Telefónica erprobt 5G-Richtfunkstrecke
Im Münchner Norden erprobt Telefónica Deutschland Richtfunk als Verbindungstechnologie für 5G-Netze
Jörg Borm
An zunächst zwei Standorten des 5G TechCity-Projekts im Münchner Norden hat Telefónica Deutschland Mitte Januar eine erste 5G-Richtfunkstrecke installiert und in Betrieb genommen. Die Strecke verbindet einen eNodeB-Standort über eine Distanz von mehr als fünf Kilometern mit dem Core-Netz. Beide Anlagen befinden sich jeweils auf zwei Dächern in einer Höhe von etwa 40 Metern.
Im Münchner Norden erprobt Telefónica Deutschland Richtfunk als Verbindungstechnologie für 5G-Netze
Jörg Borm
Das „5G-ready“-Richtfunkequipment ermöglicht die hochkapazitive Anbindung von Mobilfunkstandorten auch dort, wo die Verlegung von Glasfaser-Kabel zu teuer oder technisch nicht realisierbar ist. Um die hohe Übertragungsrate von 16 GBit/s zu erzielen, nutzt Telefónica Deutschland zwei unterschiedliche Richtfunk-Frequenzen parallel , 18 GHz und 80 GHz, die zu einem Link aggregiert werden. Die Übertragung im niedrigeren Band bei 18 GHz dient dabei hauptsächlich der Vermittlung von priorisierten Nutzdaten und Sprache, über das 80 GHz-Band überträgt die neue Richtfunkstrecke primär alle anderen anfallenden Datenservices.
Flexible Nutzung der Frequenzen
Die Besonderheit der Richtfunkstrecke ist die dynamische Nutzung der beiden verwendeten Frequenzbänder: Sobald der Verkehr auf der 18 GHz-Verbindung eine bestimmte Grenze überschreitet, bedient sich die Anlage selbsttätig der freien Kapazitäten bei 80 GHz. Auf diese Weise wird zum einen eine hohe Kapazität und zum anderen eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Verbindung sichergestellt.
Bei der eingesetzten Hardware an den beiden Standorten handelt es sich um bereits im aktuellen Rollout verwendetes kommerzielles Equipment. Neu ist die von den Ingenieuren entwickelte, dynamische Zusammenschaltung der beiden Frequenzbänder.
Erprobung seit 2016
Das 5G TechCity-Projekt wird gemeinsam von Telefónica Deutschland und Huawei getragen. Basis ist ein 4,5G-Hochgeschwindigkeits-Mobilfunknetz im Münchner Norden. Hier erforschen und testen die beiden Unternehmen seit Frühjahr 2016 neue Antennenlösungen, Konzepte für das Backbone- und Core-Netz sowie Dienste und Anwendungen. Mit acht Mobilfunkanlagen deckt es lückenlos den Münchner Norden rund um die O2-Zentrale und das Olympiagelände ab.
Nicht nur Telefónica setzt auf Richtfunk für die Anbindung von Nodes an das Core-Netz, auch die Telekom zusammen mit Technologie-Partner Ericsson erproben die Technik. Hier gelang ein erster Test über eine Distanz von 1,4 Kilometern mit 40 GBit/s. teltarif.de berichtete.