United Internet: 1&1-Netzaufbau "nahezu vollständig verfehlt"
Einen "guten Start ins Geschäftsjahr 2023" meldet die United Internet AG, zu der neben dem Webhoster Ionos, dem Maildienstleister GMX.de/Web.de unter anderem auch der Festnetz- und Mobilfunkanbieter 1&1 AG gehört.
Nachfrage nach Hosting und Cloud
Dank einer starken Nachfrage nach Webhosting- und Cloudprodukten zum Jahresstart hat United Internet einen höheren Erlös verzeichnen können. Der Umsatz stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute mitteilte.
Im United-Internet-Konzern sind Webhosting und Cloud gefragt. Mobilfunk bleibt ein Sorgenkind
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Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging wegen Anlaufkosten für das 1&1-Netz aber um 4,6 Prozent auf 315 Millionen Euro zurück. Damit blieb aber mehr Gewinn bei United Internet hängen, als von Experten erwartet.
Das lag vor allem am Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen im Bereich "Business Applications", die ein erhöhtes Interesse an Domains, Webhosting oder Cloud-Speicher zeigten. In den drei anderen Sparten verzeichnete United Internet operative Verluste.
Glasfaser und DSL von 1&1
Der mit Abstand wichtigste Bereich bleibe aber der Vertrieb von Glasfaser- und DSL-Anschlüssen über die Marke 1&1. Diese steigerte ihren Umsatz um 4,6 Prozent und überschritt damit die Milliardenmarke. Operativ blieb aber weniger Gewinn hängen.
Die Tochter 1&1 habe ihr Ziel beim Aufbau eines eigenen 5G-Netzes bislang "nahezu vollständig" verfehlt. Nach neuestem Stand zählt Konzernchef Ralph Dommermuth 20 Antennenstandorte - obwohl er zum Jahreswechsel eigentlich bereits 1000 vorweisen sollte. Die Schuld sieht er beim Aufbaupartner Vantage Towers - der Funkturmbetreiber und dessen Mutter Vodafone weisen den Vorwurf aber zurück.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Das Rätselraten um das neue Netz von 1&1 geht weiter. An verschiedenen Stellen im Land kann bereits der Festnetz-Ersatz ("Fixed Wireless Access") gebucht werden. Nach den Vorstellungen des Unternehmens sollte aber nur ein ortsfester Router genutzt werden, während Gerichte auch die Nutzung eines Handys ("Endgerätefreiheit") explizit erlaubt haben.
Eine mobile Nutzung des neuen Netzes ist vom Anbieter derzeit noch nicht vorgesehen und bei bundesweit etwa 20 aktiven Stationen ohnehin kaum sinnvoll, da die Sender sehr weit auseinander stehen dürften.
Bis zum Jahresende muss 1&1 alle bisher im o2-Netz oder dem Netz von Vodafone ("D2-Netz") angesiedelten "eigenen" Kunden in sein "eigenes" Netz umschalten. Diese Kunden "roamen" dann wieder im o2-Netz (aber nicht mehr im Vodafone-Netz), und auch nur mit 2G (GSM) oder 4G (LTE). Um die aktuelle 5G-Technologie zu nutzen, braucht es vor Ort entweder 1&1-eigene 5G-Stationen, oder es gelingt dem Unternehmen, mit wenigstens einem Netzbetreiber auch ein 5G-Netz-Roaming zu vereinbaren. Betroffene Kunden müssen dann bei Bedarf entscheiden, was ihnen wichtig ist und was sie dafür monatlich ausgeben möchten.
In einer weiteren Meldung geht es um: Die Telekom wirft 1&1 vor, "kein Netz" zu haben.