Erklärt

Mobiles Internet: Der Abrechnungstakt bestimmt den Preis mit (Update)

Höhere Megabyte-Preise können unter Umständen billiger sein
Von Kaj-Sören Mossdorf

Der Abrechnungstakt bei Datentarifen kann die Höhe der Rechnung beeinflussen. Der Abrechnungstakt bei Datentarifen kann die Höhe der Rechnung beeinflussen
Bild: o2 Montage: teltarif.de
Die Nutzung des mobilen Internet wird immer populärer. In der Bahn werden die Freunde auf Facebook informiert, dass man selbst in der Bahn sitzt oder die neuesten News werden im Park abgerufen und gelesen. Die Preise für die Datenkosten sind dabei in den vergangenen Jahren stark gefallen. Auf den ersten Blick sehen die Preise für verbrauchte Megabyte dabei gleich aus. So kostet ein Megabyte sowohl bei der Mobilfunksparte des Kaffeerösters Tchibo als auch beim E-Plus-Discounter Blau 24 Cent. Dennoch ist Tchibo teurer als Blau. Wir erklären im Folgenden, warum.

Auf den Abrechnungstakt achten

Der Abrechnungstakt bei Datentarifen kann die Höhe der Rechnung beeinflussen. Der Abrechnungstakt bei Datentarifen kann die Höhe der Rechnung beeinflussen
Bild: o2 Montage: teltarif.de
Bei dem im o2-Netz operierenden Mobilfunkdiscounter Tchibo kostet ein verbrauchtes Megabyte 24 Cent. Auch beim E-Plus-Discounter Blau ist der Preis der gleiche. Im Kleingedruckten der Prepaid-Verträge findet sich jedoch der Hinweis auf die Abrechnungsschritte. Dieser liegt bei Tchibo laut Vertragsunterlagen bei 400 kB, bei Blau beispielsweise dagegen nur bei 10 kB. Im Klartext heißt dieses: Jedes Mal wenn das Smartphone wieder offline geht, sprich die Verbindung mit dem Internet trennt, werden die verbrauchten Kilobyte auf den vollen Abrechnungstakt gerundet.

Ein hoher Abrechnungstakt macht dabei gerade bei modernen Smartphones einen großen Unterschied aus. Beispielsweise geht Apples iPhone, wenn es entsperrt wird, online und schaut ob neue E-Mails im Postfach eingetroffen sind. Wird keine E-Mail empfangen, sondern nur eine Abfrage an den Server gesendet fallen 6 kB an. Geht das iPhone danach wieder offline, so bedeutet dies für einen Tchibo-Kunden, dass nun 400 kB abgerechnet wurden, während hingegen im Blau-Tarif nur auf 10 kB gerundet wurde. Im Rückschluss heißt dies, dass ein Megabyte schneller verbraucht ist, folglich die Kosten für ein Megabyte schneller auf der Rechnung wieder zu finden sind.

Abrechnungstakte der Anbieter
Anbieter Preis Takt
Blau   0,24 / MB 10 kB
Tchibo   0,24 / MB  100 kB
Fonic   0,24 / MB  100 kB
ALDI Talk   0,24 / MB 10 kB
NettoKOM    0,24 / MB 10 kB
Stand: 31.03.2011, Preise in Euro.
Noch drastischer ist der Verbrauch, wenn das Smartphone alle 15 Minuten nach neuen E-Mails schaut. Diese Einstellung greift nicht nur den Akku stark an, sondern führt auch dazu, dass bei Tchibo auf den Monat gesehen 1,1 GB nur durch das Überprüfen auf E-Mails verbraucht werden. Bucht der Kunde bei der Mobilfunksparte des Kaffeerösters die 500-MB-Flatrate für 9,95 Euro im Monat ist dieses Highspeed-Volumen bereits nach der Hälfte des Monats verbraucht. In der 1-GB-Flatrate des Mobilfunkdiscounters Blau, die ebenfalls monatlich 9,95 Euro kosten, würden auf Grund der Abrechnung in 10-kB-Schritten nur 960 kB pro Tag, sprich 28,8 MB pro Monat.

Gilt auch für den Aufruf von Webseiten

Auch das Gefällt-mir am Bahnhof und das Newslesen in der Bahn reizen eine Flatrate entsprechend schnell aus, beziehungsweise verursachen unerwartete Kosten (vorausgesetzt das Handy geht zwischendurch offline). Für den Abruf der auf Touchscreens optimierten Facebook-Seite heißt dies folgendes: Für ihren Aufruf fielen auf einem Nokia N900 245 kB an. Für ein Gefällt-mir und das Betrachten weniger Bilder fiel noch einmal 1 MB an. Insgesamt macht dies also rund 1245 kB. Im Tchibo-Takt würden 1600 kB abgerechnet werden, bei Blau hingegen 1250 kB. 350 kB werden bei Tchibo also verschenkt. Bei entsprechend häufiger Nutzung, kombiniert mit Wetterinformationen und aktuellen Nachrichten, macht sich dementsprechend der Unterschied schnell bemerkbar.

Fazit: Nicht nur auf den MB-Preis achten, sondern auch auf Abrechnungsschritte

Wie die Beispiele zeigen, sollte bei der Wahl eines Tarifes nicht nur auf die Gesprächsminutenpreise geachtet werden. Ist die zukünftige Nutzung des mobilen Internets angedacht, kann sich auch ein Blick auf die Abrechnungsschritte lohnen. Teilweise kann ein etwas höherer Megabyte-Preis mit kleineren Abrechnungsschritten preiswerter sein, als ein anderer Tarif, in dem die Megabyte auf den ersten Blick günstiger sind. Bucht der Kunde eine Internet-Flatrate, ist er zwar auf den ersten Blick nicht mehr direkt von den Folgen großer Abrechnungsschritte betroffen, aber bei genauerer Betrachtung zeigt sich auch hier, dass die Drosselungsgrenze schneller erreicht ist. Besonders gravierend ist ein hoher Abrechnungstakt, wenn E-Mails mit entsprechender Häufigkeit abgerufen werden.

Wer viel im Büro unterwegs ist oder auch sonst ein Ladegerät in seiner Nähe hat, der kann mit einem Trick verhindern, dass das Smartphone offline geht. Bei der Nutzung von Instant-Messaging-Diensten bleibt das Handy immer online. Im Endeffekt werden hierbei weniger Kilobyte verschenkt, da die Rundung nur dann erfolgt, wenn das Handy offline geht.

Update 2.4.2011: Tchibo rechnet künftig in 100-kB-Schritten ab

Kurz nach der Veröffentlichung dieser News kündigte die Mobilfunksparte des Kaffeerösters an, dass künftig in 100-kB-Schritten abgerechnet wird. Dies stellt eine deutliche Verbesserung der Datenprodukte des Hamburger Unternehmens dar. Seit dem 1. April hat Tchibo den Abrechnungstakt für Neu- und Bestandskunden auf 100 Kilobyte gesenkt. Es gilt jedoch immer noch: Ein höherer Abrechnungstakt kann generell hohe Kosten verursachen. Statt der verbrauchten 1,1 Gigabyte für den oben beschriebenen E-Mail-Abruf, fallen künftig immerhin nur noch 288 Megabyte an. Innerhalb der 500-MB-Internet-Flatrate von Tchibo wäre künftig also ein E-Mail-Abruf alle 15 Minuten möglich, ohne dass dieser allein das Highspeed-Volumen aufbraucht.

Weitere News zum Thema "Mobiles Internet"