Digitalradio

So können regionale Privatradios massiv von DAB+ profitieren

Die Landesmedienanstalten lassen nichts unversucht, um auch Privatradios auf den digitalen DAB+-Kurs zu bringen. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Bayern sind neue Projekte gestartet oder in Vorbereitung.
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DAB Plus für Lokalradios DAB+ für Lokalradios
Bild: Digris AG
Viele Privatradios in Deutschland sind nach wie vor gegen einen Umstieg auf das digital-terrestrische Radio DAB+. Ein immer wieder vorgebrachtes Argument: Das UKW-Sendegebiet lässt sich nicht auf DAB+ abbilden und eine Parallel-Ausstrahlung zusammen mit UKW sei zu teuer. Zumindest die Landesmedienanstalten lassen nichts aus, um die Kommerzfunker vom Gegenteil zu überzeugen.

Sachsen-Anhalt: Regionalisierung mit Bitraten-Management

DAB Plus für Lokalradios DAB+ für Lokalradios
Bild: Digris AG
Ein von Privatradios immer wieder geäußertes Problem: Landesweit verbreitete Hörfunkprogramme mit Regionalfenstern können nicht über DAB+ ausgestrahlt werden, da man die Datenströme nicht regional auseinanderschalten kann. Das Land Sachsen-Anhalt beweist nun aber, dass es doch geht. Der Privatsender Radio SAW strahlt seit dieser Woche seine von UKW bekannten Regionalprogramme Halle, Harz und Magdeburg auch im digital-terrestrischen Radio aus. Dabei benötigt der Veranstalter noch nicht einmal zusätzliche Kapazitäten: Zu den Zeiten wo Lokalfenster laufen, werden die zur Verfügung stehenden Capacity Units (CUs) einfach aufgeteilt. Die Lokalfenster senden dann zwar temporär mit verminderter Bitrate, der Hörer merkt den Unterschied aber kaum, da zu diesen Zeiten ohnehin nur Wort oder regionalisierte Werbespots laufen.

In Sachsen-Anhalt nutzen die Privatradios schon länger eine andere Möglichkeit der Digitalisierung aus: Die beiden landesweiten Privatradios SAW und Radio Brocken strahlen neben dem Hauptprogramm auch je zwei Ableger über DAB+ aus und erreichen somit auch weitere Zielgruppen.

Bayern: BR und Privatradios mit gemischten Multiplexen

In Bayern baut der Bayerische Rundfunk (BR) unterdessen eine zweite landesweite Bedeckung auf. Insgesamt soll diese auf bis zu 12 Kanäle in ganz Bayern verteilt werden. Die ersten drei dieser regionalen Multiplexe sind in Franken in Betrieb. Bislang werden hier die Programme Bayern 1 Mainfranken, Bayern 1 Mittel- und Oberfranken und Bayern 2 Nord verbreitet. Nun sollen die lokalen UKW-Privatradios folgen. Die freien Sendeplätze würden von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) ausgeschrieben. Dabei soll es eine Vereinbarung zwischen dem BR und der Bayern Digital Radio GmbH (BDR) als Sendenetzbetreiber geben. Laut dieser soll die BDR einen fertigen so genannten Vormultiplex mit den Privatradios an den BR liefern.

Im Mux Mainfranken könnten also beispielsweise bald Sender wie Radio Primavera (Aschaffenburg), Radio Gong und Radio Charivari (Würzburg) sowie Radio Primaton (Schweinfurt) zu hören sein - wenn die Privatradios bereit sind in die DAB-Technik zu investieren. Sie profitieren hier von einer weit besseren Abdeckung und einer höheren technischen Reichweite.

Allerdings ist derzeit noch offen, wie viele der privaten Programmanbieter hier tatsächlich mitziehen. Wie der Branchendienst radioWOCHE berichtet, hätten laut einer Umfrage aktuell acht Anbieter Interesse ihr Programm auch auf DAB+ im Simulcast zu verbreiten. Zwei Programmanbieter seien sogar bereit ein neues, zusätzliches, Programm zu starten. Die Mehrheit mit 13 Anbietern plane allerdings vorerst keine DAB+-Aufschaltung, weitere acht Veranstalter wollten dazu keine Angaben machen.

Erstes "Small Scale DAB"-Projekt in Leipzig

In Sachsen wiederum will die Sächsische Landesmedienanstalt (SLM) ab dem kommenden Jahr in einem Pilotversuch eine weitere Möglichkeit demonstrieren, um DAB+ für Privatradios attraktiv zu machen. In Leipzig ist das erste so genannte Small-Scale-DAB-Projekt in Deutschland geplant. Auf Basis von Open-Source Software für die Encodierung, den DAB-Multiplex und die abschließende Modulation sollen hier Lösungen im Kleinleistungsbereich zu niedrigen Kosten realisiert werden. Die Rede ist von monatlichen Verbreitungskosten ab gerade einmal 250 Euro bei voller Multiplexauslastung. Damit könnten auch kleine Lokalradios, Internetradios oder nichtkommerzielle Projekte den Einstieg in die digital-terrestrische Radiotechnologie schaffen. Erfolgreiche Vorbilder für solche kleinzellige Versuche sind die Schweiz (Bouquets von Digris) und Großbritannien.

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