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Rooten: Das Maximum aus Android herausholen

Gerootetes Smartphone leichter anpassbar
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Rooten nennen Experten das Entsperren von Android-Smartphones. Nach diesem Schritt darf sich der Nutzer Superuser oder auch Root nennen. Er kann dann auch Apps installieren, die Admin-Rechte verlangen, und sich selbst mit alternativen Android-Versionen versorgen, beispielsweise wenn der Hersteller Updates vertrödelt oder ganz eingestellt hat. Doch Vorsicht bleibt die Mutter der Porzellankiste: Wer sein Handy rootet oder gar ein alternatives Betriebssystem (OS) aufspielt, sollte sich gut vorbereiten und wissen, was er tut. Denn sonst drohen Schäden an der Hardware und Garantieverlust.

Was sind die Vorteile? Was die Nachteile?

Googles Android kann noch mehr als im Auslieferungszustand. Dafür muss es aber gerootet werden. Googles Android kann noch mehr als im Auslieferungszustand. Dafür muss es aber gerootet werden.
Bild: Google, Montage: teltarif.de
Die Sicherheitsmerkmale aus der Linux-Welt gibt es auch auf Android-Smartphones. Das bedeutet, dass der Nutzer oder eine App nicht alle Aktionen ausführen kann. Das steigert einerseits die Sicherheit, hat aber auch bestimmte Einschränkungen zur Folge. So kann auf manche Systemdateien nicht zugegriffen werden. Auch die gesamte Hardware ist dem Zugriff des Anwenders entzogen. Auf ein gerootetes Android-Smartphone können Apps installiert werden, die zum Beispiel die CPU übertakten oder die Stromversorgung reduzieren. Der Nutzer kann also selbst entscheiden, ob er lieber mehr Leistung oder mehr Akkulaufzeit haben möchte. Allerdings vertragen nicht alle Bauteile sämtliche Einstellungen.

Ein weiterer Vorteil von Root-Rechten ist, dass vorinstallierte Apps deinstalliert werden können. Im Auslieferungszustand liefern einige Hersteller zusätzliche Apps mit, die zwar über Google Play, den ehemaligen Android Market, aktualisiert werden können, aber der Nutzer kann sie nicht löschen. Mit Root-Rechten ist aber die Entfernung solcher Apps kein Problem.

Aber auch die Nachteile dürfen nicht verschwiegen werden: Auf gerooteten Smartphone lauern versteckte Sicherheitslücken, da Apps möglicherweise unbemerkt auf persönliche und vertrauliche Daten zugreifen können. So sind Passwörter und ähnliche Daten nicht mehr vor dem Zugriff durch andere Apps geschützt. Die Entwickler der Android-Distribution CyanogenMod haben deswegen für zukünftige Versionen angekündigt, den Root-Zugriff nur noch optional anzubieten, da unerfahrene Nutzer möglicherweise nicht einschätzen können, welches Risiko der Root-Zugriff darstellen kann. CyanogenMod wird von mehr als einer Million Nutzern verwendet.

Daher sollte man Superuser-Rechte nicht wahllos an jede beliebige App weitergeben, die danach verlangt - und noch achtsamer sein als schon bei "normalen" Apps. Grundsätzlich gehen aber auch bei einem gerooteten System die Android-Sicherheitsfunktionen nicht verloren. Apps werden weiterhin abgekapselt in einer sogenannten Sandbox ausgeführt. Die Spezialrechte der Apps lassen sich mit der Anwendung Superuser [Link entfernt] überprüfen, zuteilen oder wieder entziehen.

Datensicherung vor Root

Titanium Backup funktioniert nur mit Root-Rechten. Dann stellt die App aber eine umfangreiche Backup-Lösung dar. Titanium Backup funktioniert nur mit Root-Rechten. Dann stellt die App aber eine umfangreiche Backup-Lösung dar.
Bild: Titanium Backup. Screenshot: teltarif.de
Bevor man sich zum Superuser aufschwingt, sollte der Nutzer Daten wie Apps, Kontakte oder Kurznachrichten sichern. Das funktioniert zum Beispiel mit My Phone Explorer, der auf Smartphone und Rechner installiert werden muss. Danach muss man sich zum Entsperren ein sogenanntes Root-Tool suchen. Eins für alle gibt es nicht: Die Programme sind meist auf bestimmte Smartphone-Modelle oder Hersteller zugeschnitten. Populäre Tools sind Unrevoked (HTC), Odin (Samsung), für das man noch einen zu seinem Gerät passenden Root-Kernel benötigt oder SuperOneClick [Link entfernt] (herstellerübergreifend).

Die Root-Tools müssen in der Regel auf SD-Karte kopiert und mit Hilfe eines Dateimanagers installiert werden. In den Optionen muss man vorher einstellen, dass App-Installationen aus fremden Quellen erlaubt sind. Es gibt aber auch Tools, die auf dem PC laufen. Hilfe, Tipps und Anleitungen finden sich in Foren wie Pocketpc.ch, Xda-Developers.com oder Androidadvices.com.

Superuser schlägt Datensammler

Superuser-Status und ein alternatives Betriebssystem taugen auch dazu, sich aus den Fängen von Datensammlern zu lösen. Denn viele Programme und Apps bedienen sich ungefragt und unbemerkt auf der Informationshalde Smartphone - und können von normalen Nutzern oft noch nicht einmal deinstalliert werden. Die Initiative Free Software Foundation Europe (FSFE) informiert dazu auf der Seite Webseite www.freeyourandroid.org und hat auf f-droid.org/ eine Liste freier und quelloffener Apps zusammengestellt.

Apps, die nach dem Rooten genutzt werden können

Als Superuser kann man viele Einstellungen vornehmen, die man später vielleicht bereut. Um das Smartphone wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen zu können, sollte man persönliche Daten und Anwendungen ruhig noch einmal sichern, sobald es gerootet ist. Am besten mit Titanium Backup, denn die App kann im Gegensatz zu My Phone Explorer auch das eigentliche Betriebssystem und die Benutzereinstellungen sichern.

Der File Expert hilft, Dateien auf dem Android-Smartphone zu verwalten. Der File Expert hilft, Dateien auf dem Android-Smartphone zu verwalten.
Bild: File Exoert. Screenshot: teltarif.de
Android-Administratoren haben nun die Möglichkeit zum Beispiel mit dem File Expert [Link entfernt] auf alle Systemdateien zuzugreifen, auch auf solche, die sonst gesperrt sind. Und sie können weitere Apps installieren, die mit normalen Rechten nicht laufen. Mit der DroidWall [Link entfernt] nimmt man die Apps an die Leine und kontrolliert ihren Internetzugriff, mit LBE Privacy Guard [Link entfernt] auch andere Zugriffsrechte.

Mit Hilfe von SetCPU kann die CPU des Smartphones schneller oder langsamer getaktet werden, je nach dem, ob mehr Laufzeit oder höhere Perfomrance gewünscht ist.

Die SD Maid kehrt Datenschrott auf und entsorgt ihn, während die App Samba Filesharing [Link entfernt] es erlaubt, aus dem Heimnetzwerk auf Handy-Dateien wie Musik oder Fotos zuzugreifen. Mit Webkey holt man sich das Smartphone-Display zur Steuerung ganz bequem ins PC-Browserfenster. Neu starten lässt sich das Handy mit Quick Boot [Link entfernt] .

Auf der zweiten Seite erfahren Sie, wie Sie ein ganz anderes Betriebssystem installieren.

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