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Editorial: Mobilfunker im Käuferstreik

Wann reagieren die Netzbetreiber?
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Wie Capital jüngst meldete, gingen beim führenden Mobilfunkanbieter in Deutschland, T-Mobile, im Herbst die Nutzungszahlen stark zurück. Statt erwarteter durchschnittlicher 31 Minuten wurden nur 26,5 Minuten telefoniert, und statt 28 SMS waren es nur 22,7 Kurzmitteilungen. Darin kommt wohl derselbe "Käuferstreik" zum Ausdruck, den der Einzelhandel auch bei anderen Waren feststellte: Die Kunden sind unsicher ob der Reformen in der Politik und verschieben nicht unbedingt notwendige Geldausgaben oder weichen auf billigere Alternativen aus. So manches Telefonat, das nicht über T-Mobile lief, dürfte dennoch stattgefunden haben, aber im Fest- statt Mobilnetz.

Aber der Käuferstreik alleine reicht nicht zur Erklärung. Anfang 2002 hatte T-Mobile die neuen Euro-Tarife für eine von den Medien nur teilweise bemerkte starke Preiserhöhung gegeben. Seinerzeit hatten vor allem die D-Netzbetreiber die neuen "Euro"-Tarife für starke Preiserhöhungen benutzt. So kosteten netzinterne SMS bei den neuen Tarifen generell 19 Cent, während es diese bei den alten Tarifen ab 15 Pfennig gab. Nach starken Protesten gegen diese Preiserhöhung bot T-Mobile schließlich an, die alten Tarife weiterhin abzuschließen. Sie wurden aber nicht mehr beworben, und mit der Zeit wurde es immer schwieriger, einen Händler zu finden, der einem diese tatsächlich vermittelt. Ende Oktober 2002 kam dann das offizielle Aus für die alten Tarife.

Verzögerte Reaktionen

Da jeden Monat nur ein kleiner Teil der Kunden einen neuen Vertrag abschließt, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Reaktion beim Telefonieverhalten entsprechend verzögert erfolgt. Denn "alte" Verträge liefen ja jeweils unverändert weiter, und deren Nutzer konnten abends auch weiterhin günstig in Fremdnetze telefonieren. Im Interesse der Verbraucher bleibt zu hoffen, dass auch das jeweilige Management diese verzögerten Reaktionen versteht, und angemessen darauf reagiert. Denn auch Vodafone hatte 2002 neue und verteuerte Euro-Tarife vorgestellt, wenn auch zwei Monate später als T-Mobile.

Eine weitere Reaktion ist ebenfalls um zwei Jahre verzögert: Die Kündigungsrate. Zwar kündigen viele Privatkunden ihre Mobilfunkverträge schon zu Beginn vorsorglich zum Ablauftermin. Doch die Mehrzahl lässt sich mit Upgrade-Handys oder Gesprächsguthaben dann doch zum Bleiben bewegen. Vielleicht spüren die beiden großen Netzbetreiber bereits, dass diese Überredung bei den teuren Euro-Tarifen besonders schwer ist - und haben gerade deswegen ihre jüngsten Angebote Relax (T-Mobile) bzw. Happy Wochenende (Vodafone) aufgesetzt.