Euroforum

Die Zukunft der Kabelnetze

Mehr Umsatz bei weniger Kunden?
Von Marie-Anne Winter

Angesichts der rasanten Ausbreitung von DSL-Anschlüssen sehen die Zuwächse im Kabel-Markt recht bescheiden aus. Es hat noch niemand an Breitband-Internet gedacht, als die Kabelnetze aufgebaut wurden - die damit verbundenen Schwierigkeiten werden auf unserer Info-Seite zu diesem Thema genauer erklärt. Insofern ist das Fernseh-Kabel als Kommunikationsmedium, über das telefoniert und gesurft werden kann, noch nicht sehr verbreitet, obwohl es schon viele Haushalte gibt, die Fernsehkabel bereits im Haus liegen haben.

Prognosen gehen für die nächsten Jahre auch nicht davon aus, dass es mehr Haushalte geben wird, die sich für das Kabel entscheiden. Es wird im Gegenteil eher einen Rückgang der Kabelhaushalte geben, weil DVB-T und Breitband per DSL oder VDSL weitere Verbreitung finden. Trotzdem soll es Zuwächse beim Umsatz geben. Auf heutigen Veranstaltung zum Euroforum [Link entfernt] Die Zukunft der Kabelnetze soll es genau darum gehen, wie das bei den geschilderten Voraussetzungen erreicht werden kann.

Triple Play, der unbekannte Marketing-Hit

Ende 2006 waren etwa 13 Millionen Haushalte für Triple-Play-Angebote der Kabelnetzbetreiber erreichbar. Die Ausbaupläne bis Ende 2008 sehen vor, dass 23,1 Millionen Haushalten erreicht werden können. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 39 Millionen Haushalte.

Ein Problem ist sicherlich, dass viele Menschen mit den neuen Angeboten noch nichts anfangen können, weil sie ihnen die dafür verwendeten Begriffe schlicht unbekannt sind: Der Begriff "Triple Play" ist nach aktuellen Befragungen fast 80 Prozent der Menschen in Deutschland unbekannt. Bei "IPTV" sind es fast 70 Prozent, die mit diesem Begriff nichts anfangen können - und das bei einer Umfrage, nur die per Internet erreichbar war. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen dürfte das Wissen über diese Bereiche noch schlechter sein. Hier haben die Anbieter also noch viel zu tun.

Diejenigen, die mit den Begriffen etwas anfangen konnten, interessieren sich aber nicht automatisch dafür - gut die Hälfte von ihnen finden Triple Play wenig bis gar nicht interessant. Die Interessierten erhoffen sich in erster Linie Preisvorteile, wenn sie ein Bündelangebot wählen, ein kleiner Teil findet es bequemer und nur etwa 14 Prozent geben die neuen Fernsehfunktionen an, wegen derer sie sich für Triple Play entscheiden könnten. Zu diesen gehören das zeitversetzte Fernsehen, die Online-Videothek, Interaktives Fernsehen und eine größere Programm-Auswahl.

Dabei kommen die Kabelangebote im Preisvergleich gegenüber den Paketen der Festnetz-Betreiber in der Regel ganz gut weg - die Bündelangebote für Telefonie, Breitband-Internet und Fernsehen von ish/iesy oder KDG liegen etwa auf dem Niveau entsprechender Pakete von Versatel oder HanseNet. Wir haben Ende vergangenen Jahres die entsprechenden Angebote jeweils für den DSL- und den Kabel-Bereich verglichen. Und gegenüber den DSL-Anschlüssen haben die Kabelnetze einen entscheidenden Vorteil: Weil TV-Programme auf der einen und Internet und Telefonie auf der anderen Seite zwar auf demselben Kabel, aber auf getrennten Kanälen übertragen werden, stören sich die verschiedenen Anwendungen nicht gegenseitig. Somit ist störungsfreies Fernsehen unabhängig von datenintensiven Internetanwendungen möglich. Bei den Triple-Play-Angeboten der DSL-Anbieter wird dagegen auch das Fernsehprogramm als Datenstrom codiert und verringert entsprechend bei laufendem TV-Empfang die für die Internetnutzung verfügbare Bandbreite.