Highspeed-Mobilfunk: Telekom demonstriert 12 GBit/s
Höher, schneller, weiter, heißt es nicht nur beim Sport. Als vor 23 Jahren UMTS-Frequenzen versteigert wurden, galten 384 kBit/s als ultimative "Höchstgeschwindigkeit". 2014 hat die Telekom in Alzey (Rheinland-Pfalz) erste Versuche mit schnellem LTE gefahren: 480 MBit/s war der Lohn, umgerechnet etwa 491.500 kBit/s. Und jetzt sind es 12 Gigabit (12.288 MBit/s oder 12.582.912 kBit/s).
Dazu braucht es einen neuen Frequenzbereich, der für den Mobilfunk offiziell noch nicht zur Verfügung steht, z.B. zwischen. 6,4 und 7,125 GHz ("Upper Band")
Wie man im Video sehen kann, gelang der Telekom ein neuer Weltrekord im Mobilfunk: In Alzey wurde bei Tests eine Datenrate von 12 Gigabit pro Sekunde gemessen. Datengeschwindigkeit und Bandbreite waren damit in der Spitze fast zwölf Mal höher als im heutigen 5G-Netz mit kaufbaren Geräten möglich ist.
Für den Rekordversuch gibt es aktuell noch keine Standard-Smartphones zu kaufen. Möglich wurden diese Datenraten durch den zusätzlichen Einsatz des Frequenz-Spektrums bei 6 Gigahertz (6 GHz). Diese Frequenzen stehen aktuell bisher für den Mobilfunk noch nicht zur Verfügung.
Weltfunkfrequenzkonferenz stellt Weichen
Auf der Weltfunkkonferenz (WRC-23) im November in Dubai wird über den Einsatz ab 2025 beraten werden: "Das 6-GHz-Spektrum hat die Charakteristik, den wachsenden Bedarf unserer Kunden nach mehr Kapazität und mehr Geschwindigkeit zu decken. Deswegen hoffen wir, dass auf der Weltfunkkonferenz die Richtung für eine Mobilfunknutzung vorgegeben wird", betont Abdu Mudesir, Technik-Chef der Telekom Deutschland.
Ihren Weltrekord auf 6 GHz sieht die Telekom daher als wichtigen Beitrag für die Funkexperten aus aller Welt, die sich in Dubai treffen werden.
Datenrekord in Rheinhessen
Das erste 6-GHz-"Handy" ist noch etwas unhandlich, schafft aber 12 GBit/s im Download.
Foto: Deutsche Telekom / YouTube
Für den Test unter realen Bedingungen hat die Telekom einen Dachstandort in der rheinhessischen Stadt Alzey mit einer speziellen
6-GHz-Antenne ausgerüstet. Zusätzlich wurde eine Antenne montiert, wie sie bereits heute für den 5G-Mobilfunkstandard genutzt wird und über das 3,6-GHz-Frequenzband sendet.
Bei den Messungen in 100 Meter Entfernung und Sichtweite der Sendeantenne wurden mit leichten Schwankungen rund 12 Gigabit pro Sekunde gemessen. Der höchste Wert lag bei 12,3 Gigabit pro Sekunde.
Carrier Aggregation macht es möglich
Um diese noch nie da gewesene Geschwindigkeit im Mobilfunk zu erreichen, wurden die beiden 5G-Datenströme - aus dem 6-GHz-Spektrum und aus dem 3,6-GHz-Spektrum - gebündelt.
Die Messung alleine im 6-GHz-Frequenzband ergab schon 11 Gigabit die Sekunde. Mit dem "angeklebten" 3,6-GHz-Spektrum kamen dann nochmal rund 1 Gigabit pro Sekunde dazu. Das macht in der Summe insgesamt 12 Gigabit pro Sekunde.
Das "Zusammenkleben" der Frequenzbänder für mehr Bandbreite wird in Fachkreisen "Kanalbündelung" oder auch "Carrier Aggregation" genannt. Dieses Prinzip wird schon seit Jahren für LTE und 5G eingesetzt. Die Handys bündeln verschiedene Frequenzbänder für mehr Bandbreite und ermöglichen höhere Datenraten. Im Rahmen üblicher Netzmodernisierungen könnte das 6-GHz-Band dann an den 5G-Mobilfunkstandorten der Telekom zusätzlich in Betrieb gehen. Künftige Smartphone-Modelle werden dann dieses Band ebenfalls nutzen können. Je höher die Frequenz, desto mehr Bandbreite und damit Datengeschwindigkeit ist möglich.
Künftig neuer Frequenzbereich
Das künftige 6-GHz-Frequenzspektrum erlaubt es große Datenmengen schnell zu transportieren. Der Nachteil: Je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite. Diese kurzwelligen Frequenzen reichen nur wenige 100 Meter weit. Sie sind also nur für die Nutzung in innerstädtischen Bereichen besonders geeignet, wo ein dichtes Antennennetz existiert und gleichzeitig viele Kunden schnelles Netz brauchen.
In Alzey hat die Telekom mit einer Bandbreite von 400 MHz im Bereich 6425-7125 MHz getestet. Erste Versuche auf 6 GHz fanden bereits im Oktober 2022 in Bonn statt. Dort konnte die Telekom nachweisen, dass die 6-GHz-Frequenzen für den innerstädtischen Bereich gut geeignet sind.
Mit dem Weltrekord von Alzey wurde nun belegt, dass die zusätzliche Nutzung des 6-GHz-Spektrums die "Versorgungsqualität mit Mobilfunk in neue Dimensionen befördern" kann, wie es die Telekom formuliert.
Entscheidung der WRC-23 notwendig
Bevor es dort losgehen kann, muss die Weltfunkfrequenzkonferenz das beschließen. Dann müssen die Länder diesen Frequenzplan in regionales (europäisches) und nationales (z.B. deutsches) Recht umsetzen. Dann wird die Frage im Raum stehen, welcher Anbieter diese Frequenzen bekommt. Was muss dafür getan werden?
Denkbar wären (sündhaft teure) Frequenzauktionen, welche viel Geld verschlingen und am Ende nur von finanziell potenten Anbietern genutzt werden können. Oder es gibt die Frequenzen auf Antrag zu gleichen Bedingungen für alle Interessenten oder nur für die Anbieter, die bereits eine Lizenz haben.
Danach wird es erfahrungsgemäß eine Weile dauern, bis die Handy- bzw. Chipsatz-Hersteller passende Bauteile dafür zur Verfügung haben werden.
6 GHz und 6G - nicht verwechseln
Künftiger Mobilfunk auf 6 GHz ist nicht mit dem kommenden "6G" (6.Generation)-Mobilfunk-Standard zu verwechseln. Der dürfte bis zur allgemeinen Freigabe von 6 GHz bereits in Betrieb sein (ab ca. 2030) und kann diese Frequenzen selbstverständlich auch nutzen.
Welche Möglichkeiten 6G (6. Generation) bieten kann und wird, lesen Sie heute schon bei uns.