Themenspezial: Verbraucher & Service Zermürbetaktik

Nach Konto-Sperrung: Kunde nervt sich zu Amazon zurück

Konto-Sperrungen bei Amazon sind endgültig und unumkehrbar, oder? Nein, zeigt ein aktueller Fall eines teltarif.de-Lesers. Er war so nervig, dass Amazon sein gesperrtes Konto wiedereröffnet hat.
Von Rita Deutschbein

In den vergangenen Wochen haben wir immer wieder von den Konto-Sperrungen bei Amazon berichtet. Die betroffenen Kunden nannten bei ihrer Berichterstattung dabei stets ein identisches Vorgehen: Sie wurden per E-Mail von Amazon auf ihre hohe Rücksende­quote hingewiesen und um Stellungnahme gebeten. Eine persönliche Antwort auf ihr Feedback gab es nicht. Dennoch wurde einige Zeit später in den meisten Fällen ihr Amazon-Konto gesperrt, mit allen negativen Folgen, von denen wir bereits berichtet haben. Bislang stellte es sich so dar, dass die Kunden nichts gegen die Konto-Sperrung unternehmen konnten. Doch ein teltarif.de-Leser belehrt uns nun eines Besseren, denn er "nervte" sich quasi wieder zu Amazon zurück.

Die sieben Konto-Eröffnungen des Herrn B.

Nach Konto-Sperrung: Kunde nervt sich zu Amazon zurück Nach Konto-Sperrung: Kunde nervt sich zu Amazon zurück
Bild: Irina Fischer und Emin Ozkan - Fotolia.com
Zugegeben, bei dem uns vorliegenden Bericht könnte es sich durchaus um einen Einzelfall handeln. Dennoch zeigt er ganz gut, dass Kunden auch gegenüber Riesen wie Amazon nicht vollkommen hilflos sind. Doch was ist genau passiert? Unser Leser, nennen wir ihn Herr B., bekam Anfang Juni 2015 eine E-Mail von Amazon, in der er seine hohe Rücksende­quote erklären sollte. Auf seine Antwort bekam er folgende standardisierte E-Mail:

"Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und Ihre Erläuterungen zum Thema Rücksendungen. Bei unserer Überprüfung der Rücksendungen haben wir selbstverständlich berücksichtigt, dass es immer Fälle geben kann, in denen eine Rücksendung notwendig sein kann. Momentan sind Bestellungen über Ihr Kundenkonto weiterhin möglich. Wie erwähnt würden wir Sie über die Schließung Ihres Kontos in Kenntnis setzen."
Sechs Monate später, also Anfang Dezember 2015, wurde das Konto von Herrn B. mit dem Hinweis, keine ausreichende Begründung für die Rücksendungen erhalten zu haben, gesperrt. Unmittelbar nach Eingang dieser Nachricht eröffnete Herr B. unter Angabe einer anderen E-Mail-Adresse ein neues Konto, das Amazon ebenso unmittelbar darauf wieder sperrte. Noch nicht abgeschlossene Bestellungen wurden automatisch storniert. Laut der Begründung von Amazon wurde das neue Konto gesperrt, da man "gewisse Überein­stimmungen mit anderen, bereits geschlossenen Kundenkonten festgestellt" habe. Zwischen der Sperrung des ursprünglichen und des neuen Kontos liegt gerade einmal eine Stunde.

Herr B. versuchte einen Tag nach der Sperrung beider Konten in einer erneuten E-Mail an Amazon zu erklären, dass er die Anzahl seiner Rücksendungen gesenkt habe und von Amazon gern erfahren würde, warum sein Konto gesperrt wurde. Er wollte wissen, wie viele Retouren eigentlich zu viele seien. Eine zeitnahe Antwort auf die Mitteilung bekam er nicht.

Amazon sperrt auch Konto der Mutter

Dafür geschah nicht einmal einen Monat später das, was viele gesperrte Amazon-Kunden in all dem Geschehen wohl am wenigsten verstehen - das Kunden-Konto der Mutter von Herrn B. wurde am 01. Januar 2016 dicht gemacht. Die Schließung ihres Kontos sei erfolgt, da Amazon "Übereinstimmungen mit anderen, aus wichtigem Grund bereits geschlossenen Kundenkonten aufgefallen" sind. Ein ähnliches Vorgehen seitens Amazon kennen wir bereits von früheren Berichten, bei denen auch die Konten der Lebenspartner, Ehepartner oder anderer Familienmitglieder mit gleicher Adresse gesperrt wurden. Der Begriff "Sippenhaft" ist dabei bei dem ein oder anderen Betroffenen gefallen.

Sieben Konten eröffnet Herr B., bis Amazon ihn schließlich zurücknimmt. Doch die Konto-Eröffnungen waren nicht alles, mit dem der Kunde Amazon genervt hat.

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