Streaming

Nach Netflix: Bald alle Streaming-Dienste mit Werbung?

Werbung im Strea­ming bleibt keine Ausnahme, sondern wird zur Regel. Dieses Fazit zieht eine Umfrage der Analysten von NPAW. Nur eine Minder­heit der befragten Anbieter setzt aller­dings allein auf diese Einnah­mequelle.
Von Björn König

Bislang galt das werbe­unter­stützte Abo von Netflix als Test­ballon, doch künftig könnten womög­lich alle Strea­ming-Dienste auf Werbung setzen. Das zumin­dest ergibt eine Umfrage der Strea­ming-Analysten von NPAW. Demnach planen 76 Prozent der SVoD-Dienste in den kommenden zwei Jahren mit werbe­finan­zierten Preis­modellen. Dabei geht es aber nicht nur um zusätz­liche Einnahmen.

Kunden­abwan­derung verhin­dern

Werbung wird voraussichtlich im Streaming zum Standard Werbung wird voraussichtlich im Streaming zum Standard
Foto: Netflix
Der zuneh­mend starke Wett­bewerb in der Strea­ming-Branche macht es für alle Anbieter schwie­riger, am Markt höhere Preise durch­zusetzen. Beson­ders deut­lich wurde dies bei Netflix, wo man mit dem werbe­unter­stützen Abo einem weiteren Verlust von Kunden­ver­trägen vorbeugen wollte. Inter­essant ist aber noch ein genauerer Blick in die Umfrage, denn manche Anbieter denken sogar über einen voll­stän­digen Wechsel des Geschäfts­modells nach.

Von den genannten 76 Prozent wollen ledig­lich 59 Prozent der SVoD-Dienste in ein hybrides Abomo­dell mit Werbung wech­seln, wohin­gegen 16 Prozent der Befragten Anbieter sich künftig sogar voll­ständig aus Werbung finan­zieren wollen. Würde dieser Schritt tatsäch­lich umge­setzt, könnte sich die Strea­ming-Branche grund­legend verän­dern. Zudem bleibt die Frage, ob ein solches Finan­zie­rungs­modell wirk­lich nach­haltig ist.

Werbe­märkte sind volatil

Sich ausschließ­lich auf Werbe­ein­nahmen zu verlassen, ist für die Branche insge­samt riskant. Das hat beispiels­weise die globale Corona-Pandemie gezeigt, in welcher Werbe­umsätze auf breiter Front einge­bro­chen sind. Zudem stellt sich die Frage, wie sehr Ads im Strea­ming von Zuschauern ange­nommen werden. Zumin­dest bei Netflix hielt sich die Akzep­tanz eines solchen Models bislang eher in Grenzen.

In ihren Kern­marken versuchten die US-Bran­chen­riesen bisher weit­gehend auf Werbung zu verzichten, so setzt Amazon ledig­lich bei seinem Strea­ming-Dienst Freevee auf Spots, während bei Prime Video nur Reklame für eigene Inhalte zu sehen sind. Möglich wäre aber auch hier die Einfüh­rung eines zusätz­lichen Preis­modells, bei dem die Prime Video-Mitglied­schaft mit Werbung güns­tiger ist.

Budget bleibt gleich

Sollte sich ein derar­tiges Modell im Strea­ming auf breiter Fläche durch­setzen, hätte dies aller­dings weit­gehende Konse­quenzen für die Medi­enbranche. Werbe­kunden würden ihre vorhan­denen Budgets neu ausrichten, was zwangs­läufig mit Konse­quenzen für das lineare Free-TV verbunden wäre. Nicht zuletzt dürfte sich das Budget im Strea­ming neu verteilen, was hier eben­falls zu sinkenden Einnahmen führt, wenn die Werbe­bud­gets nicht insge­samt erhöht werden. Das jedoch erscheint im aktuell vola­tilen und infla­tions­bedingtem Umfeld eher unwahr­schein­lich.

Ille­gales Strea­ming: Das wird am liebsten geschaut.

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