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Kommentar: Amazon erhöht Versandkostengrenze auf 29 Euro

Amazon hat die Grenze für den Mindestbestellwert für die Versandkostenfreiheit von 20 auf 29 Euro erhöht. Im Rahmen dessen stellt sich die Frage, ob sich jetzt bzw. ab wann sich die Prime-Mitgliedschaft lohnt. Ein Kommentar aus der Sicht eines Amazon-Kunden.
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Amazon erhöht Mindestbestellwert-Grenze Amazon erhöht Versandkostengrenze
Bild: dpa
Amazon hat die Schwelle für die versandkostenfreie Lieferung von bestimmten Produkten von 20 auf 29 Euro angehoben. In Deutschland sind weiterhin Bücher, Hörbücher, Kalender sowie Amazon-Geräte der Kindle-Reihe ohne Mindestbestellwert versandkostenfrei erhältlich. Für alle anderen Artikel müssen Kunden nun den genannten Bestellwert erreichen, wenn sie die Versandkosten sparen wollen. Die 20-Euro-Grenze existierte sehr lange - jetzt, wo Amazon sie um fast die Hälfte auf 29 Euro heraufsetzt, stellt sich die Frage, ob sich für den einen oder anderen nicht doch eine Prime-Mitgliedschaft lohnt.

Amazon erhöht Mindestbestellwert-Grenze Amazon erhöht Versandkostengrenze
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Für Amazon-Nutzer, die viele Kleinbestellungen tätigen, dürften die 29 Euro ein große Hürde sein. Gerade wer öfter beispielsweise Akkus, Kabel oder Drogerieprodukte bestellt, hatte zwar schon bei der 20-Euro-Grenze zu kämpfen, konnte es aber eventuell noch bis kurz darüber schaffen. Natürlich versucht Amazon mit diesem Schritt, die Nicht-Prime-Kunden in eine Prime-Mitgliedschaft zu führen. Doch nur für die wenigstens Nutzer dürfte sich das Prime-Konto auch wirklich lohnen.

Dann lohnt sich Prime in puncto Versandkosten

Wer auch weiterhin bestimmte Produkte einzeln bestellen möchte und die Grenze nicht erreicht, muss Versandkosten zahlen. Für jede Bestellung unter 29 Euro Warenwert müssen für den Standardversand 3 Euro entrichtet werden, die Lieferzeit beträgt laut Amazon in der Regel 1 bis 2 Werktage. Wer sein Produkt schon am nachfolgenden Werktag benötigt, der kann den Premiumversand für jeweils 6 Euro nehmen.

Ein Prime-Zugang kostet 49 Euro pro Jahr und bietet neben dem kostenlosen Premiumversand viele Extras. Dazu gehören unter anderem der Zugang zu Prime Instant Video oder auch kostenfreie eBooks. Diese Zusatzleistungen erhält der Kunde, egal ob er sie benötigt oder nicht. Bezieht man sich jetzt nur auf den Service des Amazon-Versands, dann geht folgende theoretische Rechnung auf: Im Vergleich mit der jährlichen Prime-Gebühr ist der Nicht-Prime-Kunde innerhalb eines Jahres dazu in der Lage, sechzehnmal bei Amazon mit dem Standardversand zu bestellen, sofern er die Grenze von 29 Euro nicht erreicht. Wer also mehr als sechzehnmal im Jahr den Standardversand bzw. mehr als achtmal den Premiumversand bei Amazon nutzt, für den dürfte sich ein Prime-Konto allein in puncto Versand lohnen.

Amazon sollte dritte Lösung anbieten

Amazon Prime hatte vor der Koppelung mit Instant Video 29 Euro pro Jahr gekostet. Zu dieser Zeit hatten sich für einige Prime-Kunden einzelne versandkostenfreie Bestellungen noch gelohnt, denn nicht jeder möchte pro Jahr wirklich 50 Euro dafür ausgeben. Aus diesem Grund haben jene Kunden auch den Prime-Zugang gewählt. Diese dritte Möglichkeit sollte es in meinen Augen auch wieder geben. Wer sich nur wegen den Versandkosten eine Prime-Mitgliedschaft anschafft, der sollte auch weniger zahlen und nicht mit zusätzlichen Leistungen unnötig belastet werden. Nun werden den Kunden, die womöglich aus diesem Grund ihren Prime-Zugang gekündigt haben, mit der Anhebung wieder Steine in den Weg gelegt, wenn auch nur "kleine".

Man muss Amazon aber durchaus zugestehen, dass das Unternehmen sich treu geblieben ist. Ursprünglich hat Amazon als großer Online-Buchversandhändler begonnen und sein Geschäft mit immer mehr Produkten aus den verschiedensten Kategorien aufgestockt. Mittlerweile bekommt man bei Amazon wirklich fast alles. Aber das frühere Kerngeschäft von Amazon bleibt ja für den Amazon-Kunden auch weiterhin ohne Mindestbestellwert versandkostenfrei. In einem Pro & Contra haben zwei Redakteure aus der teltarif.de-Redaktion schon Amazon Prime mit Video on Demand aus ihrer Sicht beurteilt.

Die neuen Regelungen im EU-Verbraucherschutz beim Online-Shopping sind seit dem 13. Juni gültig. Welche Online-Shops eine kostenlose Rücksendung anbieten, haben wir für Sie in einer Übersicht zusammengetragen.

Wie sehen Sie das? Lohnt sich gerade jetzt die Prime-Mitgliedschaft? Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Amazon-Versand können Sie unseren Lesern im Forum unter dem Artikel mitteilen.

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