Eindrücke

Kurztest Nokia 105/110: Einfach 4G und VoLTE

Es gibt viel mehr Leute als man denkt, die ein Telefon nur für den Notfall wollen. Es muss einfach sein, der Akku soll lange halten. Die Abschal­tung von 3G zwingt die Kund­schaft zum Upgrade. Viel­leicht zu Nokia?
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Zum Lieferumfang gehören: Ladegerät mit USB-Ladekabel, Einfachstkopfhörer, Akku BL-5C, Handy und Kurz-Anleitung Zum Lieferumfang gehören: Ladegerät mit USB-Ladekabel, Einfachstkopfhörer, Akku BL-5C, Handy und Kurz-Anleitung
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Es soll Menschen geben, die möchten ein Mobil­telefon, um Tele­fonieren zu können. Richtig altmo­disch per Sprache. SMS-Text­nach­richten sind da schon Teufels­zeug, werden maximal gelesen, aber nie aktiv verschickt.

Diese Ziel­gruppe schwört auf die legen­däre Marke Nokia. Witze vom Nokia-Modell 3310, das bei Ausgra­bungs­arbeiten in Ägypten mit noch drei Balken Akku gefunden wurde, haben einen realis­tischen Hinter­grund. "Damals" waren Akku­lauf­zeiten von einer Woche oder mehr einfach normal, wenn man nicht pausenlos am Handy "gedad­delt" hat. Zum Lieferumfang gehören: Ladegerät mit USB-Ladekabel, Einfachstkopfhörer, Akku BL-5C, Handy und Kurz-Anleitung Zum Lieferumfang gehören: Ladegerät mit USB-Ladekabel, Einfachstkopfhörer, Akku BL-5C, Handy und Kurz-Anleitung
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

3G-Abschal­tung schafft Hand­lungs­bedarf

Diese Ziel­gruppe wurde nun von ihrem jewei­ligen Anbieter "aufge­schreckt", weil sie noch SIM-Karten haben, die viel­leicht nur 2G und viel­leicht gerade noch 3G beherr­schen, doch 3G ist Geschichte, und als diese SIM-Karten entwi­ckelt und produ­ziert wurden, war von 4G noch gar nicht die Rede.

Ergo besteht hier Hand­lungs­bedarf. Wer ein einfa­ches Tasten­telefon in Barren­form möchte, hat nicht viel Auswahl auf dem Markt. Einige Elek­tronik-Versand-Kauf­häuser liefern "senio­ren­gerechte" 2G-fähige Handys mit schönen großen Tasten, die aber nur 2G und sonst nichts können. Was aber tun, wenn die 2G-Versor­gung ganz langsam ausdünnt und 4G die neue Norma­lität ist?

Nokia: Einziger Hersteller von 4G-fähigen Feature Phones?

Bleibt wieder Nokia. Dass dieses Unter­nehmen seine Handy­sparte zwischen­zeit­lich an Micro­soft "ausge­lagert" hatte, hat die Ziel­gruppe wohl kaum mitbe­kommen. Inzwi­schen wird die Kult­marke vom Unter­nehmen HMD Global betreut, die wohl schon irgendwo wissen, welchen "Wert" ihre Marke hat, aber trotzdem hin- und herge­rissen sind, wo sie ihre Nische im Markt finden sollen und sich einfach nicht trauen, den Kunden genauer zuzu­hören.

Erste 4G-Einfach-Handys schon im Markt

Einfache Tasten-Tele­fone mit 4G hat Nokia seit einiger Zeit im Programm. Denken wir an die Wieder­auf­lage der kultigen "Banane" namens 8110 4G oder das 2720 4G. Und jetzt gehen zwei neue Geräte an den Start: Das Nokia 105 und der größere Bruder Nokia 110. Beide Geräte können 4G, zumin­dest auf einem von zwei SIM-Karten-Schächten.

Das 110 hat noch eine ultra­ein­fache Kamera an Bord und verträgt micro-SD-Spei­cher­karten, worüber man Musik hören kann, falls der einge­baute UKW-FM-Radio-Empfänger nichts Passendes bieten sollte. Empfang ist auch ohne Kopf­hörer-Kabel möglich. Für den echten Stereo-Genuss können die beigepackten Einfachst-Hörer mit Mikrofon heran­gezogen werden.

Mit dem Nokia 105/110 kann man Telefonieren und sogar Surfen, im Bild die Homepage von teltarif.de Mit dem Nokia 105/110 kann man Telefonieren und sogar Surfen, im Bild die Homepage von teltarif.de.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das Kult-Spiel Snake gehört auch dazu und es ist - oh Wunder - sogar ein Opera Mini Internet-Browser einge­baut. Der könnte aber bei der Ziel­gruppe viel­leicht nicht so gut ankommen, denn das 1,8-Zoll-(4,6-cm)-Display ist ziem­lich winzig und man braucht ein gutes Vergrö­ßerungs­glas oder eine starke Brille. Aber immerhin, einfache Webseiten können aufge­rufen werden, sogar teltarif.de funk­tio­niert (siehe Bild). Ob das prak­tisch ist: Nun ja.

Proto­typen erprobt

Die Test­muster waren noch im Versuchs­sta­dium und spra­chen nur Viet­name­sisch, Englisch oder Chine­sisch. Man darf ein solches Gerät keinen Spiel­kin­dern in die Hände geben, sonst wird es knifflig. Die Serien-Geräte, die in Kürze in den Läden eintreffen, werden natür­lich Deutsch und weitere euro­päi­sche Spra­chen spre­chen, und es gibt dann auch im Gegen­satz zum Ford Auto­modell "T" auch andere Farben als schwarz. Beide Modelle nehmen zwei Nano-SIM-Karten auf, das 110 auch eine Micro-SD Speicherkarte. Das 110 hat eine Einfachst-Kamera. Beide Modelle nehmen zwei Nano-SIM-Karten auf, das 110 auch eine Micro-SD Speicherkarte. Das 110 hat eine Einfachst-Kamera.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Zweimal Nano-SIM

Datenblätter

Das Gerät verlangt ein bis zwei SIM-Karten im Nano-Format. Beim Einlegen dreimal hinschauen, in welcher Rich­tung die Karten einzu­legen sind. Es ginge auch andersrum, dann würde auf Dauer der Halter verbiegen und man bliebe ohne Netz. LTE gabs bei den Test­mus­tern nur in Slot 1 und die SIM-Karte von Blau im o2-Netz wollte sich partout nicht ins 4G-Netz einbu­chen, mit Telekom und Voda­fone ging das sofort. Ob da Nokia noch ein Update liefert?

Erfreu­lich ist, dass der Lade­anschluss dem Micro-USB-Stan­dard entspricht, und mit dem rich­tigen Daten­kabel (nicht im Liefer­umfang) den externen PC sogar als "U-Disk" erkennt. Der PC hingegen blieb ratlos, vermut­lich fehlen noch passende Treiber.

Als Akku wird der "Stan­dard-Akku" BL-5C beigepackt, der inzwi­schen sogar bei einfa­chen Koffer­radios und anderen Geräten beigepackt wird. Nokia hat hier einen (heim­lichen) Stan­dard gesetzt.

Ankom­mende SMS-Nach­richten werden auf Wunsch vorge­lesen, aktuell nur in Englisch, was beson­ders lustig klingt, wenn die Stimme mit chine­sischem Akzent sich an deut­scher Sprache versucht.

Attrak­tiver Preis

Preis­lich dürfte es beim Modell 105 ohne Kamera, ideal für Arbeit­geber, die pani­sche Angst vor Werks­spionen haben, bei 35 Euro losgehen. Das Modell 110 könnte so um die 50 Euro kosten. Wer jetzt nach Lesen des Beitrags in den Laden stürzt, muss aufpassen: Derzeit sind noch die Vorgänger-Modelle in den Regalen, die von 4G noch nie etwas gehört haben!

Als Liefer­termin für Nokia 105 und 110 wird das dritte Quartal (Herbst/Vorweih­nachten) ange­peilt. Und dann könnte so ein Gerät als echtes "Notfall"-Handy unter dem Weih­nachts­baum liegen, da es klein ist und wenig Akku braucht, also ideal, wenn mal wieder der Himmel kräftig weint.

Einsteiger-Smart­phones sind günstig und leicht zu bedienen. Aber nicht nur der Preis, auch die Leis­tung der Einfach-Handys muss stimmen. Wir erklären, was auch ein Billig-Smart­phone mindes­tens beherr­schen sollte.

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