Comscore: Werbefinanziertes Streaming überholt Abo-Dienste
Pluto TV setzt auf werbefinanziertes Streaming
Bild: Pluto TV
Für kostenpflichtige Streaming-Dienste sieht die Zukunft eher mau aus, zumindest nach Ansicht des US-Marktforschers Comscore. Laut dessen Analysen in US-Haushalten wuchsen werbefinanzierte Streaming-Dienste dort in diesem Jahr bereits um 29 Prozent, während kostenpflichtige SVoD-Dienste wie Disney+ und Netflix lediglich ein Wachstum von 21 Prozent gegenüber 2020 verzeichnen. Entsprechende Ergebnisse sind insbesondere mit Blick auf die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle relevant.
Toleranz für Werbung steigt
Pluto TV setzt auf werbefinanziertes Streaming
Bild: Pluto TV
Bislang lautete die Devise, dass Zuschauer vom werbefinanzierten Fernsehen ins werbefreie Streaming flüchten. Dass sich Zuschauer in den USA nun offener für Werbung bei Streaming-Diensten zeigen, hat aber offenbar einen handfesten Grund, betont James Muldrow, Vice President Product Management bei Comscore: "Konsumenten werden mit Blick auf die Inflation zunehmend preissensibler. Sie achten stärker auf ihr Budget und tendieren daher stärker zu werbefinanzierten Diensten".
Bestätigt werden die Ergebnisse auch durch Studien von DeepIntent sowie LG Ads Solutions. Demnach würden 64 Prozent der Connected TV-Nutzer lieber Werbung schauen, als mehr für einen kostenpflichtigen Abo-Dienst zu zahlen. Zudem stellten 57 Prozent der Befragten fest, dass Werbung in Streaming-Diensten sowie Apps für sie relevanter als im linearen Fernsehen sind.
Goldgräberstimmung bei Disney?
Analysten von MoffettNathanson sehen die Entwicklung vor allem als große Chance für bestehende Platzhirsche. So könnte beispielsweise Disney+ bis zum Jahr 2025 alleine 1,8 Milliarden US-Dollar aus Werbeumsätzen generieren, bei Netflix seien immerhin noch 1,2 Milliarden US-Dollar möglich. Geld, welches beide Unternehmen vor dem Hintergrund steigender Investitionen in Eigenproduktionen sicherlich dringend benötigen.
Trotz durchaus beeindruckender Wachstumsraten halten wichtige Branchengrößen jedoch in US-Haushalten ihre Stellung. Schaut man alleine auf die Nutzungszeit, liegen Netflix, YouTube und Hulu in Amerika vorn. Vor allem YouTube aber auch der Disney-Ableger Hulu bieten allerdings bereits werbefinanzierte Optionen an. Mit knapp sieben US-Dollar im Monat liegt Hulu inklusive Werbung preislich nur unwesentlich unter vergleichbar werbefreien Angeboten der Konkurrenz.
Entwicklung in Deutschland
Hierzulande teilen sich vor allem drei Anbieter den werbefinanzierten AVoD-Markt: Platzhirsch ist Joyn, ein Joint-Venture von ProSiebenSat.1 und Warner Bros. Discovery. Daneben spielt Pluto TV von US-Medienkonzern Paramount eine wichtige Rolle. Dritter gewichtiger Spieler im Bunde wird voraussichtlich noch in diesem Jahr Freevee von Amazon. Zwar finden sich noch weitere Dienste wie rlaxx TV und Rakuten TV, diese bewegen sich allerdings eher in einer Nische.
Sollten hingegen Disney und Netflix in Deutschland mit werbefinanzierten AVoD-Modellen starten, hätte das womöglich gravierende Auswirkungen auf alle bisherigen Marktteilnehmer. Für potenzielle Werbekunden erscheint es hochgradig attraktiv, entsprechende Spots bei Netflix oder Amazon zu schalten. Gerade im Umfeld von Premium-Content ergeben sich hier völlig neue Optionen.