Smartwatch-War

Apple Watch vs. Android Wear: Wer trägt die Digital Crown?

Wearables und Smartwatches gelten als The Next Big Thing. Google und Apple wollen ihre Fußspuren hinterlassen und bieten Smartwatch-Lösungen für ihre Systeme an. In einer Artikel-Serie zeigen wir wichtige Unterschiede.
Von Hans-Georg Kluge

Tunnelblick mit der Apple Watch Tunnelblick mit der Apple Watch
Bild: teltarif.de
Apple war mit vielen Innovationen nicht der Erste. Vor dem iPod gab es MP3-Player, vor dem iPhone bereits Smart­phones und vor dem iPad? Genau: Tablets. Nun ist also die Apple Watch dran. Uhren gibt es allerdings ebenfalls schon eine ganze Weile: Im Jahr 1810 entwickelte der Schweizer Uhrmacher Abraham Louis Breguet die erste Armbanduhr.

Auch Smartwatches sind keine Erfindung von Apple: Die Konkurrenz war mit ihren Angeboten (zum Beispiel der Pebble Smartwatch) schneller auf dem Markt.

Der wohl größte Konkurrent stammt aber von Google: Android Wear erblickte knapp ein Jahr vor Apple das Licht der Welt. Erstmals muss sich Apple in einem Marktumfeld schon zum Start mit einem potenten Konkurrenten messen, der sein Produkt in einen größeren Zusammenhang stellt - hier das Android-Ökosystem. Wir haben die Apple Watch über eine längere Zeit an ein iPhone 6 Plus gekoppelt und verglichen die Leistung der Uhr mit einer LG G Watch (an einem LG G3). Die Punkte der Wertungskategorie Design sahnt Apple übrigens spielend ab - aber darum soll es zunächst noch nicht gehen.

Einrichtung: Companion App und spezielle Berechtigungen

Tunnelblick mit der Apple Watch Tunnelblick mit der Apple Watch
Bild: teltarif.de
Bevor eine Smartwatch sinnvoll nutzbar ist, muss sie erst einmal mit dem Smart­phone gekoppelt sein. Der Prozess dafür ist bei beiden Systemen ähnlich. Android erfordert die Installation der Android-Wear-App, die Android 4.3 voraussetzt. Die Apple Watch arbeitet mit den iPhones 5, 5C, 5S, 6 und 6 Plus zusammen - soweit darauf iOS 8.2 oder neuer installiert ist.

Die Koppelung erfolgt bei beiden Systemen mit Hilfe der Companion-App. Dabei führen sowohl Apple als auch Google den Nutzer durch die einzelnen Schritte, sodass kaum Probleme auftreten. Android Wear zeigt auf der Watch nach der Koppelung anhand eines kurzen Tutorials, wie das System bedient wird - die kartenartige Google-Now-Oberfläche ist die Grundlage von Android Wear. Bevor die Watch Benachrichtigungen anzeigen kann, benötigt sie ein manuell zu setzendes Zugriffsrecht - dieses fragt die Wear-App jedoch während der Koppelung ab.

Die Apple Watch ist ebenso schnell einsatzbereit. Nach der grundsätzlichen Koppelung empfiehlt sich (auf dem iPhone) ein Blick in die Einstellungen der Watch, denn dort lassen sich weitere Apps installieren und die Regelungen für Benachrichtigungen festlegen.

Jetzt gilt es: Benachrichtigungen anzeigen

Nun zeigen sich die fundamentalen Unterschiede zwischen Android Wear und der Apple Watch. Android Wear lässt sich mit Apps ebenso aufmotzen wie die Apple Watch. Aber im Vordergrund steht beim Google-System, die Benachrichtigungen von Smart­phone-Apps auf der Uhr anzuzeigen.

Apple hingegen sieht die Watch offenbar stärker als eigenständiges Device mit der Möglichkeit, direkt Apps auszuführen. Benachrichtigungen sind dementsprechend dezenter gelöst und stehen nicht im Zentrum der Be­nutzer­ober­fläche. Stattdessen ist die Kommunikation mit Freunden nur einen Knopfdruck entfernt - diese Networking-Tools machen aber erst bei größerer Verbreitung der Watch Sinn.

Am Beispiel von GMail sind die Unterschiede beider Plattformen gut ersichtlich: Android Wear benachrichtigt in einer Karte über eine eingegangene E-Mail - auf Wunsch zeigt die Smartwatch sogar den vollständigen E-Mail-Text an. Dagegen blendet die Apple Watch lediglich den Betreff und den Absender ein - zum Lesen der Nachricht heißt es das iPhone zu zücken. Allerdings ist GMail auf dem iPhone kein Systembestandteil und Google unterstützt die Apple Watch nicht mit einer speziellen App.

Und Eilmeldungen diverser Online-Portale? Die kommen auf beiden Smartwatches ähnlich an - wer den (meist kurzen) Nachrichtentext lesen möchte, muss aber zum Smart- oder iPhone greifen. Zum Lesen längerer Texte eigenen sich weder Android-Wear- noch Apple-Watches.

Bedienung: Force Touch oder Long Touch?

Nur für den Test: Zwei Uhren an einem Handgelenk. Nur für den Test: Zwei Uhren an einem Handgelenk.
Bild: teltarif.de
Ein weiterer sehr auffälliger Unterschied ist natürlich der Startscreen der Apple Watch. Dort ist der Zugriff auf alle installierten Apps möglich. Auswahl und Start der App sind mit dem kleinen Rädchen am Displayrand möglich. Android Wear wiederum benötigt dafür entweder einen zusätzlichen Launcher oder aber einen langen Marsch durch die Einstellungen der Uhr. Als Hauptscreen zeigt Android Wear üblicherweise die Uhrzeit an - je nach Watchface ergänzt um weitere Informationen.

Mit der sogenannten Digital Crown hat sich Apple etwas einfallen lassen, um dem Fluch des kleinen Displays zu entgehen. Es stimmt ja: Wer auf dem Smartwatch-Display tippt, kann oft kaum sehen, was darauf dargestellt ist. Das kleine Rädchen am Rand löst zwar dieses Handling-Problem, dafür muss der Nutzer nun immer wieder umgreifen - mal Rädchen, dann Display, dann Knöpfchen drücken. Intuitiv oder wenigstens praktisch geht anders.

Dahingehend macht Android Wear eine gute Figur, denn zumindest Kartenbasierte Wear-Apps verfügen über eine sehr ähnliche Be­nutzer­ober­fläche. Im banalsten Fall sind Android-Wear-Apps Benachrichtigungen mit zusätzlichen Optionen. Beide Systeme kommen ohne ein gekoppeltes Smart­phone schnell an ihre Grenzen.

Apple Watch vs. Android Wear: Ein fairer Vergleich?

Ein Vergleich der beider Systeme hinkt natürlich in einem Punkt ganz besonders: Android Wear erfordert ein Android-Smartphone, die Apple Watch hingegen ein iPhone. Es handelt sich also nicht um direkte Konkurrenten. Viele Nutzer dürfte es auch nicht geben, die die Wahl ihres Smartphones aufgrund der verfügbaren Smartwatch treffen.

Spannend ist es aber zu sehen, wie sich die beiden Plattformen in ihrer Herangehensweise an das Thema Smartwatch unterscheiden. Die Apple Watch punktet unter anderem mit ihrem schicken Design, Android Wear wiederum implementiert Benachrichtigungen besonders praktisch.

In der zweiten Folge unseres Vergleichs gehen wir näher auf Apps und spezielle Funktionen ein. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Fitness-Funktionen und geben den Uhren Sprachbefehle. In der nächsten Woche erfahren Sie unsere Ergebnisse.

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