MTV Radio: Das "Music Television" kommt ins DAB+-Radio
MTV macht bald Radio
Logo: MTV/Viacom
MTV - das Kürzel steht auch heute noch für "Music Television". Erster gespielter Titel war "Video killed the Radio Star" von den Buggles. Inzwischen hat sich die Ausrichtung aber längst geändert: Zumindest in den MTV-Hauptprogrammen spielt Musik nur noch eine untergeordnete Rolle. Und ausgerechnet das Medium, das man einst bekämpfen wollte, wird jetzt für den US-amerikanischen Konzern Viacom als MTV-Mutter interessant. Wie das Unternehmen bekannt gibt, startet noch in diesem Jahr "MTV Radio" als neuer Brand. Viacom schielt damit vor allem auf Europa und das terrestrische Digitalradio DAB+.
Start in Dänemark
MTV macht bald Radio
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Die erste "MTV Radio"-Station soll in Dänemark starten - digital-terrestrisch im nationalen Privatradio-Multiplex. Weitere Aktivitäten sollen in Ländern folgen, in denen DAB+ bereits erfolgreich etabliert ist. Für den Radio-Ableger sucht Viacom jeweils nach Partnern mit Radioerfahrung. In Dänemark ist das TVR Media, ein Unternehmen, das bereits mit den Programmen NRJ und Classic Rock Radio national aktiv ist.
Weitere MTV Radio-Stationen sind in Norwegen, Großbritannien oder der Schweiz denkbar. Hierbei handelt es sich um die drei Länder, in denen der digital-terrestrische Hörfunk bereits am weitesten fortgeschritten ist. Auch Australien könnte als potenzieller Markt interessant werden.
Deutscher Werbemarkt zu stark UKW-orientiert
Zurückhaltend zeigen sich internationale Konzerne jedoch in Deutschland: Disney hatte zunächst Interesse am Aufbau eines Kinder- und Familienradios über DAB+, hat dieses jedoch wieder zurückgezogen. Selbst der vorrangig international im Radiogeschäft tätige Bauer-Konzern aus Hamburg will in Deutschland noch nicht in DAB+ einsteigen. Als Grund nennen die internationalen Unternehmen die schlechten Refinanzierungschancen.
Für eine Refinanzierung sind vor allem nationale Werbekombis wichtig. Radiosender schließen sich in diesen zusammen, um gemeinsam Werbezeiten zu verkaufen. Überregionale oder nationale Inserenten bekommen dadurch günstigere Preise und haben weniger Ansprechpartner. Diese Kombis werden vorrangig von den beiden Unternehmen AS&S und RMS verantwortet. Diese sind jedoch vorrangig in der Hand von Unternehmen, die stark auf die analoge UKW-Verbreitung orientiert sind. Da die bundesweiten Vermarkter Sender wie Schlagerparadies oder Absolut Relax nicht in ihre nationalen Kombis aufnehmen wollen, erwägen die nationalen DAB+-Radioveranstalter nun eine Klage, um das mögliche Kartell aufzubrechen.