Twitter

Twitter auf der Suche nach Erlösquellen

Microblogging-Dienst lehnte Verkauf bislang ab und will selbst Umsätze erzielen
Von dpa / Marc Kessler

Twitter beflügelt die Fantasie der kriselnden IT-Branche. Der Kurznachrichtendienst wächst rasant, Risikokapitalgeber drehen den Geldhahn weit auf - und dann machte am Wochenende auch noch das Gerücht die Runde, der Internet-Gigant Google wolle sich das Startup einverleiben. Die Spekulationen haben sich nicht bestätigt, aber sie zeigen, welche Bedeutung Twitter erlangt hat. Ob hinter dem Hype ein solides Geschäftsmodell steht, müssen die Gründer allerdings noch beweisen.

Wer Twitter nicht kennt, dürfte sich über die Aufregung wundern - zu simpel klingt das Prinzip. Angemeldete Nutzer tippen Antworten mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen - auf die Frage "Was machst Du gerade?". Fotos, Videos oder Verweise auf andere Websites lassen sich mit einem Kurz-Link einbauen. Twitter ist einfach, aber schnell: Die Texte erscheinen in Echtzeit, lesen kann sie jeder per Computer oder Handy. Mitlesen kann die ganze Welt.

Der Charme des sogenannten Microblogging erschließt sich den meisten Menschen erst bei der Benutzung. "Twitter ist genau das, was Du willst. Es kann ein Werkzeug für Geschäftsleute, ein Zeitkiller für Teenager, ein Recherche-Assistent oder eine Nachrichtenquelle sein", erklärt der New York Times-Kolumnist David Pogue. Der Nutzer stellt sich sein Programm selbst zusammen und erhält Textschnipsel von Freunden oder der Familie, Promis oder Politikern, Kollegen oder Nachrichtenportalen im Web. Je nach Schätzung sind derzeit sechs bis zehn Millionen Nutzer aktiv, davon rund 50 000 aus Deutschland.

Google ist an Twitter interessiert

Dass Google Interesse an dem Unternehmen aus San Francisco hat, ist für Experten keine Überraschung. Denn unter search.twitter.com lässt sich in Echtzeit durchsuchen, was die Nutzer schreiben - Trends im Netz werden im Handumdrehen sichtbar. Genau das fehlt dem Giganten aus Mountain View noch, da seine Suchroboter mit Zeitverzögerung das Web durchforsten. Zudem hinkt der Internet-Konzern mit seinem sozialen Netzwerk Orkut [Link entfernt] weit hinter den führenden Anbietern Facebook und MySpace hinterher - Twitter könnte diese Lücke schließen.

Andererseits passt eine teure Übernahme nicht zum Sparkurs, den Google seit einigen Monaten fährt, zumal Twitter weit von schwarzen Zahlen entfernt ist. Trotzdem: "Es wäre eine Nachricht, wenn die beiden nicht miteinander reden würden", schreibt das amerikanische Blog C-Net. Mögliche Themen seien eine Partnerschaft bei der Suche oder ein Werbe-Deal.

Weiterer Kaufinteressent: Facebook

Auch Facebook wollte Twitter ("zwitschern") kaufen. Der Kurznachrichtendienst hätte gut zu einem Unternehmen gepasst, dessen selbst ernannte Mission es ist, "Menschen zu verbinden und es ihnen zu erleichtern, Informationen zu teilen". Nach der Absage baute Facebook sein Angebot um - der Ticker, der Mitglieder über die Aktivitäten ihrer Freunde informiert, ähnelt nun sehr stark Twitter. Bislang lehnte der Zwitscher-Dienst alle Kaufangebote ab - "stark, profitabel und unabhängig" wolle man sein, sagt Mitgründer Biz Stone. Das zweite Ziel liegt jedoch in weiter Ferne. In den ersten drei Jahren setzten Stone und seine Mitstreiter ausschließlich darauf, eine große Fan-Gemeinde aufzubauen. Der Erlös liegt jedoch nahe bei Null. Erst jetzt, da das Zwitschern in der Technologie-Branche laut vernehmbar ist, sollen auch Einnahmen fließen. Seit Januar sucht ein neu eingestellter Manager nach Geschäftsmodellen.

Knackpunkt: Auf welchem Weg Umsätze erzielen?

Die Ideen sind vage: Twitter hat etwa mit Werbung experimentiert, auch eine kostenpflichtige Premium-Version für Unternehmen war im Gespräch. Doch viele Nutzer machen noch keine Umsatzmillionen: Andere soziale Netzwerke hatten bislang große Probleme, die Publikumsgunst in Geld umzumünzen. Und wie reagieren die Nutzer, wenn plötzlich Werbung erscheint?

Hektisch werden müssen die Gründer indes nicht. Mit 55 Millionen Dollar stärken mehrere Investoren dem Unternehmen den Rücken. Das dürfte ihm einige Zeit geben, um aus dem Hype auch finanziell einen Hit zu machen.

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