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Windows-10-PCs: Darum reicht 1 GB Arbeitsspeicher nicht aus

In nahezu allen Preiskategorien werden in Kürze neue Geräte mit Windows 10 erscheinen. Doch manche Hersteller haben den Tiefpreis-Button etwas zu stark betätigt.
Von Daniel Rottinger

Windows-10-Hardware: RAM-Problem Windows-10-Hardware: 1 GB RAM schränkt Zukunftspotenzial ein
Bild: teltarif/Odys
Bereits vor dem Windows-10-Launch haben wir darüber berichtet, worauf Interessenten beim Kauf eines PCs mit Windows 10 achten sollten. Jetzt kommen die neuen Modelle mit vorinstalliertem Windows 10 in Etappen auf den Markt. Einige Hersteller surfen dabei unge­schoren auf der Windows-10-Hype-Welle mit und spekulieren, dass die Kunden nicht so sehr auf Details achten. Fehlkäufe sind dadurch vorprogrammiert.

Arbeitsspeicher: 1 GB ist nicht ausreichend

Windows-10-Hardware: RAM-Problem Windows-10-Hardware: 1 GB RAM schränkt Zukunftspotenzial ein
Bild: teltarif/Odys
Etwas ungläubig betrachteten wir das Datenblatt des Windesk 9 plus 3G V2. Bei dem neuen Odys Tablet mit Windows 10, das dieser Tage flächendeckend auf den Markt kommt, ist nur ein 1 GB Mini-Arbeitsspeicher verbaut. Grundsätzlich gab es auch schon in der Windows-8-Ära Modelle, die mit 1 GB RAM ausgeliefert wurden - dass neue Windows-10-Geräte allerdings mit derselben Hardware-Limitation leben müssen, ist für Kunden wirklich ärgerlich. Bereits in unserem PC-Kaufratgeber hatten wir vorsorglich zu einem Modell mit mindestens 2 GB Arbeitsspeicher geraten. Schließlich stellt Windows 10 eine RAM-Mindestanforderung von 1 GB für 32-Bit- beziehungsweise 2 GB für die 64-Bit-Variante. Mindestanforderungen bedeuten dabei auch, dass sich Nutzer mit entsprechender Hardware stets am Limit bewegen und bereits das Ausführen einer leistungshungrigen App ausreichen kann, um die Dinge aus dem Gleichgewicht zu bringen und das Einfrieren des System zu verursachen. Grundsätzlich hätten sich Kunden mit der restlichen Hardware des 8,9-Zöllers (Quad-Core-Prozessor von Intel mit je 1,83 GHz im Burst-Modus und 3G-Anbindung) im Hinblick auf den geringen Preis von rund 200 Euro zufrieden geben können - doch so ist die Freude über das vermeintliche Schnäppchen eher von kurzer Dauer.

Übrigens gibt es bei dem Windesk 9 plus 3G (V2) einen weiteren Faktor zu beachten. So gibt es eine ältere Ausführung, erkennbar an dem fehlenden "V2"-Anhängsel, die noch mit vorinstalliertem Windows 8.1 (32-Bit) mit Bing ausgestattet ist. Zwar ist auch hier ein Upgrade auf Windows 10 möglich, doch zunächst erhält der Kunde Windows 8.1 präsentiert und muss das Upgrade selbst durchführen.

Kritik richtet sich an alle Anbieter

Grundsätzlich richtet sich die Kritik allerdings nicht speziell an Odys, sondern auch an alle anderen Hersteller, die ihre Geräte mit ähnlich schwacher Hardware ausstatten und somit deren Zukunftssicherheit beschneiden. Schließlich wird es über den Lebenszyklus von Windows 10 größere Anpassungen und Ver­änderungen geben, die auch zu einem erhöhten Performance-Bedarf führen.

Windows 10 ist noch zahm, doch das könnte sich bald ändern

Klar, Windows 10 ist aktuell sehr ressourcenschonend aufgestellt und der Hardwarehunger hält sich in Grenzen - doch mit künftigen Updates könnte sich dies schnell ändern. Microsoft hat bei seinem aktuellen Betriebssystem schließlich das sogenannte Windows-as-a-Service-Prinzip eingeführt. Dadurch möchte der IT-Konzern umfangreiche Features bei Windows 10 nachrüsten, auch wenn das OS künftig schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Daher kann davon ausgegangen werden, dass eine breite Palette an kommenden Funktionen nur schnellen PCs vorbehalten sein wird. Käufer eines Billig-Tablets werden vermutlich nicht bedient und somit von der Weiterentwicklung abgehängt.

Hardware ist nur ein Aspekt: Windows 10 Home oder Pro

Bereits in unserem Artikel zur IFA-Pressekonferenz von Microsoft sind wir darauf eingegangen, welche Wahl die Hersteller bei der Windows-10-Version für ihre kommenden Modelle treffen werden. Gerade bei günstigen Modellen setzten die OEMs dabei verstärkt auf die Home-Edition, die allerdings Einschränkungen mit sich bringt.

Fazit

Tech-Experten möchten in einem solchen Fall dazu übergehen, entsprechende Anbieter mit einem Satz wie: "Liebe Hersteller, macht eure Kunden nicht unglücklich" abzuspeisen. Schließlich gehen Anwender beim Neukauf eines PCs mit Windows 10 davon aus, dass sie ein Stück Zukunft erwerben. Klar, der Preispunkt von um 200 Euro bringt immer gewisse Einschränkungen mit sich, doch derart gravierend sollten sie dann doch nicht ausfallen. Unser dringender Aufruf an die PC-Hersteller lautet daher, künftig keine neuen Windows-10-Geräte unter 2 GB RAM zu veröffentlichen.

In unserem IFA-Hands-On haben wir uns das kommende 2-in-1-Tablet Lenovo Miix 700 mit Windows 10 angesehen, bei dem Nutzer sich keine Gedanken über mangelnde Hardware-Power machen müssen.

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