Berlin

Amazon Prime Now im Test: Gemischte Erfahrungen

Wie gut ist die Express-Lieferung bei Amazon Prime Now in Berlin wirklich? Wir haben den Test gemacht, wie schnell eine Lieferung am späten Abend bei uns ankommt.
Von Thorsten Neuhetzki

Lieferung in einer Stunde war nicht möglich Lieferung in einer Stunde war nicht möglich
Screenshot: teltarif.de
Es ist Donnerstagabend, Amazon Prime Now ist gerade einen Tag lang in Berlin aktiv. Damit können Berliner Prime-Kunden von Amazon über eine spezielle App für Android oder iOS ihre Lieferung binnen einer Stunde bekommen - zumindest theoretisch. Wir haben den Dienst ausprobiert.

Die Wohnung des Test-Redakteurs befindet sich im Berliner Stadtteil Moabit, mit dem Fahrrad sind es bei der Fahrweise eines Fahrrad-Kuriers gerade einmal etwa zehn Minuten bis zum Prime-Now-Logistiklager am Kurfürstendamm. Es ist 20:25 Uhr. Zeit für unsere Testbestellung. Schließlich könnten gerade spontan Freunde zu Besuch bekommen sein, passender Zeitpunkt für zwei gekühlte Six-Packs Bier, die Amazon verspricht, beim Zuschlag von 6,99 Euro binnen einer Stunde zu liefern. So kann den Gästen schnell noch das letzte Bier im Kühlschrank angeboten werden, bis der Nachschub vom Ku'damm da ist.

Der Kühlschrank bleibt leer: Lieferung "erst" ab 22 Uhr möglich

Lieferung in einer Stunde war nicht möglich Lieferung in einer Stunde war nicht möglich
Screenshot: teltarif.de
Soweit die Theorie. In der Praxis war eine Lieferung in nur einer Stunde nicht möglich. Das nächste verfügbare Zeitfenster war 22 bis 00 Uhr. Immer noch eine Top-Lieferzeit, wenn man bedenkt, dass es schon fast 20:30 Uhr ist. Nur für das gekühlte Bier wäre es in unserem angenommenen Fall zu spät gewesen. So haben wir uns dann auch tatsächlich für andere Produkte entschieden. Leider waren Produkte, die wir uns schon am Nachmittag in der Now-App ausgeguckt hatten, nicht mehr lieferbar. Offenbar liegen in dem speziellen Logistik-Zentrum wirklich nicht viele Artikel pro Artikelnummer bereit.

Letztlich fiel unsere Wahl auf eine Flasche Rum, die wir ohnehin schon lange der Hausbar hinzugefügt werden sollte, sowie auf ein Glas Nutella, damit das Pfingst-Frühstück gerettet ist. Beim Supermarkt-Einkauf zuvor war das Glas vergessen worden. Um 20:28 Uhr ist die Bestellung an Amazon verschickt. Über die App ließe sie sich direkt noch einmal stornieren - zumindest für einige Minuten. Kurz drauf ist an gleicher Stelle nur noch der Kontakt zum Kundenservice per Hotline möglich. Zu vermuten ist, dass dieser die Bestellung noch stoppen könnte, sich aber in der Praxis im Logistikzentrum in Charlottenburg schon Mitarbeiter auf dem Weg zu unserem Rum und dem Nutella-Glas gemacht haben. Übrigens: Wäre uns das Zeitfenster zu spät gewesen, hätten wir auch an dem Abend schon für ein 2-Stunden-Zeitfenster am Freitag bestellen können - irgendwann zwischen 8 und 24 Uhr.

Der Bote im Live-Tracking und mit Namen

Kurier Konstantionos ist unterwegs Kurier Konstantionos ist unterwegs
Screenshot: teltarif.de
Lange passierte dann nichts. Weder die App meldete sich, noch bekamen wir nach der Bestellbestätigung eine weitere E-Mail. Als wir um kurz vor 22 Uhr in die App und unsere Bestellung schauen sehen wir den Hinweis, dass Mitarbeiter Konstantinos unsere Bestellung hat und auf dem Weg zu uns ist. Na ja, fast zumindest. Statt zu uns zu fahren, was einfach nur nach Norden gewesen wäre, fährt Konstantinos zunächst nach Osten, dann in Richtung Mitte und schließlich noch weiter in Richtung Wedding. Er ist also quasi einmal einen Halbkreis um uns herum gefahren.

Nachverfolgen lässt sich das über die Prime-Now-App, auf der ein blauer Punkt anzeigt, wo Konstantinos gerade ist. Die Karte aktualisiert sich allerdings nicht selbst, wir müssen immer wieder zurück in das Hauptmenü der App und den Standort unseres Kuriers zu aktualisieren. Das könnte Amazon noch verbessern. Zudem könnte Amazon natürlich auch eine detaillierte Zeit angeben, wenn der Kurier seine Route hat. So wüsste man genauer, wann die Lieferung kommt oder wie viele Adressen er noch vor einem selbst anfahren muss. Ein Nutella-Glas, eine Tüte Ein Nutella-Glas, eine Tüte
Screenshot: teltarif.de

In unserem Fall näherte sich Konstantions letztlich gegen 23:30 Uhr unserer Wohnung, wobei er vorher bei einigen Stationen auffällig lange Station machte. Warum das offenbar so war, erklärte sich, als Konstantions bei uns klingelte und sich mit "Ich bin von Amazon" meldete. Er hatte Probleme, die Lieferungen mit seiner Auslieferungs-Smartphone-App zu scannen. Der Handy-Kamera war es in unserem Wohnungsflur zu dunkel, der Kurier schien zu verzweifeln, bliebt dabei aber stets freundlich und war sogar zu Späßen aufgelegt und freute sich, als wir ihm bei dem Scan des zweiten Pakets mit einer kleinen Taschenlampe mehr Licht lieferten. Da war sogar ein High-Five drin. Eine Lieferung habe er jetzt noch im Wagen, sagte Konstantinos, musste sich noch kurz überzeugen, dass wir alt genug sind, um die Rum-Lieferung zu empfangen und machte sich auf den Weg zum nächsten Kunden.

Bote kann nicht in die Tüten sehen

Was wir bestellt haben, konnte Konstantions nicht sehen. Das Nutella-Glas kam in einer verschlossenen, umweltfreundlichen Papier-Tüte mit Prime-Now-Aufdruck, der Alkohol in einer zertifizierten Versandbox, wie sie beim Flaschenversand generell eingesetzt wird. Mit dem Fahrrad war der Kurier, der vom Dienstleister Go! stammte übrigens nicht unterwegs. Es war ein Leih-Pkw. Möglich aber, dass Amazon tagsüber oder bei der 1-Stunden-Lieferung aus zeitlichen Gründen den Fahrrad-Kurieren den Zuschlag gibt und größere Runden alleine aus Kapazitätsgründen mit dem PKW gefahren werden.

Fehlende 1-Stunden-Lieferung kein Einzelfall

Nachdem wir am Donnerstagabend mit der 1-Stunden-Lieferung enttäuscht wurden, wäre es ab Freitag um 8 Uhr wieder möglich gewesen, die Sendung noch kurfristiger zu bekommen. Doch zum Feierabend am Freitag dann erneut die Enttäuschung: Um 16:50 Uhr war keine Ultra-Kurzfristige Lieferung verfügbar. Frühestens 18 bis 20 Uhr war als Zeitfenster möglich. Eine halbe Stunde später blieb uns dann nur noch das Zeitfenster ab 20 Uhr, also frühestens 2 1/2 Stunden später. Möglicherweise ist die Nachfrage der Berliner gerade zum Feierabend hin größer als der Pool an Kurieren.

Fazit: 1-Stunden-Lieferung enttäuscht, Rest aber top

Unsere Lieferung ist da Unsere Lieferung ist da
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Unterm Strich hat Amazon mit Prime Now hohe Erwartungen gesteckt. Um so enttäuschender war, dass am Abend die einstündige Lieferung in unserem Test nicht mehr möglich war, obwohl wir in direkter Nähe des Logistikzentrums waren. Doch letztlich bekamen wir unsere Lieferung kostenlos ins Haus - und das ganz genau drei Stunden, nachdem wir sie bestellt hatten. Unglücklicherweise waren wir als vorletzter auf der Lieferliste des Kuriers, wäre er seine Runde anders herum gefahren, hätten wir den Rum wohl schon um kurz nach 22 Uhr öffnen können. Auf das 1-stündige Fenster sollte man sich indes nicht verlassen.

Für einen Dienst, der in den Prime-Kosten bereits inkludiert ist, hinterließ dieser erste Test einen guten Eindruck. Perspektivisch müsste aber die Produktauswahl noch deutlich erhöht werden. Zudem ist es schade, dass der Dienst nicht in die normale Amazon-Weboberfläche integriert wurde.

teltarif.de-Podcast geht auf Amazon Prime Now ein

In unserem Podcast "Strippenzieher und Tarifdschungel" sind wir in der 16. Folge auf Amazon Prime Now eingegangen. Hier können Sie direkt in die Folge reinhören oder als MP3 herunterladen:

Talk zu neuen Diensten

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