Hast du Töne?

Streaming-Anbieter: 5.1-Kino-Sound noch Mangelware

Während Filme auf Blu-ray meist mit einer Vielzahl verschiedener Tonspuren und 5.1-Raumklang ausgestattet sind, können viele Streaming-Anbieter hierbei nicht mithalten.
Von Daniel Rottinger /

Wie gut klingen die Video-Streaming-Anbieter? Video-Streaming-Anbieter im Sound-Überblick
Bild: teltarif
Vor zwei Jahrzehnten war für viele Cineasten die Einrichtung eines eigenen Heimkinos mit toller Optik und bombastischem Kinosound noch eher utopisch. Zum einen verfügten herkömmliche Beamer & Co. noch nicht über die nötige Technik, um mit den Vorführgeräten in den Kinos zu konkurrieren und auch das Ausgangs­material auf VHS-Kassette war eher wenig kinoreif: Während die Filme in den Lichtspiel­häusern durch eine packende Soundkulisse überzeugten, konnte die Heimkino­variante nicht mithalten. Doch wie ist es in Zeiten von Netflix, Amazon Instant Video & Co. um dem Heimkino-Sound bestellt?

DVDs und Blu-rays mit 5.1-Ausstattung

Wie gut klingen die Video-Streaming-Anbieter? Video-Streaming-Anbieter im Sound-Überblick
Bild: teltarif
Spätestens seit Einführung der Blu-ray haben Heimkinofans allen Grund zur Freude: Neben einem scharfen Full-HD-Bild erhält der Zuschauer in vielen Fällen mit dts HD Master oder Dolby TrueHD auch die besten Voraussetzungen für guten Mehrkanalton, der über die Heimkinolautsprecher für Kino­atmosphäre sorgt. Zusätzlich haben Anwender bereits seit dem DVD-Zeitalter die Möglichkeit, zwischen verschieden­sprachigen Tonspuren hin- und herzuwechseln und so Blockbuster auch im Original-Ton genießen zu können.

Können die Streaming-Anbieter in Sachen Ton punkten?

Die Zukunft der Filmindustrie bewegt sich allerdings vermehrt in Richtung digitaler Verbreitungskanäle. Bereits jetzt lassen sich über Streaming-Dienste jederzeit Film- und Serien­highlights per Einzelabruf oder zum festen Monatsbeitrag abrufen. Die Anbieter offerieren dabei meist ruckelfreie HD-Qualität, doch beim Ton gibt es erhebliche Unterschiede. In diesem Artikel vergleichen wir die Streaming-Services und sagen Ihnen, wie es aktuell in Sachen Sound bei den wichtigsten Streaming­anbietern steht. Zudem wollten wir von den Anbietern wissen, welche Voraus­setzungen auf Nutzerseite erfüllt sein müssen, um die beste Tonqualität samt Raumklang zu erhalten.

Was benötigt der Nutzer an Sound-Hardware?

Um einen Film in Surround-Sound genießen zu können, bedarf es einiger Voraus­setzungen. Die Angabe 5.1 gibt bereits an, dass eine Soundanlage mit fünf Lautsprechern und einem Bassverstärker (Subwoofer) benötigt wird, um den Sound optimal genießen zu können. Ein TV reicht dafür nicht aus, denn es wird ein externer Surround-Verstärker (auch AV-Receiver genannt) benötigt, der den Ton an zwei Front-, zwei Rear- und einen Center-Lautsprecher verteilt. Diese Surround-Anlagen gibt es bereits ab 200 Euro. Für den gelegentlichen Filmgenuss reichen diese preiswerten Anlagen aus, wer mehr Wert auf den optimalen Sound legt, bekommt in der Regel für mehr Geld auch mehr Klangerlebnis.

Mit einem AV-Receiver ist es allerdings nicht getan, wenn Filme von Maxdome, Netflix & Co. im Surround-Sound geschaut werden wollen, da dieser nur Signale verarbeitet, die ihm geliefert werden. Daher muss das Endgerät, mit dem der Film gestreamt wird, Surround-Ton verarbeiten beziehungsweise an einen entsprechenden Receiver optisch, per Coaxialkabel oder über HDMI weiterreichen können.

Moderne Smart-TVs eignen sich besonders gut

Die einfachste Variante ist ein Smart-TV, der die gewünschte Streaming-App direkt anbietet. So muss lediglich der 5.1-Ton an den AV-Receiver übertragen werden. Moderne Smart-TVs sollten entsprechende optische Ausgänge bieten, so dass nur darauf geachtet werden muss, dass der AV-Receiver über optische Anschlüsse verfügt.

Alternativ kann eine Streaming-Box mit optischen oder Coaxial-Ausgang verwendet werden, auf der ebenfalls die gewünschte Streaming-App verfügbar ist. In diesem Fall wird das Bild per HDMI an den TV und der Sound über den entsprechenden Ausgang an die Surround-Anlage übertragen.

Etwas anders verhält es sich, wenn an der Streaming-Box oder der Spielekonsole lediglich ein HDMI-Anschluss zur Verfügung steht, über den Bild und Ton parallel übertragen werden. Dann muss das Signal mit einem geeigneten HDMI-Kabel durch den AV-Receiver "geschleift" oder der Ton am TV abgegriffen und an den Receiver weitergereicht werden. Voraussetzungen dafür sind allerdings, dass der AV-Receiver das Durch­schleifen unterstützt oder der TV das 5.1-Signal verarbeiten bzw. weiterreichen kann. Auch das HDMI-Kabel muss mindestens den Standard 1.3 unterstützen, damit Sound in Dolby Digital Plus übertragen werden kann.

Und schließlich sollte am Internet­anschluss eine Bandbreite von mindestens 10 MBit/s zur Verfügung stehen, um bei Full-HD-Filmen nicht von Bild- oder Soundrucklern während der Filmvorführung gestört zu werden. Wer übrigens einen Internet-Vertrag mit Datendrossel besitzt, sollte die anfallenden Datenmengen beim Streaming bedenken.

Streaming-Flat-Anbieter in der Vergleichsübersicht

Anbieter Maxdome Netflix Amazon Sky Snap Watchever
Preise
pro Monat
7,99 €
oder Einzelabruf
Basis1: 7,99 €
Standard: 9,99 €
Premium: 11,99 €
ca. 4,00 €2
oder Einzelabruf
Snap: 3,99 €
Snap extra: 6,99 €
8,99 €
Titel
gesamt
50 000 mehrere Tausend keine Angaben keine Angaben keine Angaben
Titel
in 5.1-Sound
8 000 viele Netflix Originals
und die meisten
neueren Titel
aktuelle Blockbuster keine keine
Titel
mehrsprachig
11 000 viele Netflix Originals
und die meisten
neueren Titel
viele Amazon Originals
ca. 50 Prozent keine Angaben
Codec AAC-LC
Stereo: 160 kBit/s
DD+ 5.1: 384 kBit/s
E-AC3 AAC-LC
Stereo: 160 kBit/s
DD+ 5.1: 384 kBit/s
48 kBit/s:
HEAAC-V1/V2
128 kBit/s:
AAC-LC
AAC, VC1 und WMA9
Geräte 3 App only
 
Verfügbar auf
ausgew. Smart-TVs,
Streaming-Boxen,
Spielekonsolen
und Blu-ray-Playern
 
Ohne 5.1-Sound:
PC, Tablet, Smartphone
App only
 
Verfügbar auf
ausgew. Smart-TVs,
Streaming-Boxen,
Spielekonsolen,
FireTVs,
Amazon-Tablets und Blu-ray-Playern
 
Ohne 5.1-Sound:
PC, Tablet, Smartphone
FireTV Stick: ca. 39 €
FireTV Box: ca 99 €
 
Als App auf
ausgew. Smart-TVs,
Streaming-Boxen,
Spielekonsolen
und Blu-ray-Playern
 
Ohne 5.1-Sound:
PC, Tablet,
Smartphone
Sky Online TV
Box: 69 €
 
Als App auf
PC, Tablet,
Smartphone
App only
 
Verfügbar auf:
ausgew. Smart-TVs,
Streaming-Boxen,
Spielekonsole
Blu-ray-Player
 
Ohne 5.1-Sound:
PC, Tablet, Smartphone
1) Keine HD-Filme im Basis-Paket verfügbar
2) 49 € jährlich, Instant Video ist ein Teil von Prime
3) ausgewählte Modelle

Amazon Instant Video

Instant Video Bild: Amazon Neben Büchern und sonstigen Artikeln hat Amazon vor einigen Jahren Lovefilm übernommen und sich damit den Einstieg ins Video-Verleihgeschäft gesichert. 2015 zählt der Konzern mit Prime Instant Video zu einem der führenden Film-Streaming-Anbieter und ist auch selbst an der Produktion eigener Serien (Beats, Alpha House, Transparent usw.) beteiligt. Um sich die angebotenen Filme und Serien ansehen zu können, ist eine kostenpflichtige Prime-Mitgliedschaft erforderlich. Wahlweise können Interessenten das Angebot 30 Tage ohne Zusatzkosten testen oder direkt eine Mitgliedschaft für 49 Euro im Jahr abschließen.
So tönt es bei Instant Video: Auf PCs und Macs lassen sich Filme und Serien nicht mit 5.1-Audio wiedergeben, da das Silverlight-Plugin hierfür keinen Support bietet. Allerdings können Nutzer über den Amazon Fire TV, Fire TV Stick, das Fire Phone oder Fire Tablets auf 5.1-Audio-Support zugreifen. Besitzer einer Xbox 360, Xbox One, PS3 und PS4 kommen ebenfalls in den Genuss. Auf dem Kindle Fire, der Nintendo Wii und Wii U ist hingegen keine Ausgabe von 5.1-Mehrkanalton möglich. Auch Smartphone- und Tablet-Nutzer müssen auf das Feature verzichten. Doch wie sieht es mit aktuellen Smart-TVs aus? Auf welchen Geräten mit entsprechender Instant-Video-App die 5.1-Support vorhanden ist, erfahren Sie auf der offiziellen Hilfeseite des Anbieters.

Sind die Voraussetzung für die 5.1-Wiedergabe erfüllt, erhalten Nutzer auf den Fire-Tablets unterhalb der der Filmbeschreibung im "Verfügbar in:" angezeigt, ob dieser Film Dolby 5.1 unterstützt. Unter anderem sind folgende 5.1-Titel abrufbar: Die Tribute von Panem - Catching Fire, Captain Phillips, Oldboy, Die Unfassbaren, Now You See Me, Hüter der Erinnerung - The Giver.

Statt dynamisch zwischen einzelnen Tonspuren hin- und herzuwechseln, sind Serien und Filme, die in englischer Sprache vorliegen, mit dem [OV]-Vermerk gekennzeichnet. Über die Suchfunktion kann der Nutzer auch auf die jeweils andere Sprachversion zugreifen.

Netflix

Netflix Bild: Netflix Netflix ist erst seit Ende 2014 in Deutschland mit seinem Video-Streaming-Angebot vertreten. Dennoch hat der Anbieter in der Bundesrepublik bereits die Millionen-Nutzer-Marke geknackt und bietet Eigenproduktionen mit deutscher Synchronisierung an. Prominente Vertreter der sogenannten Netflix Exclusives sind etwa die US-Serien "Orange is the New Black" oder "Daredevil". Die Mitgliedschaft kostet je nach Funktionsumfang zwischen 7,99 Euro und 11,99 Euro im Monat. Vor der Abo-Buchung können Nutzer Netflix zudem einen Monat kostenfrei testen. Das Angebot ist monatlich kündbar.
So tönt es bei Netflix: Wer auf den Film- oder Serienton in 5.1 zugreifen oder zu einer anderssprachigen Audiospur wechseln möchte, kann dies je nach Plattform und App auf unterschiedliche Wege lösen, die Netflix auf seiner Hilfeseite beschreibt. Allerdings gibt es auch bei Netflix die Einschränkung, dass sich auf PCs und Macs kein 5.1-Surround-Sound über den Netflix-Webplayer wiedergeben lässt, da dass Silverlight-Plugin dafür keinen Support bietet. Wer bei ausgewählten 5.1-Filmen dennoch kein Dolby-Digital-Plus- oder 5.1-Symbol sieht, befindet sich auf einer Plattform, die derzeit noch nicht unterstützt wird oder die Funktion muss erst über die Einstellungen freigeschaltet werden. Nutzer des Basis-Pakets können zudem generell keine HD-Inhalte sehen.

Maxdome

Maxdome Bild: Maxdome Maxdome ist einer der deutschstämmigen Vertreter im Feld und gehört zu ProSiebenSat.1 Digital. Neben dem Einzelabruf von Filmen können Nutzer auch das Streaming-Paket buchen. Damit lassen sich darin enthaltene Filme und Serien zum monatlichen Festbetrag von 7,99 Euro ansehen. Als exklusive Inhalte können Serien-Fans etwa auf die Produktionen "Empire" und "Mila" zugreifen. Zudem wird auch ein Testmonat ohne Zusatzkosten angeboten. Das Abo kann jederzeit monatlich gekündigt werden.
So tönt es bei Maxdome: Maxdome zeigt sich auskunftsfreudig und gibt sowohl die genaue Anzahl der Filme und Serien mit 5.1-Sound, als auch die Inhalte mit mehrsprachigem Ton an. Insgesamt können Nutzer auf 50 000 Inhalte zugreifen. Zudem zeigt sich der Konzern optimistisch, dass auch 7.1-Filme den Weg auf die Plattform finden.

Um das Potenzial des Services nutzen zu können, muss die Hardware auf Nutzerseite allerdings gewisse Voraussetzung erfüllen, da sich die 5.1-Funktion nicht auf allen Plattformen verwenden lässt. Auf einer speziell eingerichteten Microsite erfahren Anwender, welche Filme besonders guten Klang versprechen und welche Hardware dafür erforderlich ist. Konkret bestätigt der Anbieter, dass sich das 5.1-Feature auf allen internetfähigen TV-Geräte und Blu-ray-Playern aus dem Jahre 2013 von Sony und Samsung (Samsung nur F-Serie) verwenden lässt. Zudem würden durch ein Firmware-Update auch die Samsung-TVs aus dem Jahr 2012 (TV-Geräte der E-Serie) eine entsprechende Unterstützung erhalten.

Watchever

Watchever Bild: Watchever Der Video-Streaming-Anbieter Watchever ist bereits seit Anfang 2013 auf dem Markt und hat seinen Sitz in Berlin. Bereits seit dem Start bietet das Portal die sogenannte Film-Flat zum monatlichen Festpreis. In der Flat sind zahlreiche Filme und Serien enthalten. Anders als bei Netflix und Amazon Instant Video hat der Konzern allerdings keine eigens produzierten Serien im Angebot. Potenzielle Nutzer können den Dienst ohne Einschränkungen für 30 Tage kostenfrei testen. Auch die Watchever-Mitgliedschaft ist monatlich kündbar.
So tönt es bei Watchever: Bei Watchever hält man sich mit Angaben zur Soundqualität eher bedeckt. Der Dienst verzichtet auf 5.1-Sound und bietet seine Filme und Serien nur in Stereo-Qualität an. Laut Auskunft eines Kundendienst-Mitarbeiters befände sich der 5.1-Support zwar in Planung, einen konkreten Starttermin dafür gebe es noch nicht.

Snap by Sky

Snap by Sky Bild: Sky Snap by Sky ist ein Angebot, das sich nicht ausschließlich an Sky-Kunden richtet, sondern auch ohne Abschluss eines Sky-Abos buchbar ist. Auch dieses Streaming-Angebot setzt sich aus einem Film- und Serienkatalog zusammen. Im Unterschied zu den direkten Mitbewerbern, erreicht das Portfolio nicht annähernd den Umfang und es gibt zahlreiche Lücken im Angebot. Dafür ist die monatliche Gebühr im Vergleich relativ günstig. Snap by Sky steht Interessenten im ersten Monat kostenfrei zur Verfügung. Anschließend kann das Abo monatlich gekündigt werden.
So tönt es bei Snap by Sky: Zusätzlich zur deutschen Tonspur bietet Snap auch die jeweilige Originalversion an. Dazu schreibt der Anbieter auf seiner Webseite: "Die Sprache kann zu Beginn und auch während des Abspielens direkt im Player ausgewählt werden". Laut Sky liegen rund 50 Prozent der Inhalte mit Zweikanalton vor. Auf 5.1-Sound müssen Nutzer von Snap by Sky allerdings vollständig verzichten.

Fazit: Einfach ist anders

Zunächst fällt beim Vergleich der Anbieter auf, dass auch im Jahr 2015 noch nicht alle Streaming-Services überhaupt 5.1-Filme in ihrem Angebot haben: So kommen Sound-Fetischisten derzeit nur bei Amazon Instant Video, Netflix und Maxdome in den Genuss von 5.1-Ton. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit von Surround-Sound stark mit dem vorhandenen Streaming-Device des Kunden verknüpft ist. Es müssen schließlich sowohl der Dienst selbst als auch die technischen Voraussetzungen gegeben sein, um Filme oder Serien in Surround-Sound genießen zu können.

Und letztendlich müssen sich die Anbieter auch den Vergleich mit der Videothek gefallen lassen. Dort gibt es je nach Preisstaffelung aktuelle Blu-rays bereits für ein bis zwei Euro pro Tag, die eine deutlich bessere Bild- und Soundqualität (DTS-HD, Dolby TrueHD, etc.) bieten. Bei Streaming-Diensten kosten die Filme im Einzelabruf im Schnitt 5 Euro.

In einem weiteren Artikel sind wir darauf eingegangen, wie sich Streaming-Angebote auch im Ausland nutzen lassen.

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