Spitzel-Affäre

Betriebsräte wollen Strafanzeige gegen Telekom erstatten

"Wir haben den Verdacht, dass noch viel mehr gemacht wurde"
Von ddp / dpa / Marie-Anne Winter

Nach der Ausspähaffäre wollen zwei Dutzend Betriebsräte nach Presseinformationen Strafanzeige gegen die Deutsche Telekom erstatten. Damit wollen sie Akteneinsicht bekommen und am anstehenden Verfahren beteiligt sein, wie die Frankfurter Rundschau (FR) schreibt. Dem Bericht zufolge glaubt bei der Telekom kaum einer noch an die Entlastungs-Geschichte von durchgeknallten Einzeltätern in der Sicherheitsabteilung, die selbsttätig zu spionieren begannen. "Zum Zeitpunkt der Überwachungen befanden wir uns immer in Auseinandersetzungen mit der Telekom", sagte T-Mobile-Aufsichtsrat Ado Wilhelm dem Blatt. "Die Daten haben einen originären Zusammenhang mit den damaligen Auseinandersetzungen."

Bei der jetzt zu Tage tretenden Systematik der Spionage werde immer wahrscheinlicher, dass auch E-Mails gelesen und die Inhalte von Gesprächen abgehört wurden. "Die wollten wissen, was wir machen", sagte Wilhelm. "Es ist eindeutig klar, dass man versucht hat, herauszubekommen, wie wir uns aufstellen, den Widerstand organisieren und uns austauschen."

Wilhelm wurde in Zeiten harter Tarifkonflikte überwacht. "Ich war zentraler Arbeitskampfleiter", berichtete er. Tatsächlich seien die Arbeitgeber in dieser Zeit oft sehr detailliert über bestimmte Aktionen informiert gewesen. Es sei deshalb schwer vorstellbar, dass der reine Abgleich von Verbindungsdaten alles gewesen sei. "Wir haben den Verdacht, dass noch viel mehr gemacht wurde - ich bin Fernmeldetechniker und weiß, wie einfach das technisch machbar ist", sagte Wilhelm. "Es muss auf Veranlassung geschehen sein."

Einigung im Streit um Telekom-Callcenter

Im Streit um die Schließung von Callcentern der Deutschen Telekom ist eine Einigung gefunden worden, mit der weniger Standorte aufgegeben werden sollen als zunächst geplant. Nun sollen 33 Callcenter erhalten bleiben, 30 werden bis Mitte 2011 geschlossen, wie die Telekom heute mitteilte. Das ursprüngliche Konzept sah vor, 39 Callcenter zu schließen und auf 24 Städte zu vereinen. Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter hätten sich in der Nacht zum Freitag unter dem Vorsitz des Präsidenten des Landesarbeitsgerichtes Niedersachsen, Gert-Albert Lipke, auf die neue Lösung geeinigt. Die Einigungsstelle war nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden im Oktober angerufen worden.

Arbeitnehmer und die Gewerkschaft ver.di hatten gegen die Pläne der Telekom protestiert, weil sie ihrer Meinung nach einem versteckten Arbeitsplatzabbau gleichkamen. Viele Mitarbeiter hätten längere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Insgesamt sind in den Callcentern der Telekom rund 18 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Neben Trier und Schwerin sollen nun auch Kundencenter in Bremen, Dresden, Heilbronn, Mainz, Meschede und Berlin erhalten bleiben. Daneben werden neue Callcenter gebaut, um Mitarbeiter von anderen geschlossenen Standorten aufzunehmen und gleichzeitig Fahrtzeiten zu verringern. Besonders betroffene Mitarbeiter sollen außerdem Stellen in der Nähe ihres Wohnorts bei der Telekom-Tochter Vivento Customer Services GmbH (VCS) erhalten. Für alle Kundencenter gibt die Telekom eine Standortgarantie bis 2012.

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