Kabelmarkt

Die Kabelanbieter wollen weiter wachsen

Kommt demnächst eine Fusionswelle im Kabelmarkt?
Von Marie-Anne Winter

Beim Breiband-Internet ist der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber mit 4,7 Prozent noch relativ gering - aber der Anteil wächst. Das muss er aber auch, wenn sich die Investitionen der Anbieter rentieren sollen. Derzeit geben sie nicht nur viel Geld für den Ausbau ihrer Infrastruktur, sondern auch für Werbekampagnen aus: Kabel Baden-Württemberg wirbt schlagkräftig mit Boxweltmeisterin Regina Halmich, Konkurrent Kabel Deutschland schenkt Neukunden Einkaufsgutscheine für Media Markt. Im Grunde sind die Kabelgesellschaften längst etabliert: Im klassischen TV-Geschäft erreichen sie Millionen Kunden - "Wir sitzen bereits im Wohnzimmer, die Telekom nur auf dem Flur" wie Vertreter der Branche die Situation gern beschreiben. Doch diesen Vorteil des Schon-da-Seins in Umsätze und Marktanteile im Internet- und Telefongesschäft umzumünzen, ist offenbar doch nicht so einfach wie gern dargestellt.

Dr. Ralf Heublein, Geschäftsführer des Deutschen Kabelverbandes [Link entfernt] , fasste die Situation anlässtlich der IFA wie folgt zusammen: "Viele Kunden mussten zunächst einmal lernen, dass das TV-Kabel heute mehr kann, als nur Fernsehen und Radio in das heimische Wohnzimmer zu liefern." Doch wie bringt man das den Kunden bei? Unitymedia beispielsweise erreicht 5 Millionen Fernseh-Kunden - aber nur 236 000 von diesen surfen auch über das Kabel im Internet. Und noch weniger telefonieren auch mit einem Unitymedia-Produkt.

Kabelnetzbetreiber müssen reagieren

Angesichts der Tatsache, dass die Telekom, aber auch andere Festnetz- und Internet-Anbieter mit eigenen Fernsehangeboten über das Internet ins Stammgeschäft der Kabelnetzbetreiber einbrechen, müssen die Kabelnetzbetreiber endlich reagieren. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) berichtet, sind die Kabelmanager nun dabei, Firmenzukäufe zu prüfen, und dabei soll es auch Überlegungen geben, einen klassischen Telekomkonzern ins eigene Kabelnetz zu integrieren.

Als Treiber derartiger Gedankenspiele wird der Eigner von Unitymedia genannt, BC Partners. Dieser Investor hätte gern einen Konzern Kabel West, der es sowohl mit Marktführer Kabel Deutschland als auch mit den Telekomkonzernen und ihren neuen Online-TV-Angeboten aufnehmen könne. Konkrete Verhandlungen soll es noch nicht geben, aber der Markt werde bereits entsprechend sondiert. Zwar haben die deutschen Wettbewerbshüter Fusionspläne in der Kabelbranche blockiert, etwa den Versuch von Kabel Deutschland, den Konkurrenten Kabel BW zu übernehmen. Die Kartellbehörde wollte die Entstehung eines marktbeherrschender Kabelkonzers verhindern. Aber durch die derzeit verschwimmenden Branchengrenzen könnten die Chancen für Übernahmen nun besser stehen: Angesichts der Tatsache, dass sogar regionale Telekomanbieter mit eigenen Internet-TV-Angeboten auf den Markt drängen, schwindet die Gefahr der Marktbeherrschung durch ein einziges Unternehmen.

Wenn die Kartellwächter den Unity-Deal durchgehen lassen, dürften bald weitere Übernahmen folgen. In Deutschland teilen sich die großen Anbieter den Kabelmarkt mit rund 4 000 kleinen und mittelständischen Anbieter der Netzebene 4, die den direkten Kontakt zum Endkunden haben. Diese Zersplitterung der deutschen Kabellandschaft ist nach Ansicht von Branchenexperten einer der Hauptgründe für die bisher schleppende Entwicklung im Kabelmarkt.