Retro trifft Klassik: Apple iPhone 12 im Test (mit Video)
Beim Blick auf das Display gibt sich das iPhone 12 nicht die größte Mühe, um sich etwa durch herausragende Design-Innovationen von den Vorjahresvertretern abzuheben. Nach wie vor bestimmt die breite Badewannen-Notch den Fokus des Betrachters. Das ist und bleibt eben Geschmacksache. Das Display-Design mit der großen Auskerbung ist seit dem iPhone X von 2017 bewährtes Stilmittel. Das neue, flache Gehäusedesign wirkt frisch, ist in Wahrheit aber noch älter und vor zehn Jahren verwendet worden, um das iPhone 4 in Szene zu setzen.
Apple vereint im Krisenjahr 2020 also altbewährtes Design mit noch älterem. Was man wie eine totale Vernichtung des iPhone-12-Looks lesen könnte, erweist sich aber als genau richtig. Und neue Technik unter der Haube gibt es ja nun auch noch. Unsere Eindrücke von der rund 877 Euro teuren Basis-Variante des iPhone 12 lesen Sie in diesem Testbericht.
Design: Retro trifft Klassik
Das Display des iPhone 12 misst 6,1 Zoll
Bild: teltarif.de
Aus Alt mach Neu: Klappt nicht immer, beim iPhone 12 aber umso besser. Was beim iPad Pro funktioniert, steht auch der neuen iPhone-Generation: ein flacher Gehäuserahmen, der tadellos verarbeitet ist und hochwertig in der Hand liegt. Hier gibt es nichts auszusetzen. Das 6,1-Zoll-Display ist merklich kleiner als die 6,7-Zoll-Einheit des iPhone 12 Pro Max, "zu klein" ist es aber nicht. Trotz der großen Notch sind die Displayränder noch zeitgemäß schmal, weitere, störende Elemente gibt es nicht.
Im Streaming- und Gaming-Test hatten wir nicht
das Gefühl, dem iPhone 12 mit 6,1 Zoll fehlt für Multimedia-Anwendungen Größe. Im Gegenteil: Das kompakte Design sorgt für angenehme Handlichkeit,
was auch einer einhändigen Bedienung ins Gefühl spielt. Die Funktionstasten - rechts der Powerbutton, links zwei Lautstärketasten und der Mute-Switcher -
sind gut zu erreichen. Die Glasrückseite machte das Gerät im Test zwar nicht übermäßig rutschig, Fingerabdrücke bedeckten die Fläche, die kabelloses Laden unterstützt, aber ziemlich schnell.
Die Blickwinkelstabilität des Displays
Bild: teltarif.de
Gerade bei teuren Smartphones ist ein Schutzcase empfehlenswert, mit dem nackten iPhone 12 in der Hand zu spielen, machte uns aber zu viel Spaß. Eine Hülle oder Bumper würde das Format vergrößern, was wirklich schade wäre. Aber das muss jeder Nutzer für sich entscheiden.
Im unteren Gehäuserahmen ist weiterhin ein Lightning-Anschluss verbaut. Im Lieferumfang enthalten ist ein entsprechendes Gegenstück, das
zu USB-C leitet. Ein Netzteil fehlt, was die Verpackung, in der das Handy gebettet ist, schlanker macht als die der Vorgänger.
Zum Thema "Weglassen" gibt es Pro- und Contra-Stimmen. Zu Pro zählt sicherlich Umweltschutz und der Gedanke,
dass Vielgeräte-Nutzer nicht mehr zig Adapter horten. Andererseits gibt es jene, die ihr Handy samt Zubehör verkaufen, bevor sie auf die
nächste Generation übersiedeln. Die sind dann gezwungen, extra Geld in die Hand zu nehmen, um sich ein Netzteil zu kaufen.
Die Rückseite der blauen Farbvariante
Bild: teltarif.de
Performance
Klingt nach Lobhudelei, aber was anderes als ausgezeichnete Leistung hätten wir von Apples aktueller Prozessorgeneration "A14 Bionic" nicht erwartet. Alle Aktionen, die wir im Rahmen des Tests ausführten, verliefen flüssig und schnell. Das spiegelt sich auch in einem sehr hohen Gesamtwert wider, den wir aus dem von uns gestarteten AnTuTu-Benchmark-Test ermittelten. Mit einem Wert von 564 055 gehört das iPhone 12 damit zu den schnellsten aktuell von uns getesteten Smartphones. Zum Vergleich: Das OnePlus 8T, das mit dem sehr schnellen Snapdragon 865 von Qualcomm arbeitet, erreichte im von uns gestarteten AnTuTu-Benchmark einen Gesamtwert von 582 511.
Da macht es auch nicht unbedingt etwas, dass Apple bei der neuen iPhone-Generation nicht auf den Zug der höheren Display-Bildwiederholraten
aufgesprungen ist, um die Darstellung optisch weiter zu "verflüssigen", die Performance des iPhone 12 ist schlicht genug.
Apple bleibt dem Lightning-Anschluss treu
Bild: teltarif.de
Im Displayhelligkeitstest haben wir einen Wert von 634 cd/m² ermitteln können. Das ist überdurchschnittlich gut, für
einen Platz in unserer Bestenliste der Smartphones mit dem hellsten Displays hat es aber nicht gereicht. Hier
konnte sich das ebenfalls im Oktober vorgestellte iPhone 12 Pro mit einem nochmal höheren Wert
einen Platz sichern.
Der Stromspeicher des iPhone 12 ist mit 2815 mAh bemessen. Wer einen Blick auf Android-Werbemonster mit 5000 mAh und mehr
wirft, darf sich von der vergleichsweise geringen Kapazität nicht beirren lassen. Apples Betriebssoftware setzt in der Regel
auf ein gutes Management. In unserem Akkutest haben wir eine Laufzeit von rund sieben Stunden ermittelt.
Auch wenn einige Android-Smartphones teilweise deutlich mehr schaffen, wie unsere
Bestenliste der Smartphones mit langer Akkulaufzeit beweist, sollten durchschnittliche Smartphone-Nutzer mit dem
iPhone 12 in der Regel durch den Tag kommen. Allerdings hängt das immer vom typischen, individuellen Nutzungsverhalten ab.
Zudem sei erwähnt, dass die permanente Aktivierung von 5G-Nutzung die Akkulaufzeit verkürzen kann.
Mute-Switcher und die Tasten für die Lautstärke
Bild: teltarif.de
Die Basis-Variante des iPhone 12 verfügt über 64 GB interne Speicherkapazität. Erweiterbar ist diese nach wie vor nicht, sodass Nutzer sich
überlegen müssen, ob der Speicherplatz ihren Ansprüchen genügt und die etwaige Unterstützung von Cloud-Diensten ausreicht oder
ob der Griff in die Tasche etwas tiefer sein sollte, um sich gleich für die Version mit 128 GB oder gar für die mit 256 GB zu entscheiden.
Den Aufpreis von rund 49 Euro für die Variante mit doppeltem Speicher, also 128 GB, definieren wir als human.
iPhone 12 im Video
Im Kartenslot ist Platz für eine Nano-SIM-Karte. Eine elektronische SIM-Karte (eSIM) komplettiert das Dual-SIM-Features des iPhones der Namensgeneration "12". Das heiß ersehnte Feature dieses Jahr ist die Unterstützung des 5G-Mobilfunkstandard. Wie die neue iPhone-Generation dabei abschneidet, haben wir bereits ausführlich mit dem 12-Pro-Modell ausprobiert. In diesem Rahmen haben wir feststellen können, dass die 5G-Nutzung mit dem iPhone auch in Regionen funktioniert hat, wo die Netzkonfiguration der Telekom dafür sorgt, dass beispielsweise 5G-Smartphones von Samsung im LTE-Netz bleiben. Das iPhone 12 unterstützt Dual-SIM (Nano-SIM + eSIM)
Bild: teltarif.de Mit dem iPhone 12 selbst haben wir testweise 5G-Verbindungsversuche im Südwesten Berlins und im Bezirk Tempelhof-Schöneberg unternommen. Zu den höchsten Werten, die wir im 5G-Netz der Deutschen Telekom ermittelt haben, gehören 296 MBit/s im Download und 35,5 MBit/s im Upload.
Telefonie und Sound
Die Qualität der Stereolautsprecher ist auf einem guten Niveau. Auch auf etwa drei viertel aufgedreht, lässt sich in der Regel noch gut Musik hören ohne, dass die Ausgabe störend erscheinen könnte. Die Telefoniequalität über die interne Muschel könnte allerdings etwas besser sein. Insgesamt erschien uns die Übertragung etwas dünn. Dagegen empfanden wir die Telefonie über freies Sprechen besser, klarer und basslastiger.
Kameratest und Fazit
iPhone 12: Hauptkamera im Test
Im Gegensatz zur Triplekamera der Pro-Modelle fehlt dem Dual-Setup des iPhone 12 das Teleobjektiv. Wir haben mit der Kamera des iPhone 12 verschiedene Aufnahmen gemacht. Bei ersten Schnappschüssen (s. folgendes Bild) unter guten Lichtbedingungen zeigen sich Aufnahmen mit vielen Details.
Weitere Aufnahmen haben wir unter freiem Himmel gemacht. Die Aufnahme im Standard-Modus erweist sich als unauffällig.
Interessant ist, dass die Aufnahme der gleichen Szenerie im Weitwinkel-Modus sichtbar kontrastreicher ist.
Zwei Schnappschüsse mit der Kamera des iPhone 12
Bild: teltarif.de
Die Aufnahme mit fünffachem digitalen Zoom konnte uns aufgrund fehlender Details nicht überzeugen. Bei Nah-Aufnahmen
wird ein schöner Bokeh-Effekt mit Detailreichtum des fokussierten Objekts erzeugt.
Die Außen-Aufnahmen, die wir mit der Hauptkamera des iPhone 12 gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Hauptkamera: Außen-Aufnahmen
Weiterhin haben wir die Kameras auch unter Laborbedingungen ausprobiert. Die Aufnahme bei gutem Licht ist auf einem sehr guten Niveau mit natürlichen Farben und vielen Details. Aufnahmen bei guten Lichtverhältnissen sind jedoch nicht die größte Anstrengung für eine Smartphone-Kamera. Interessanter sind Fotos bei schlechtem Licht mit geringer Lichtquelle. Bullaugen-Dualkamera auf der Rückseite
Bild: teltarif.de Deren Analyse bringt ein ähnliches Ergebnis, wie wir es auch beim Test des iPhone 12 Pro erreichten: Im Standard-Modus fehlt der Aufnahme die Helligkeit, was zulasten der uneingeschränkten Erkennbarkeit der Farben und der Detaildarstellung geht. Der Nachtmodus der Kamera kann hier deutlich mehr herausholen, Detaildarstellung erhöhen und die Helligkeit nach oben regulieren. Auf maximaler Stufe ist zudem eine noch längere Belichtungszeit vorgesehen. Zudem werden dort im Vergleich zur Auto-Aufnahme mehr Details reproduziert, wie beim Blick auf die Blüte der Testrose deutlich wird. Unter Laborbedingungen ist der Unterschied jedoch als minimal zu bewerten. Die Aufnahmen, die wir unter Laborbedingungen mit der Kamera des iPhone 12 gemach haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Hauptkamera: Labor-Aufnahmen
- Gute Lichtverhältnisse mit Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus (Auto)
- Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus (Max)
iPhone 12: Selfiekamera im Test
Auch vom breiten Notch-Design gibt es keine Entsagung
Bild: teltarif.de
Die Selfiekamera macht bei gutem Licht gute Bilder. Bei schlechtem Licht fehlt der Aufnahme die Helligkeit, um
sie vom schwarzen Hintergrund sichtbar zu trennen. Die Kamera-Software bietet auch für die Frontkamera
einen Nachtmodus mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten an. Das Ergebnis ist grundsätzlich gut, weil
die Helligkeit der Aufnahme deutlich erhöht wird und auch Details des sonst schwarzen Hintergrunds
sichtbar gemacht werden.
Allerdings gibt es wie auch beim Test der Selfiekamera des iPhone 12 Pro festgestellt ein erwähnenswertes Manko: Die lange Belichtungszeit sorgte dafür, dass es für uns schwierig war, freihändig unverwackelte Aufnahmen hinzubekommen. Auch nach mehreren Versuchen blieb die Schwierigkeit bestehen. Die Aufnahmen, die wir mit der Frontkamera des iPhone 12 gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Selfiekamera: Labor-Aufnahmen
- Gute Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse mit Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus (Auto)
- Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus (Max)
Fazit
Das iPhone 12 verbindet bewährtes Design mit einer Gehäuse-Optik aus der Vergangenheit und neuer Technik. Klingt alt, altbacken wirkt das Gesamtpaket dafür noch lange nicht. Das iPhone 12 ist schick anzusehen, liegt gut in der Hand und wird sicherlich für nicht wenige Nutzer abseits von manch anderen Riesen-Phablets als ideale Größe durchgehen. Weiterhin besticht es durch seinen schnellen Prozessor. Nun kommt auch das Basis-iPhone mit OLED statt LCD. Neu ist auch die Unterstützung des 5G-Mobilfunkstandards.
Die Hauptkamera macht bei gutem Licht grundsätzlich gute Aufnahmen. Bei schlechtem Licht unter Laborbedingungen kann der Nachtmodus deutlich bessere Ergebnisse liefern. Verwackelte Aufnahmen sind aufgrund der langen Belichtungszeit aber vorprogrammiert. Möglicherweise schafft ein Software-Update Abhilfe.
Gesamtwertung von teltarif.de
Apple iPhone 12
- Ausgezeichnete Gesamtperformance
- Schickes, handliches Design
- Große Notch
- Interner Speicher nicht erweiterbar
- Verwackelte Bilder im Selfie-Nachtmodus
Datenblatt
Erklärung Testverfahren
Testsiegel downloaden
Einzelwertung Apple iPhone 12
-
Gehäuse / Verarbeitung
9/10
- Material 9/10
- Haptik 9/10
- Verarbeitung Gehäuse 10/10
-
Display
9/10
- Touchscreen 8/10
- Helligkeit 10/10
- Pixeldichte 7/10
- Blickwinkelstabilität 9/10
- Farbechtheit (DeltaE) 10/10
- Kontrast 10/10
-
Leistung
10/10
- Benchmark Geekbench Single 10/10
- Benchmark Geekbench Multi 10/10
- Benchmark Browsertest 10/10
- Benchmark Antutu 10/10
-
Software
10/10
- Aktualität 10/10
- Vorinstallierte Apps 9/10
-
Internet
9/10
- WLAN 10/10
- LTE 10/10
- LTE Geschwindigkeit 10/10
- 3G 10/10
- 5G -
- Empfangsqualität 8/10
- Dual-SIM 8/10
-
Telefonie
8/10
- Sprachqualität 7/10
- Lautstärke 9/10
- Lautsprecher (Freisprechen) 9/10
-
Schnittstellen / Sensoren
7/10
- USB-Standard 7/10
- NFC 10/10
- Navigation 9/10
- Bluetooth 10/10
- Kopfhörerbuchse 5/10
- Video-Out 1/10
- Fingerabdruckscanner 0/10
- Gesichtserkennung 10/10
-
Speicher
5/10
- Größe 7/10
- SD-Slot vorhanden 0/10
-
Akku
9/10
- Laufzeit (Benchmark) 8/10
- Induktion 10/10
- Schnellladen 10/10
-
Kamera
7/10
- Hauptkamera
- Bildqualität hell 9/10
- Bildqualität dunkel 5/10
- Bildstabilisator 10/10
- Frontkamera
- Bildqualität hell 8/10
- Bildqualität dunkel 5/10
- Kameraanzahl 8/10
- Video 8/10
- Handling 8/10
- Bonus 1
- eSIM