Incentivized reviews

Amazon verbietet "gekaufte" Bewertungen

Eine Bewertung für ein kostenfreies oder günstigeres Produkt: Diese Art der Rezension ist bei Amazon in den USA künftig verboten. Auch in Deutschland könnte schon bald gegen die sogenannten "incentivized reviews" vorgegangen werden.
Von Rita Deutschbein

Amazon verbietet gekaufte Bewertungen Amazon verbietet "gekaufte" Bewertungen
Screenshot: Amazon.com, Montage: teltarif.de
Ob Kunden bei Amazon ein Produkt kaufen oder nicht hängt oft auch davon ab, wie die Artikel von anderen Käufern bewertet wurden. In letzter Zeit zeigt sich dabei immer häufiger ein Phänomen: Artikel mit vielen Fünf-Sterne-Bewertungen landen oben in der Suchliste. Bei genauerem Blick in die Kommentare fallen nicht selten Sätze wie "Ich habe den Artikel kostenlos/vergünstigt erhalten, was meine Rezension aber keinesfalls beeinflusst.". Als Kunde fragt man sich dann, ob die gute Bewertung wirklich berechtigt oder vielmehr "gekauft" ist. Amazon geht dieses Problem nun an und verbietet Kunden­rezensionen von Produkten, die Kunden im Tausch gegen ihre Bewertung behalten können.

Amazon verbietet gekaufte Bewertungen Amazon verbietet "gekaufte" Bewertungen
Screenshot: Amazon.com, Montage: teltarif.de
Seine angepassten Community Guidelines wird Amazon zunächst in den USA umsetzen, das heißt, Amazon.com verbietet künftig die sogenannten "incentivized reviews". Da der Konzern große Änderungen immer erst im Heimatland umsetzt, können wir davon ausgehen, dass auch die deutsche Sparte demnächst nachzieht und seine Richtlinien für Produkt­bewertungen entsprechend anpassen wird.

Bewertungen über Amazon Vine weiterhin zulässig

In den USA wird es durch die neue Richtlinie schwerer, Bewertungen bei Amazon zu manipulieren. Allerdings macht der Online-Händler eine Ausnahme: Buchbewertungen sowie sein eigenes Produkt-Test-Programm Amazon Vine. Das Programm gibt es auch in Deutschland. Amazon ermöglicht ausgewählten Kunden, ihre Meinung zu neuen und Test­produkten zu äußern. Die Testmuster erhalten sie dafür kostenfrei zur Verfügung gestellt und die Bewertungen werden mit dem Hinweis "Kundenmeinung aus dem Amazon Vine - Club der Produkttester - Programm" gekennzeichnet.

Ausgewählt werden die Vine-Mitglieder anhand ihres Ansehens in der Amazon-Community und aufgrund ihrer Bewertungs­historie. Amazon betont, weder die Meinungen der Tester zu beeinflussen noch deren Bewertungen zu bearbeiten.

Incentivized reviews: Wirklich ehrlich?

Eine Bewertung für ein kostenfreies oder günstigeres Produkt: Diese Art der Rezension hinterlässt bei vielen Kunden ein ungutes Gefühl, da sie nicht wissen können, wie sehr die Bewertung am Ende beeinflusst wurde. Eine Studie von ReviewMeta zeigt, dass diese Angst nicht unberechtigt ist. In der Studie wurden über sieben Millionen Bewertungen untersucht, wobei sich gezeigt hat, dass Produkte mit "incentivized reviews" im Schnitt deutlich besser abgeschnitten haben als diejenigen Artikel, bei dem die Bewerter keinen Gegenwert für ihre Rezension erhalten haben.

Die Differenz macht laut ReviewMeta 0,38 Sterne aus. Das klingt zunächst zwar nicht nach einem hohen Unterschied, doch liegt die Durch­schnitts­bewertung bei Amazon bei etwa 4,36 Sterne. Durch den Zusatz landen die Produkte mit "incentivized review" immerhin bei 4,74 Sterne und landen damit schneller im oberen Part der Ergebnisse bei einer Produkt­suche. Und Artikel, die weiter oben gelistet werden, verkaufen sich besser.

Amazon hat in den vergangenen Monaten eher mit unschönen Berichten Schlagzeilen gemacht. Lesen Sie mehr dazu in den Meldungen:

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