Hintergrund

Das Kabelinternet: Eine echte DSL-Alternative?

Technik, Dienste, Kosten und Anbieter des Breitbands via TV-Kabel
Von Björn Brodersen

Bei Breitband-Internetanschlüssen denken viele sofort an DSL. Andere breitbandige Zugangstechnologien wie das Fernsehkabel, Satellitenverbindungen oder WiMAX stehen im Schatten der auf Kupferkabeln basierenden DSL-Technik. Während der WiMAX-Standard, für den gerade die Frequenzen versteigert wurden, und das vergleichweise teure Breitband via Satellit als Hoffnungsbringer bzw. Notlösung für DSL-lose ländliche Landregionen gelten, wollen die Kabelnetzbetreiber in den kommenden Jahren den DSL-Anbietern erhebliche Marktanteile abringen. Dafür investieren sie zurzeit Milliarden von Euro in den Ausbau ihrer Breitbandkabel. Doch stellt der schnelle Internetzugang über das TV-Kabel bereits jetzt eine echte Alternative dar?

Die Technik und die Dienste

Über das Kupfer-Koaxialkabel können nicht nur Rundfunk- und Fernsehinhalte sondern auch Telefon-(VoIP)- und Internetdienste übertragen werden. Da dabei aber nicht nur Daten empfangen sondern - beispielsweise zum Surfen im Internet oder Verschicken von E-Mails - auch versendet werden, muss das Netz für Telekommunikationsdienste erst rückkanalfähig ausgebaut werden. Dann können auch Signale vom Kunden zum Anbieter hin übertragen werden. Gleichzeitig erhöhen etliche Betreiber die Übertragungsbandbreite der Leitungen von 470 MHz auf 862 MHz, um sie leistungsfähiger zu machen. Foto: KDG

Bezüglich der möglichen Datenübertragungsrate besitzt das Kabelinternet gute technische Voraussetzungen als multimediafähiges Allzweck-Kabel. Zurzeit werden mit den schnellsten Kabelinternet-Anschlüssen in Deutschland Daten mit bis zu 25 MBit/s im Downstream und 2,5 MBit/s im Upstream versendet. Somit funktionieren auch anspruchsvolle Anwendungen wie Online-Spiele, größere Downloads, HDTV, IPTV oder auch mehrere Dienste parallel problemlos. Die Kabelnetzbetreiber planen auch Dienste wie interaktives Fernsehen oder Bildtelefonie. Zurzeit lautet das Schlagwort der Anbieter Triple Play: Telefon, Internet und Fernsehen gebündelt über eine Leitung. Der Vorteil der Kabelnetzbetreiber gegenüber den DSL- oder Vollanschluss-Anbietern: Sie müssen keine TV-Inhalte mehr einkaufen.

Für das Telefonieren reservieren die Anbieter in der Regel Leitungskapazitäten, so dass die Gesprächsqualität gewährleistet ist. Darüber hinaus bietet der Kabel-Telefon-Anschluss bekannte Leistungsmerkmale wie Rufnummernübermittlung der eigenen Rufnummer und der des Anrufers (CLIP), Dreierkonferenz, Anklopfen, Rückfragen, Makeln und einen netzbasierten Anrufbeantworter.

Die Übertragungsgeschwindigkeit

Die versprochene Übertragungsgeschwindigkeit erhält in der Regel jeder Kunde - selbst wenn im Mehrfamilienhaus alle Parteien gleichzeitig über das TV-Kabel telefonieren und surfen. Dafür sorgen die Anbieter gewöhnlich durch ein spezielles Kapazitätsmanagement, den Ausbau ihrer Netze und das Bereithalten von Bandbreitenreserven. Auch die Entfernung zum Netzknoten spielt hinsichtlich der beim Endkunden vorhandenen Anschluss-Geschwindigkeit eine wesentlich geringere Rolle als bei DSL. Wirklich garantieren können die Kabelnetzbetreiber jedoch die versprochenen Datenübertragungsraten nicht - trotz teilweise anders lautender Werbeaussagen. Im Falle ungewöhnlicher Ereignisse kann es auch im TV-Kabelnetz als so genanntes Shared Medium wie im DSL-Netz zu Engpässen kommen.

Da es sich bei den Kabelinternet-Anschlüssen um Standleitungen handelt, bleibt der Nutzer nach dem Einschalten der Hardware ohne Zwangstrennung ständig online. Mit der entsprechenden Einstellung seines Routers ist dies allerdings auch bei DSL möglich. Ein weiterer Vorteil der Breitbandanschlüsse über das TV-Kabel gegenüber DSL sind in der Regel kürzere Ping-Zeiten.

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