Spanien: 3G-Abschaltung hat bereits begonnen?
Nach Informationen der spanische TK-Nachrichtenseite Bandaancha.eu hat Vodafone in Spanien mit der Abschaltung von 3G (UMTS) begonnen. Bis spätestens 2023 will der Netzbetreiber seine UMTS-Signale abgeschaltet haben, was eine Strom-Einsparung von 52 GWh pro Jahr bedeuten werde.
Vodafone rechnet demnach vor, dass die Abschaltung eines 3G-Standorts mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 410 W gegenüber der Nachfolgetechnologie 4G (LTE) nur etwa 4 W mehr verbrauche, dafür können aber wesentlich mehr Nutzer in einer Zelle bedient werden.
Europaweit ohne 3G bis Ende 2024?
In Deutschland hat Telefónica (o2) 3G/UMTS schon abgeschaltet. Im Mutterland Spanien wird das auch bald passieren.
Foto: Telefónica
Das Magazin weiß ferner, das Vodafone plane, in Europa vor dem Jahre 2024 insgesamt 15 3G-Netze abzuschalten. Bereits im Februar 2020 wurde 3G in den Niederlanden abgeschaltet, danach folgten Italien, Tschechien und im Sommer 2021 auch Deutschland, wobei sich o2 bis zum Jahreswechsel Zeit ließ. Bleiben noch 11 Länder in Europa, in denen Vodafone die 3G-Technik abschalten will, darunter auch Spanien.
Phasenweise, statt auf einen Schlag
Im Gegensatz zu Deutschland, wo Telekom und Vodafone ihre 3G-Netze auf einen Schlag abschalteten, scheint in den anderen Ländern eine phasenweise Abschaltung vorgesehen zu sein, beispielsweise im Zuge von turnusgemäßen Wartungsarbeiten. Das soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein, schreibt das Magazin.
Die erste Stadt in Spanien, in der 3G zunächst versuchsweise abgeschaltet wurde, ist die Ortschaft Talavera de Reina (im Bezirk Toledo). 3G wurde im Vorort Badalona von Barcelona schon im Oktober 2021 abgestellt. Vodafone-Spanien hat eine spezielle Hotline-Abteilung eingerichtet, die betroffene 3G-Kunden beraten sollen, damit sie ihren "Anschluss" nicht verlieren.
Netzbetreiber kennen die Geräte der Kunden
Ähnlich wie in anderen Ländern, weiß ein Netzbetreiber genau, welcher Kunde welches Endgerät verwendet. Das lässt sich aus der übertragenen IMEI-Seriennummer ermitteln. Die betroffenen Kunden werden teilweise per SMS informiert, wenn eine 3G-Abschaltung in ihrer Region bevor steht.
In Spanien kann eine solche SMS wie folgt aussehen (sinngemäß übersetzt):
"VF Info: Das Telefon, das Sie verwenden, ist ein 3G-Modell. Damit Sie weiterhin mit dem besten Mobilfunknetz surfen können, müssen Sie in den nächsten 30 Tagen auf ein 4G-Smartphone aufrüsten, oder Ihnen steht der Datendienst nicht mehr zur Verfügung, Sprache bleibt aber weiter möglich. Gehen Sie zu Ihrem nächstgelegenen Vodafone-Geschäft oder rufen Sie 1444 (eine spezielle Hotline für Vodafone-Kunden in Spanien) an."
3G weg - 4G wird schneller
Das Abschalten von 3G soll die Geschwindigkeit von "4G+" (LTE-A) auf 225 MBit/s down und 37,5 MBit/s up erhöhen. Wie in Deutschland betreibt Vodafone sein spanisches 3G-Netz auf 2100 MHz, was dann künftig für 4G+ genutzt werden kann. Im Gegensatz zu Deutschland hatte Vodafone in Spanien auch mit 3G auf 900 MHz experimentiert. Da dort nur 2x 10 MHz zur Verfügung stehen, wird eine Umschaltung auf 4G/LTE nur maximal 75 MBit/s down und 25 MBit/s up bringen. Außerdem soll auf diesen Frequenzen das 2G/GSM-Angebot noch einige Jahre weiter laufen.
2G bleibt bis 2030?
Eine baldige Abschaltung von 2G ist auch in Spanien nicht in Sicht, da für die älteren 2G/3G-Telefone noch eine Alternativ-Technologie zur Verfügung stehen soll. Auch die zahlreichen M2M-Geräte (Maschinen, Sensoren, Tracker - Vorläufer von IoT) wollen ja noch mit Signalen versorgt werden. Bis all diese Geräte auf NB-IoT oder LTE-M umgerüstet sind, wird es noch etwas Zeit brauchen. Das spanische Portal vermutet, dass GSM noch bis ins Jahr 2030 verfügbar bleiben wird.
Telefónica Spanien: Gleichzeitiges Ende für Kupfer und 3G
Der spanische Marktführer Telefónica, der dort unter dem Markennamen "Movistar" aktiv ist, möchte 3G zusammen mit seinem Kupferdraht-Telefonnetz im Jahre 2025 abschalten. Spanien ist in Sachen Glasfaser beispielsweise Deutschland "um Lichtjahre" voraus.
Die irgendwann kommende Abschaltung des Telekom-Kupferdrahtnetzes in Deutschland ist für den Interessenverband VATM ein Angstszenario, weil die notwendigen Umrüstungsarbeiten und Anbieterwechsel bei gemieteten Leitungen mit möglichen Kostenerhöhungen für die Wettbewerber der Telekom verbunden sein dürfte.