Soziales Netzwerk

Vero-Hype: Was steckt hinter dem sozialen Netzwerk?

Werbe­frei und ohne Algo­rithmen: Die Smart­phone-App Vero will ein neuar­tiges soziales Netz­werk sein. Dabei ist sie der Konkur­renz ähnli­cher, als es auf den ersten Blick scheint.
Von dpa / Dominik Haag

Vero - True Social Vero will ein verbessertes soziales Netzwerk sein.
www.vero.co
Das neue Face­book, das neue Twitter, das neue Insta­gram: Seit Tagen wird die Smart­phone-App Vero als Nach­folger bekannter sozialer Netz­werke gehan­delt. Tatsäch­lich kommt die Anwen­dung als eine Art Mischung bishe­riger Ange­bote daher. Wirk­liche Neue­rungen bietet die App nach Einschät­zung von Experten nicht.

Ein Netz­werk ohne Werbung will Vero nach eigenen Angaben sein. Man wolle so vor allem junge Nutzer anspre­chen, die sich durch Werbe­ein­blen­dungen beläs­tigt fühlten, heißt es auf der Home­page des Unter­neh­mens. Noch ist die App zwar gratis, irgend­wann aber sollen zahlende Abon­nenten die Anwen­dung finan­zieren. Als weitere Beson­der­heit wollen die Macher von Vero keinen Algo­rithmus einsetzen, der die Beiträge der Nutzer sortiert.

Auch die mäch­tige Konkur­renz war anfangs ohne Werbung

Vero - True Social Vero will ein verbessertes soziales Netzwerk sein.
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Ganz neu sind diese Aspekte aller­dings nicht. "Die Beson­der­heiten von Vero sind eigent­lich alles Dinge, die Face­book, WhatsApp oder Insta­gram früher auch hatten", sagt der Kölner Social-Media-Experte und Wirt­schafts­jurist, Felix Beil­harz. "Auch Face­book hat früher ohne Algo­rithmus funk­tio­niert. Ab einer bestimmten Größe geht das aber nicht mehr, weil die User dann täglich Tausende Beiträge in ihrem Feed hätten", so Beil­harz. Werbe­frei seien auch Face­book, Twitter und Insta­gram zu Beginn gewesen.

Auch deshalb prognos­tiziert der Experte Vero keine lange Halb­werts­zeit. Die Anwen­dung sei schlicht zu ähnlich im Vergleich zur Konkur­renz: "Es kann daher gut sein, dass das in einem halben Jahr wieder vorbei ist." Ähnlich erging es bereits Apps wie Ello vor rund zwei Jahren oder Mast­odon im vergan­genen Jahr.

Auch beim Thema Daten­schutz weckt der Newcomer Bedenken. So verlangt Vero zur Anmel­dung zwin­gend eine Tele­fon­nummer - unter anderem um die Echt­heit der Nutzer zu über­prüfen, wie es heißt. "Es ist natür­lich frag­würdig, ob das sinn­voll ist", sagt Karola Elbrecht, Rechts­expertin der Verbrau­cher­zen­trale. Beson­ders ärger­lich sei es, dass man vor dem Herun­ter­laden nicht darüber infor­miert werde. Ob die Über­prü­fung der Nummer Daten­schutz­tech­nisch so durch­gehen wird, muss sich noch zeigen. Konkur­renten wie Twitter und Face­book wurden erst von der EU aufgrund mangelnden Verbrau­cher­schutz geta­delt.

Bereits jetzt großes Miss­trauen

In den vergan­genen Tagen hatten einige Promi­nente und Influ­encer ihren Beitritt zu Vero verkündet - in Deutsch­land unter anderem der Sänger Casper und der Mode­rator Klaas Heufer-Umlauf mit seiner neuen Sendung Late Night Berlin. Aller­dings melden sich auf Twitter auch vermehrt Nutzer zu Wort, die sich schon wieder von Vero verab­schieden. Unter dem Hashtag #dele­tevero (zu Deutsch: Vero löschen) posten viele ihre Absage an das gehypte Netz­werk - auch weil sie den Machern der App miss­trauen.

Seit 2015 gibt es Vero. Hinter der App steht der umstrit­tene Milli­ardär Ayman Hariri, Sohn des ehema­ligen liba­nesi­schen Minis­ter­prä­sidenten Rafic Hariri. Aus Frus­tra­tion mit den bishe­rigen Netz­werken habe er Vero damals gegründet, heißt es auf der Home­page des Unter­neh­mens.

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