Autonomes Fahren: Vodafone und Sony testen Prototyp
Der japanische Technologie-Konzern Sony und der Netzbetreiber Vodafone haben im Aldenhoven Testing Center (bei Aachen) erstmals Testfahrten im 5G-Netz durchgeführt. Am Start ist "VISION-S", das soll das erste Elektro-Auto von Sony werden, das gemeinsam mit zahlreichen Technologie-Partnern gebaut wird.
Neben der Telekom und Telefónica (o2) ist Vodafone gerade dabei, in Deutschland den Ausbau seines 5G-Netzes voran zu bringen. Besonders stolz ist Vodafone darauf, "als erster Anbieter in Europa" die 5G-Technologie SA (Standalone) für Privatkunden auf den Markt zu bringen, was neben großen Bandbreiten zugleich auch deutlich geringere Latenzzeiten bringt und Network Slicing (ein Netz im Netz) möglich macht.
Die Wettbewerber Telekom und o2 bieten SA derzeit nur für Industriekunden im Rahmen von werksinternen Campus-Netzen an, wollen aber später auch ihr Angebot für Privatkunden erweitern.
5G im Straßenverkehr
Nein, das ist kein Tesla, sondern ein Auto von Sony. Der Prototyp lernt bei Vodafone in Aldenhoven, was 5G ist
Foto: Vodafone Deutschland
Gerade im Straßenverkehr soll 5G künftig eine wichtige Bedeutung zukommen. Aktuelle Autos sollen sich untereinander oder mit speziellen Servern über den Straßenzustand (Staus, Unfälle, Gefahren durch Wetterlagen wie Glatteis, Sturm etc.) austauschen.
Unterstellt, das Netz ist entlang der befahrenen Straße wirklich sehr gut ausgebaut, könnte das eines Tages die Sicherheit auf den Straßen erhöhen und den Komfort im Auto weiter verbessern.
Das 5G Mobility Lab in Aldenhoven ist ein abgesperrtes Gelände mit einem speziellen Straßensystem, wo neue Fahrzeuge und Techniken erprobt werden können. Sony und Vodafone wollen den VISION-S-Prototyp für die Kommunikation im Echtzeit-Netz vorbereiten. Erste Live-Tests haben letzte Woche dort begonnen.
Mit 5G wird das Auto zur Datenbank auf Rädern
Hannes Ametsreiter, der Chef von Vodafone in Deutschland, blickt weit in die Zukunft: „Wenn aus Mobilfunk ein Echtzeit-Netz wird, dann wird das Auto zur Datenbank auf Rädern. Bei uns im 5G Mobility Lab lernt die VISION-S in Echtzeit zu kommunizieren. Gemeinsam mit Sony machen wir den ersten Prototypen bereit für 5G, damit neue Features künftig mit einem einfachen Software-Update im Auto eingespielt werden können. Ganz egal ob auf der Autobahn, im Stadtverkehr oder an der Elektroladesäule“.
Durchgängige Datenverbindung zwischen Auto und Netzbetreiber-Antenne
Zunächst haben die Partner das Ziel, dass der VISION-S Prototyp dauerhaft eine stabile Verbindung zum 5G-Netz aufbaut und die auch permanent beibehält. Auch das fahrende Elektro-Auto soll bei hohen Geschwindigkeiten durchgängig und unterbrechungsfrei Daten im 5G-Netz austauschen können.
Dafür optimieren Vodafone und Sony derzeit das Zusammenspiel vom fest im VISION-S verbauten Mobilfunk-Modul mit der 5G-Antenne.
In Aldenhoven (bei Aachen) gibt es ein Fahrerprobungszentrum, das Vodafone mit einem dafür vorbereiteten 5G-Netz versorgt
Foto: Vodafone Deutschland
Der Datenaustausch zwischen Auto und Mobilfunk-Station soll dann ähnlich funktionieren, wie es heute im Alltag millionenfach durch die genutzten Smartphones passiert. Der Unterschied: Künftig werden die Autos deutlich größere Datenmengen übertragen als die Handys bislang.
Neue Features per Software-Update
Ein modernes Auto bekommt teilweise schon heute und verstärkt in Zukunft jederzeit Software Updates über Funk (OTA = "Over the Air"), die neue Funktionen und Merkmale ("Features") aktivieren oder auch deaktivieren können. Dazu ist im Auto der Zukunft ein 5G-Modem-Modul fest verbaut. Es verbindet den Prototypen dauerhaft mit dem 5G-Netz.
Die Betriebssysteme des Fahrzeugs können so rund um die Uhr Daten in die Cloud senden (beispielsweise wichtige Fahrzeugdaten über Verbrauch oder Verschleiß, mögliche Fehlfunktionen, die einen automatischen Termin in der Werkstatt auslösen könnten).
Das Auto könnte Informationen für ein Pannenhilfsfahrzeug senden, welches Problem die eigene Weiterfahrt verhindert und das Auto kann Daten empfangen, um die Fahrt besser durchführen zu können und vieles mehr. Das Auto wird also permanent mit dem 5G-Netz verbunden sein.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Vernetzung des Autos ist schon da, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Fast alle neu verkauften Autos, ob sie mit fossilem oder synthetischem Verbrennungs-Treibstoff, Wasserstoff oder direkt mit Strom angetrieben werden, sind mehr oder weniger vernetzt.
Informationen über die Straßenlage und befahrbare Wege zum Ziel sind längst Standard. Gegenseitige Warnungen bei Regen, Nebel oder Sturm durch umgestürzte Bäume oder schlicht Glatteis oder ein querstehendes Fahrzeug hinter einer Kuppe, sind das Ziel. Doch dafür braucht es ein Netz in einer Flächendeckung und Qualität, von der wir heute nur träumen können.
Das wird eine Aufgabe, die ein Netzbetreiber für sich alleine vermutlich gar nicht leisten können wird. Hier ist intensive Kooperation und ein Ausbau auch abgelegener Orte gefragt. Sonst werden Hoffnungen und Erwartungen geweckt, die schnell in Enttäuschung und Ablehnung umschlagen können.
Für vergessene Router wollte Vodafone viel Geld haben. Zuviel, fanden zwei Landgerichte und sprachen Urteile.