Datenschutz

Telekom reicht Kundendaten bis heute aktiv an Externe weiter

Spiegel: Telekom plant Branchengipfel zu Datendiebstahl
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von ddp und AFP

Die Deutsche Telekom hat im aktuellen Datenskandal eingeräumt, dass sie geheime Kundendaten selbst an Callcenter weitergeleitet hat. Nach Vorabinformationen der am Montag erscheinenden Wirtschaftswoche (WiWo) trägt die Telekom für die aktuellen Datenpannen große Mitverantwortung, weil der Konzern bis heute Vertriebspartner aktiv und im großen Stil mit Daten über Kunden ausstattet, damit Callcenter auslaufende Verträge verlängern oder Kunden neue Angebote verkaufen können.

Entsprechende Aussagen machte nach Informationen der Wirtschaftszeitung im Mai 2009 ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Telekom-Bereich Wirtschaftsstrafrecht bei der Staatsanwaltschaft Bonn. Demnach übergibt die Telekom vor allem bei Werbekampagnen, die sie mit externen Callcentern durchführt, regelmäßig Listen an ihre Partner. Diese generiert der Konzern zuvor individuell je nach Stoßrichtung der Aktion, etwa wenn speziell Mobilfunk- oder Internet-Anschlüsse vermarktet werden sollen. Die Weitergabe der Kundendaten erfolgt offenbar meist in elektronischer Form. Die Listen enthalten in der Regel Kundennamen, Telefonnummern und die Art des gebuchten Produkts. Solche Listen haben angeblich einen Umfang von 10 000 bis 100 000 Datensätzen.

Auf Nachfrage der "Wirtschaftswoche" gab die Telekom zu, sie lasse sich "bei Produkteinführungen oder -veränderungen von Vertriebspartnern unterstützen. Unsere Partner erhalten dafür teilweise Listen." Die Übergabe erfolge aber gesichert und Bankverbindungen seien nicht in den Listen enthalten. Eine weitere Stellungnahme verweigerte der Konzern mit Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren.

Erst in einer späteren Reaktion wies Telekom-Sprecher Mark Nierwetberg den Bericht des Magazins zurück. "Hier soll der Eindruck erweckt werden, jede Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern verstoße gegen Datenschutz", monierte er. Das Magazin verschweige, "dass ein Partner wissen muss, wen er anrufen kann und dazu telefonbuchähnliche Angaben wie Name und Anschrift braucht". Lege man solche Maßstäbe an die Wirtschaftswoche, dürfe diese "mit keinem Grossisten zusammenarbeiten", fügte Nierwetberg hinzu.

Spiegel: Telekom plant Branchengipfel zu Datendiebstahl

Die Probleme mit gestohlenen Kundendaten will die Telekom laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Schulterschluss mit der gesamten Branche lösen. Schon in Kürze wolle die Telekom die Chefs aller großen Kommunikationsunternehmen zu einer Art Gipfelgespräch einladen, berichtete das Nachrichtenmagazin vorab unter Berufung auf Telekom-Vorstand Manfred Balz. Der für Datenschutz zuständige Balz sagte dem "Spiegel", im hart umkämpften Telefongeschäft habe sich "ein System mit kriminogenen Strukturen" etabliert, das selbst ein Branchenriese wie die Telekom allein nicht knacken könne.

Es sei ein "gefährliches Provisionskarussel" entstanden, das zum Betrug geradezu einlade, zitierte das Nachrichtenmagazin den Telekom-Vorstand. In tausenden selbständigen Callcentern und deren Subunternehmern seien die sensiblen Daten nur schwer zu kontrollieren.

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