Nachlese

Telekom hat keine Angst vor Netzausrüstern aus China

Auf der CeBIT haben wir zum Teil interessante Gespräche geführt. Wir berichten, warum die Telekom keine Angst vor chinesischen Netzausrüstern hat, warum so viele Privatkunden an den o2-Tisch (!) strömten und was das Partnerland Schweiz zu bieten hatte.
Von der CeBIT in Hannover berichtet /

Der Messestand der Telekom auf der CeBIT Der Messestand der Telekom auf der CeBIT
Bild: dpa
Die CeBIT wird zwar mittlerweile als fast reine Business-Messe betrachtet, doch insbesondere die Telekom und Vodafone haben viele Produkte und Services vorgestellt, von denen Privatkunden bald profitieren sollen. In unserer CeBIT-Nachlese tragen wir ein paar kurze Begegnungen mit der Telekom und o2 zusammen. Außerdem schauen wir an, was das Partnerland Schweiz auf die CeBIT mitgebracht hat und stellen die Frage, ob die CeBIT eine Zukunft hat.

Telekom: Keine Angst vor Netzausrüstern aus China?

Der Messestand der Telekom auf der CeBIT Der Messestand der Telekom auf der CeBIT
Bild: dpa
Die Deutsche Telekom begrüßte in Halle 4 Eric Xu (sprich: "Erik Schü"), den CEO von Huawei, der stolz die Kennzahlen seines weltweit aktiven Unternehmens präsentiert, bevor er mit seinem neuen Partner Timotheus Höttges, seines Zeichens CEO der Deutschen Telekom, die Zusammenarbeit in Sachen "Cloud" mit einem deutlich spürbaren Gong einleitet. Passend dazu ist draußen der Frühling ausgebrochen und SAP hat schnell ein paar Liegestühle auf der Wiese aufgestellt, die sogar genutzt werden.

Chinesische Ausrüster haben bei Ausschreibungen in Australien oder den USA quasi Hausverbot, weil dort unterschwellig die Angst mitschwingt, dass deren Hard- und Software eine Backdoor nach Bejing enthalten könnte oder weil man einheimische Lieferanten schützen möchte. Fragt man am Telekom-Stand, ob hier keine Bedenken bestünden, bekommt man zur Antwort, dass es falsch sei, sich von der Welt abzuschotten. Man sei auf Partnerschaften angewiesen und wolle weltoffen bleiben, nimmt aber das Thema Sicherheit und Datenschutz sehr ernst. Nicht von ungefähr drängeln sich im geschichtsträchtigen Dorf Biere bei Magdeburg die Vertreter von Welt-IT-Konzernen, um im nagelneuen Hochsicherheitsrechenzentrum der Deutschen Telekom Speicherplatz und Rechenkapazität in der neuen Cloud anzumieten, und "Biere 2" ist auch schon in den Startlöchern (teltarif.de berichtete). Interessant, wer da alles in der Telekom-Cloud unterwegs ist, etwa der "Schrei vor Glück"-Schuhanbieter Zalando.

Eins ist klar: Sicherheit bedeutet hier auf jeden Fall, dass die Daten in der Cloud ziemlich sicher gegen Verlust geschützt sind. Daheim kann die PC-Festplatte im falschen Moment festlaufen oder der PC oder Laptop fällt unglücklich herunter, wird gestohlen oder er fällt einem Unglück zum Opfer, etwa einem Brand oder Wasserschaden. 100-prozentigen Schutz vor unbefugten Zugriffen auf die eigenen Daten, und sei es nur durch die Staatsgewalt, wird es nie geben. Wie leicht der Zugriff erfolgen kann und darf, ist ein brandaktuelles politisches Thema.

o2: Vorsicht, Privatkunden am Messestand!

Der dritte große deutsche Netzbetreiber und Nummer Eins bei geschalteten Kundenzahlen, o2, war auch auf der CeBIT - an einem 1 mal 1 Meter großen Tisch in Halle 6, gut versteckt beim "Mittelstand". Dort gab es Informationen für o2-Business-Kunden. Doch die kamen nicht in der erhofften Zahl, dafür Privatkunden, die mit der o2-Kundenhotline tiefsitzende Negativ-Erlebnisse verbinden und sich gerne einmal ausweinen wollten. An dieser Stelle sei o2 dringend angeraten, die CeBIT endlich wieder ernster zu nehmen und künftig die Präsenz dort massiv zu verstärken.

Wer mit seinem Anbieter Probleme hat, bekam bei Vodafone auch Hilfe, sofern man an der Eingangs-Firewall sein Problem möglichst präzise schildern konnte. Am weltoffenen Stand der Deutschen Telekom gibt es seit Jahren ein spezielles unübersehbares Kundendesk, wo Kundenprobleme in wenigen Augenblicken aufgenommen und einer Lösung zugeführt werden.

Partnerland Schweiz auf der CeBIT

Das diesjährige CeBIT-Partnerland Schweiz zeigt, dass die Eidgenossen nicht nur leckere Schoki und Milch produzieren können, sondern auch über interessante IT-Produkte im Angebot verfügen. Verschiedene Schweizer Universitäten waren mit guten Ideen vor Ort. Die Schweizer Bahn (SBB) erklärt ihre Digitalisierungsstrategie. Die Schweizer Post zeigt ihren verblüfften Kollegen in Bonn, wie ein sicheres E-Mail-System namens Incamail mit der bereits vorhandenen E-Mail-Infrastruktur zu machen ist, während die Deutsche Post Abermillionen in ihre E-Post steckt, die zu absolut nichts und niemandem kompatibel ist, nicht einmal zur ziemlich verunglückten De-Mail, die wenigstens gesetzlich definiert ist und trotzdem nicht vom Fleck kommt.

Weil die Schweiz das diesjährige Partnerland ist, ist auch - nach langer Pause - die Schweizer Swisscom wieder vor Ort. Sie hätte einiges zu bieten, wenn nicht die Schweizer Politik den internationalen Aktivitäten ihres Vorzeigebetriebes eher skeptisch gegenüber stünde. Die Schweiz als neutrales Land, als Anbieter von hochsicherer IT (man denke an den Messenger Threema), die für internationale Kunden nutzbare mycloud oder eine Swisscom-Mobilfunkkarte als Rettungsanker in demnächst nur noch drei verfügbaren mitunter wackligen deutschen Mobilfunknetzen, wie wir ja beispielsweise bei Vodafone gerade erst wieder gesehen haben.

Mehr Netzausbau - doch mit welcher Technik?

In Hannover tobte natürlich die Diskussion um den Netzausbau. Hier die Deutsche Telekom mit einem weit verzweigten Kupferkabelnetz, das viel mehr kann, als man bisher glauben wollte. Die Telekom rollt längst auch Glasfaser in der Fläche aus, hat aber gemerkt, dass die Endkunden die Glasfaser nur im Haus haben wollen, wenn sie unsichtbar ohne Dreck und Schmutz verlegt werden kann und das alles möglichst gar nichts oder wenigstens nicht mehr als bisher kostet.

Dort der private Wettbewerb, der am liebsten ein vom Staat wohlwollend gefördertes Glasfasernetz zu extrem günstigen Preisen verwenden möchte und allen Versuchen der Telekom, sich wieder etwas Luft vor dem starken Wettbewerbsdruck zu verschaffen, mit verständlichem Grausen entgegen blickt. Die Gefahr ist groß, dass die ewige Diskussion am Ende dazu führen wird, dass die Regierung und deren Regulierung auf das Unternehmen setzen wird, von dem am ehesten zu erwarten ist, dass es den notwendigen Ausbau bis in die tiefste Provinz stemmen könnte, von einigen lokalen Ausnahmen privater Pioniere mal abgesehen. Einige der Diskussionsbeiträge zum Netzausbau haben wir in diesem Artikel zusammengetragen.

Wo bleibt die Gigabit Gesellschaft?

Das Wort von der Gigabit-Gesellschaft machte die Runde auf der CeBIT. Alle drei (oder noch vier) Netze zeigen auf dem Messegelände, was mobilfunktechnisch heute schon möglich ist, das hat man in Hannover im Griff. Steigt man aber in den Zug nach Hause, wird man schnell von der deutschen Mobilfunk-Wirklichkeit eingeholt: Wenn ein Netz im Zug verfügbar ist, dann ist es meistens das der Telekom. Deren Netzausbau in puncto LTE entlang der Bahnstrecken ist schon beeindruckend, bietet aber noch ausreichend Raum zum Weiterbau.

Das WLAN in den ICE-Zügen funktioniert nicht immer. Vielleicht war es keine so gute Idee, in der ersten Klasse das WLAN "for free" zu verschenken, der Datentraffic - so berichten Insider - habe sich seitdem vervierzigfacht! Wenn bald auch die 2. Klasse das WLAN geschenkt bekommen soll, wie es die Bahn plant, würde die heutige Infrastruktur komplett "die Grätsche machen". Weswegen die Bahn nach Rücksprache mit dem bisherigen Lieferanten Telekom beschlossen hat, alle drei deutschen Netzanbieter zugleich ins Boot zu holen (teltarif.de berichtete). Das mag punktuell eine Verbesserung bringen, aber ob zukünftig alle drei Netze auf Augenhöhe gleich gut sind, um Datenmengen von 105 TB zu stemmen, die hinter vorgehaltener Hand geflüstert werden? Da muss noch sehr viel investiert und richtig viel Geld in die Hand genommen werden.

Und landet der CeBIT-Besucher am Abend dann daheim in der Provinz, dann muss er - je nach Anbieter - mit GPRS auskommen, das vielleicht mit 40 kB/s im Downstream ankommt. So ist man nur wenige Stunden nach dem CeBIT-Besuch wieder meilenweit von der Gigabit-Gesellschaft entfernt.

Hat die CeBIT eine Zukunft?

In manchen CeBIT-Hallen findet man, mehr oder weniger gut kaschiert, auch viele leere Flächen - die legendäre Telekommunikationshalle 26 dient der Messespedition als Großlager. Von Halle 27 oder 24 spricht schon lange niemand mehr. Da wäre noch viel Platz für Firmen, die schon einmal da waren und meines Ermessens da auch wieder hingehören, im TK-Sektor etwa die Service-Provider wie mobilcom-debitel (Freenet AG) oder das börsennotierte Unternehmen Drillisch mit seinen vielen Mobilfunk-Marken.

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