Telekom-Umbau

ver.di: Deutsche Telekom will Mitarbeiter loswerden

Der Konzern plane "kalte Entlassungen" tarifvertraglich geschützter Mitarbeiter
Von AFP / dpa / Marc Kessler

Die Gewerkschaft ver.di wirft der Deutschen Telekom vor, Mitarbeiter in Call-Centern "kalt entlassen" zu wollen. Dies sei das eigentliche Ziel der angekündigten Neuorganisation, sagte der ver.di-Fachbereichsleiter für Berlin und Brandenburg, Mike Döding. Dem Konzern gehe es keineswegs darum, betriebliche Abläufe zu verbessern, sondern darum, tarifvertraglich vor Kündigung geschützte Mitarbeiter loszuwerden. Die Deutsche Telekom hatte angekündigt, Call-Center in 39 Städten zu schließen. Deren Mitarbeiter sollen auf jene 24 Standorte verteilt werden, die übrig bleiben. Döding sagte, dem Unternehmen gehe es gar nicht um den Umzug ihrer Mitarbeiter. "Die Telekom will sie schlicht und ergreifend nicht mehr haben." Der Konzern wolle unbedingt Kosten senken, um den Aktionären die versprochene Dividendenerhöhung zahlen zu können.

Die Telekom habe Schwellenwerte für den rentablen Betrieb eines Call-Centers immer wieder willkürlich nach oben gesetzt: Von 40 auf 100 Beschäftigte, von 100 auf 200 und jetzt auf 400 bis 500. Jedesmal seien die unattraktiven Standorte übriggeblieben, sagte Döding. Es sei klar, dass viele der Mitarbeiter, die jetzt an einem bestimmten Standort arbeiteten, nicht täglich zu einem weit entfernten Arbeitsplatz pendeln könnten.

ver.di Bundesvorstand wirft Telekom Vertragsbruch vor

Unterdessen hält ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder der Telekom vor, die Arbeitnehmervertreter beim geplanten Konzernumbau umgehen zu wollen. Die Telekom habe den mit ver.di ausgehandelten Vertrag verletzt, indem sie zuerst die Politik und erst dann den Betriebsrat über ihre Pläne zur Zusammenlegung von Standorten und Auslagerung von Betriebsteilen informiert habe. Der "Geist des Betriebsverfassungsgesetzes, der auf Verständigung ausgerichtet ist", werde durch diese Vorgehen ausgehebelt, klagte Schröder, der auch Vize-Aufsichtsratschef des Bonner Konzerns ist.

Auch inhaltlich kritisierte Schröder die Sparpläne der Telekom. Der Konzern habe "kein Kosten-, sondern ein Umsatzproblem", sagte der Gewerkschafter. Telekom-Chef René Obermann sei "auf dem falschen Weg, wenn er glaubt, den Konzern gesund sparen zu können und das Ganze auf dem Rücken des Personals auszutragen", fügte Schröder hinzu. Es sei nicht möglich, die Beschäftigten zu Gegnern zu machen und dann mit diesen Mitarbeitern zu versuchen, abwandernde Kunden zurückzugewinnen. Die Telekom habe in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image und sorge dafür, dass es sich weiter verschlechtere: "Und so lange es schlecht ist, wird sie ihr Umsatzproblem nicht lösen."

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