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1&1-Netz: Bis 2030 in 390 Städten & 50 Prozent Abdeckung (Update)

Noch erfährt man wenig zum neuen 5G-Netz von 1&1, heute gabs aber einige Details dazu: Der Start soll mit 1000 Antennen statt­finden, bis 2030 soll das Netz in 390 Städten und mit bundes­weit 50 Prozent Abde­ckung stehen. Und Dommer­muth will keine weiteren Auktionen.
Von mit Material von dpa

Anläss­lich der Bekannt­gabe der Zahlen von United Internet wurden heute auch weitere Details bekannt: GMX und Web.de könnten verkauft werden, um damit den Aufbau des 1&1-Mobil­funk­netzes mitzu­finan­zieren.

In einer Konfe­renz mit Analysten, an der auch teltarif.de teil­nahm, hat Ralph Dommer­muth nun weitere Details zum Netz­aufbau bekannt gegeben. Einen genauen Start­termin gibt es noch nicht. Zum Start Mitte 2023 soll das 5G-Netz von 1&1 mit 1000 Anten­nen­stand­orten starten. Für 2025 werden 25 Prozent Bevöl­kerugs­abde­ckung ange­peilt, im Jahr 2030 soll das Netz in 390 Städten verfügbar sein. Alle Stand­orte zusam­men­gerechnet soll es sich dann im Jahr 2030 um eine bundes­weite Bevöl­kerungs­abde­ckung von 50 Prozent handeln. Zu einer Flächen­abde­ckung sagte Dommer­muth nichts. Ralph Dommermuth zum neuen 5G-Netz Ralph Dommermuth zum neuen 5G-Netz
Bild: dpa
Offenbar hilft dem Konzern die Verfüg­bar­keit der eigenen Tochter 1&1 Versatel für die Glas­faser-Anbin­dung der Basis­sta­tionen. Dommer­muth möchte hierfür aber gerne auch Glas­faser-Kapa­zitäten bei Stadt­netz-Betrei­bern anmieten. Mit Tele Columbus, an der der Konzern indi­rekt Anteile hält, werde aktuell ein Whole­sale-Vertrag ausge­han­delt.

Wie bereits früher berichtet werden zunächst wohl 5G-Tarife als Fest­netz­ersatz vermarktet, reine Mobil­funk-Tarife dann erst später.

Update 5. August: Korri­gierter Zeit­plan zum Netz­aufbau

Ralph Dommer­muth hatte in der gest­rigen Konfe­renz die Ausbau­pla­nung nicht ganz korrekt wieder­gegeben, der obige Absatz wurde nun korri­giert.

Ende des Updates.

Dommer­muth will Auftei­lung der Frequenzen statt Auktion

Bei der Vergabe von Mobil­funk­fre­quenzen fordert Ralph Dommer­muth, einen Verzicht auf die bisher übli­chen milli­arden­schweren staat­lichen Auktionen. Es sollte eine "Indus­trie­lösung" geben, bei der die vier Anbieter die Frequenzen auf dem Verhand­lungsweg unter­ein­ander aufteilen. "Ich inves­tiere das Geld auch lieber ins Netz, anstatt es für Frequenzen auszu­geben", sagte Dommer­muth der dpa in Monta­baur.

"Unter Aufsicht der Bundes­netz­agentur sollten sich die vier Netz­betreiber auf eine faire Vertei­lung einigen." Es geht ihm um nied­rige Frequenzen - im 700-, 800- und 900-Mega­hertz-Bereich, die eine große Reich­weite haben und für die Versor­gung auf dem Land wichtig sind.

Anfang 2026 wird Spek­trum frei, das bisher von der Telekom, Voda­fone und Telefónica (o2) genutzt wird. Künftig gibt es aber nicht nur drei, sondern vier Mobil­funk-Netz­betreiber in Deutsch­land. Denn im Sommer 2023 will 1&1 sein neues eigenes Netz für Handy-Kunden frei­schalten. Das Netz funkt künftig in höheren Frequenzen (2,6 und 3,5 Giga­hertz), deren Nutzungs­rechte die Bundes­netz­agentur 2019 verstei­gert hat und die vor allem für Städte mit einem hohen Daten­bedarf geeignet sind. Damals nahm der Staat 6,5 Milli­arden Euro von den vier Bietern ein. Ein Verzicht auf eine erneute Auktion wäre auch ein Verzicht auf hohe Staats­ein­nahmen.

Noch keine Fest­legung auf Verga­bever­fahren

Bei der anste­henden Vergabe geht es um für die Flächen­abde­ckung wich­tige "Lowband"-Frequenzen. Ob es wieder eine Verstei­gerung gibt, eine Vergabe gegen Gebühren oder einen ganz anderen Weg, hat die Bundes­netz­agentur noch nicht entschieden.

Dommer­muth bringt nun eine weitere Möglich­keit in die Diskus­sion ein. Der Manager betont aber, dass es im Falle eines Schei­terns der Bran­chen­gespräche doch wieder eine Verstei­gerung geben sollte. "Die Auktion hat sich in der Vergan­gen­heit als probater Weg erwiesen, um ein knappes Gut zu verteilen."

Mit Blick auf die Frequenzen sind zwar auch die Platz­hir­sche Telekom, Voda­fone und o2 gegen eine Auktion. Aller­dings unter­scheidet sich ihre Haltung in anderen Aspekten funda­mental von der des Neuein­stei­gers 1&1. Ihnen wäre es am liebsten, wenn die jetzigen Nutzungs­rechte einfach verlän­gert würden. Das aber sieht Dommer­muth kritisch. "Damit würde 1&1 offen­sicht­lich diskri­miniert werden, das wäre mit deut­schem Recht und mit EU-Recht nicht vereinbar", sagt er.

Dommer­muth nennt Beispiel Frank­reich

In den Reihen der altein­geses­senen Netz­betreiber wird argu­men­tiert, dass 1&1 ohnehin noch Mieter bei Telefónica sei - der Neuein­steiger hätte indi­rekt also weiter Zugriff auf die Flächen­fre­quenzen. Das lehnt Dommer­muth aber ab. Wie jeder andere Netz­betreiber brauche auch 1&1 unbe­dingt "Lowband"-Frequenzen. "Das ist das Puzzle­teil, was uns noch fehlt", sagt er. "Wir können den Vorschlag aber natür­lich gern umdrehen: 1&1 bekommt Frequenzen und eine der drei anderen Firmen wird Mieter bei uns."

Das Argu­ment, dass es zwar genug Spek­trum gebe für drei Parteien, aber zu wenig für vier Parteien, lässt Dommer­muth nicht gelten. "In allen großen euro­päi­schen Ländern gibt es vier Netze, auch dort gibt es exakt die glei­chen Frequenzen wie in Deutsch­land." In Frank­reich zum Beispiel habe es keine Auktion, sondern eine Indus­trie­lösung gegeben, bei der das Spek­trum gevier­telt und dann vergeben worden sei. Das zeige, dass das funk­tio­nieren würde.

"National Roaming"-Vertrag für den Anfang

Bisher ist 1&1 als soge­nannter MVNO am Mobil­funk­markt tätig, als "Mobile Virtual Network Operator" ist die Firma gewis­ser­maßen Mieter bei o2 und Voda­fone, 1&1-Mobil­funk­kunden werden mit diesen beiden Netzen verbunden. Im dritten Quartal 2023 soll das eigene Mobil­funk­netz für Neukunden frei­geschaltet werden, danach sollen die derzeit 11,4 Millionen Bestands­kunden binnen zwei Jahren schritt­weise auf das eigene Netz umge­zogen werden. Wo noch keine 1&1-Antennen funken - und das wird in der Anfangs­phase auf dem Groß­teil von Deutsch­lands Fläche sein - gilt ein "National Roaming"-Vertrag, der eine auto­mati­sche Verbin­dung mit dem o2-Netz ermög­licht.

Der Ausbau des Netzes kommt nach den Worten von Dommer­muth gut voran. In Karls­ruhe, Mainz und Frank­furt laufen erste Tests mit einigen Kunden, die Mobil­funk als Ersatz für einen DSL-Anschluss nutzen. Im Down­load werde ein Speed von mehr als einem Gigabit erreicht und bei der Latenz - der Reak­tions­zeit - Werte von nur drei Milli­sekunden. "Wir müssen noch weiter skalieren und testen, aber es sieht schon heute sehr gut aus", sagt Dommer­muth. Bis Ende 2030 muss das 5G-Netz von 1&1 mindes­tens 50 Prozent der deut­schen Haus­halte errei­chen, so sehen es Auflagen der Netz­agentur vor. "Wir werden diese Ziel­marke vermut­lich schon wesent­lich früher schaffen", sagt Dommer­muth.

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