Markt

Roaming-Regulierung: Die Zeche zahlen die anderen

EU-Mobilfunkfirmen suchen nach Kompensation für erzwungene Preisabschläge
Von Björn Brodersen

Die europäischen Mobilfunknetzbetreiber werden wohl schon bald die Roaming-Preise für Handy-Telefonate senken müssen. Zurzeit diskutieren EU-Politiker zwei verschiedene Kostenbegrenzungsmodelle, noch in diesem Jahr werden Handy-Besitzer wohl zu geringeren Kosten als bislang im Ausland telefonieren können. Offenbar holen die Mobilfunkbetreiber jedoch die Ihnen durch die Marktregulierung entgehenden Preise an anderer Stelle wieder rein: Wie die Marktforscher von Informa Telecoms & Media [Link entfernt] berichten, wollen mehrere Netzbetreiber die Wholesale-Preise (IOT) für außereuropäische Roaming-Partner erhöhen. Kunden der nichteuropäischen Mobilfunkbetreiber würden dann in den EU-Staaten zu höheren Preisen nach Hause oder in andere Länder telefonieren als bisher.

Bislang können die Mobilfunkfirmen die Großhandelspreise für Roaming nach Belieben festsetzen, unter den verschiedenen Netzbetreibern kommt es dabei zu erheblichen Differenzen für die selbe Länder-Überbrückung. Auch voneinander verlangen die Anbieter unterschiedliche Abschläge für die Nutzung ihrer Netze durch die Kunden des jeweils anderen Anbieters. Nach Auskunft von Mark Newman, eines der Autoren des Informa-Reports "Global Mobile Roaming: Business Models and Forecasts in the Evolving Environment", dienen gerade einigen Unternehmen in den Schwellenländern die Roaming-Gebühren als hauptsächliche Umsatzquelle. In Indien seien beispielsweise die Wholesale-Roaming-Preise bis zu 30 Mal höher als die Preise, die die dortigen Kunden für die selbe Art von Anruf zahlen müssen.

Aufteilung in nationale und regionale Roaming-Märkte

Wenn die Gesprächsumsätze mit den eigenen Kunden nun sinken, werden die europäischen Netzbetreiber ihre Roaming-Gebühren an das Niveau anderer Mobilfunkbetreiber in der Welt angleichen, so die Autoren der Studie weiter. Laut den Marktbeobachtern entstehe so ein gespaltener Markt für Roaming-Dienste: Während die Kunden auf ihrem eigenem Heimat- oder Regionalmarkt keine Extrakosten mehr zahlen müssten, werde in Zukunft jedoch in den anderen Teilen der Welt ein beträchtlicher Preiszuschlag für Handy-Telefonate auf sie zukommen. "Mit den neuen Roaming-Kosten-Begrenzungen und dem Aufkommen von paneuropäischen Gruppen wie Vodafone, Telefónica/o2 und Orange wird Europa hinsichtlich der Endverbraucherpreise immer mehr einem einheitlichen Markt ähneln", erklärt Newman. "Länder wie die USA und Indien haben bereits nationale Roaming-Märkte, in denen die Kunden in den Netzen anderer Operator ohne Aufpreis telefonieren können." Die selbe Entwicklung sei in China zu beobachten.

Zu spüren bekommen dies teilweise schon jetzt die Kunden. Beispielsweise zählt der deutsche Mobilfunkbetreiber T-Mobile in seiner Auslandsoption T-Mobile Weltweit die USA nicht zur günstigeren Länderguppe 1, obwohl das Unternehmen dort selbst als Mobilfunkanbieter vertreten ist. Handy-Telefonate von dort in die Heimat kosten deutsche T-Mobile-Kunden somit 1,49 Euro pro Minute statt 59 Cent, für ankommende Anrufe zahlen die Kunden 10 Cent pro Minute mehr.

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