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Schroffes Arbeitsklima bei Amazon: Bezos wehrt sich

Laut einem Artikel der New York Times ist Amazon ein Ort mit harten Arbeits­anforderungen und gefühl­losem Management. Gründer und Chef Jeff Bezos will das nicht auf sich sitzen lassen.
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Schroffes Arbeitsklima bei Amazon: Bezos wehrt sich Unzufriedene Amazon-Mitarbeiter
Bild: dpa
Amazon-Gründer Jeff Bezos hat einen kritischen Bericht der New York Times über die Arbeitsbedingungen beim weltgrößten Online-Händler zurückgewiesen. "Der Artikel beschreibt nicht das Amazon, das ich kenne", betonte Bezos in einer E-Mail an die Mitarbeiter.

Schroffes Arbeitsklima bei Amazon: Bezos wehrt sich Unzufriedene Amazon-Mitarbeiter
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Die New York Times-Reporter sprachen nach eigenen Angaben mit mehr als 100 früheren und aktuellen Amazon-Mitarbeitern. Dabei konzentrierten sie sich nicht nur, wie bisher häufig vorgekommen, auf die Mitarbeiter der zahlreichen Logistik-Zentren, sondern auf diejenigen, die unter anderem direkt in der Zentrale in Seattle arbeiten - unter ihnen Manager und Mitarbeiter verschiedener Abteilungen und mit unter­schied­lichem Standing im Unter­nehmen.

Es gibt demnach Berichte von Fällen, in denen Menschen nach Familientragödien oder Gesundheits­problemen ohne Mitgefühl behandelt worden seien. So sei eine Mitarbeiterin am nächsten Tag nach einer Fehlgeburt auf eine Dienstreise geschickt worden, und krebskranke Beschäftigte hätten schlechte Arbeits­bewertungen erhalten. Auch insgesamt sei das Betriebsklima schroff: "Ich habe fast jeden, mit dem ich arbeitete, am Schreibtisch weinen gesehen", sagte ein frühere Mitarbeiter aus dem Buch-Marketing der Zeitung.

Bezos: Toleranz für Mangel an Mitgefühl muss gleich Null sein

Der Bericht stelle einzelne Geschichten über "schockierend gefühllose Management-Praktiken" in den Vordergrund, schrieb Bezos. "Ich bin überzeugt, dass jeder, der bei einem Unternehmen arbeitet, wie es in der New York Times beschrieben wurde, verrückt wäre, zu bleiben. Ich weiß, dass ich so ein Unternehmen verlassen würde." Zugleich rief Bezos die Mitarbeiter auf, wenn ihnen herzloses Vorgehen von Managern bekannt ist, dies an die Personal­abteilung oder direkt an ihn zu melden. "Selbst wenn es seltene oder Einzelfälle sind, unsere Toleranz für einen solchen Mangel an Mitgefühl muss gleich Null sein."

In Deutschland geriet Amazon vor einigen Jahren in die Kritik, nachdem in einem TV-Bericht von schlechten Lebens­bedingungen für saisonale Beschäftigte für Logistikzentren die Rede war. Die Gewerkschaft Verdi versucht auch, mit Streiks einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchzusetzen. Das Unternehmen sieht sich dagegen als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen.

Bezos hatte Amazon im Jahr 1995 gegründet. Die Idee zum ehemals nur als Buchversand gedachten Unternehmen entstand bereits ein Jahr früher. In den 20 Jahren seit seiner Gründung hat sich Amazon zu einem der weltweit größten Online-Händler sowie zum Hersteller diverser Geräte wie E-Book-Reader, Smartphones und Tablets entwickelt. Die wichtigsten Stationen im Lebenslauf von Amazon haben wir in der Meldung 20 Jahre Amazon: Aus der Garage zum Versand-Riesen zusammengefasst.

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