im Betriebssystem, sondern liegt an der Herstellern. Während Plattformen wie Android, iPhone und mittlerweile auch Windows Mobile allerdings AppStores zum Nachrüsten von Programmen mitbringen, muss Symbian passen. Einen zentralen Ort zum Herunterladen von Programmen gibt es nicht. Nokia zum Beispiel hält im Ovi Store zahlreiche Anwendungen für Symbian bereit, Sony Ericsson nutzt dafür die PlayNow-Arena.

Symbian-Software findet sich vielmehr verteilt im World Wide Web. Fündig werden Nutzer zum Beispiel in Shops wie mobile2day [Link entfernt] oder auf vielen Seiten freier Programmierer, die ihre Programme zum Großteil als Freeware veröffentlichen. Und hier spielt Symbian zugleich einen seiner großen Vorteile aus: Die Nutzer können im Prinzip beliebige Software installieren, nur signiert muss das Programm sein. Das Spieleangebot für Symbian ist ordentlich, da auch Java-Programme laufen – allerdings müssen die Programme für die Touchscreen-Bedienung optimiert sein. Sonst gibt es Probleme bei der Steuerung.

Ausblick: Das bringen neue Symbian-Versionen

Symbian^3 Hoffnung auf die
Zukunft: Symbian^3
Foto: Nokia
Mitte Februar hat die Symbian-Foundation das Betriebssystem Symbian^3 vorgestellt. Ab der zweiten Jahreshälfte 2010 sollen dann erste Geräte erscheinen. Mitglieder der Foundation sind übrigens neben Nokia, Samsung und Sony Ericsson auch Vodafone, Texas Instruments und viele andere Unternehmen, die sich mit der Mobilfunkbranche beschäftigen. Los geht es mit visuellen Neuerungen: Mehrere Startbildschirme, schickerer Musikplayer und verbessertes Multitasking sind nur einige. Aber auch technisch soll Symbian^3 Verbesserungen bringen. Dazu gehören die Wiedergabe von HD-Videos über HDMI, ein optimiertes Speichermanagement sowie schnellere 3D-Anwendungen. Ein wichtiges Argument für Symbian^3 ist auch Multitouch.

Ebenfalls fest eingeplant ist bereits die übernächste Version, also Symbian^4. Hier soll noch mehr Wert auf konfigurierbare Startbildschirme mit Widgets gelegt werden. Wichtig wird auf jeden Fall sein, die langen Listen- und Optionenmenüs endlich durch aussagekräftige Symbole zu ersetzen und damit für mehr Nutzerfreundlichkeit zu sorgen. Symbian^3 geht hier, betrachtet man die ersten Bilder, noch nicht weit genug.

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