Umbrüche

CeBIT-Geschichte: Als die Mobilfunk-Preise sich noch täglich änderten

Die Geschichte der CeBIT ist legendär: In den verrückten Zeiten des Mobilfunks bestimmten Firmen wie Nokia und Viag Interkom das Messegeschehen - doch dann begannen die Veränderungen. Auch bei der CeBIT 2016 wird es Umbrüche geben.
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Und in diesem Jahr hätte die CeBIT eigentlich wieder "as usual" laufen können. Am Samstag/Sonntag Pressekonferenzen, am Montag Messestart, danach noch ein schneller Rundgang - und alles wäre gut gewesen.

Doch es kam anders. Als Vodafone seine Pressekonferenz für Sonntag 9:45 Uhr ankündigte, gab es nur bei wenigen Journalisten ein leises Murmeln, weil der Termin "mitten in der Nacht" liegt, sofern man am Sonntagmorgen anreisen will und das nicht schon am Samstag vorher tun kann. Die Deutsche Telekom teilte dann auf einmal mit, dass es für die Journalisten gar nicht mehr notwendig sei, vor Ort zu sein, man werde "zu Ihnen kommen" und schon am Donnerstagmorgen um 11 Uhr eine Pressekonferenz im Internet veranstalten. Die Telekom hat das Netz, ohne die Telekom wären die meisten Netze nicht denkbar, also eigentlich konsequent.

Und dann ging es weiter: Wenige Stunden später meldete sich der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) zu Wort: Der "VATM-Abend", einer der wichtigsten Treffpunkte der Branche, wurde kurzfristig aus heiterem Himmel abgesagt. Der Hintergrund: Die Messegesellschaft Hannover hatte ihren eigenen Eröffnungsabend, einem Treffpunkt von Industriegrößen und der Politik vom Vorabend der Messe ausgerechnet auf jenen ersten Messetag-Abend verlegt, genau parallel zum bereits geplanten VATM-Abend. Umverlegen? So kurzfristig nicht mehr möglich. Siemens auf der CeBIT 2004 Siemens auf der CeBIT 2004
Bild: teltarif.de

Welche Mobilfunk-Anbieter sind noch da?

Bleibt die überspitzte Frage, ob die Messe CeBIT überhaupt noch stattfindet? Ja - sie findet statt. Die Deutsche Telekom hat sich das Thema Digitale Zukunft der industriellen Telekommunikation [Link entfernt] herausgesucht. Vodafone wird auch wieder da sein - traditionell im hölzernen "Japan Pavillon", einem Erbstück der Weltausstellung.

Telefónica ist da (und informiert zum Thema Internet of Things und M2M in Halle 13, D82) und doch nicht da: E-Plus gehört inzwischen zu Telefónica wie o2 auch. Die Zeiten, wo E-Plus ein eigenes Ausstellungs-Zelt bei Halle 26 hatte, wo VIAG Interkom mehrfach Preise für das beste Stand-Design (in Halle 13) abstaubte: nostalgisch verklärte Geschichte. Auch die benachbarten Provider wie D-Plus, Mobilcom, Debitel (damals noch getrennt) oder Hutchison-Orange ("The future is bright, the Future is Orange"): alles Geschichte.

Gibt man die Suchbegriffe "o2" oder "E-Plus" auf cebit.de [Link entfernt] ein, findet man unter anderem die verschiedenen Distributoren, die den Fachhandel beliefern. Keine Antworten liefert die CeBIT-Suchmaschine auf den Begriff "Drillisch" und auch mit "mobilcom-debitel" wird man nicht wirklich fündig. Begriffe wie "Samsung" oder "Nokia" führen höchstens zu Distributoren, während "Microsoft Lumia" am eigenen Stand vor Ort zu finden sein wird. Auch ZTE wird in Halle 13 zu finden sein, Huawei baut seine Messe-Präsenz dieses Jahr verstärkt aus: Neben Consumer-Endgeräten geht es hier in erster Linie um Netzwerkkomponenten, ohne die kein Netz läuft. teltarif.de auf der CeBIT 2009 teltarif.de auf der CeBIT 2009
Bild: teltarif.de

Partnerland Schweiz: Swisscom ist wieder da

Das Partnerland der CeBIT ist dieses Jahr die Schweiz. Deshalb wird der Schweizer Netzbetreiber Swisscom nach längerer Pause auch wieder vor Ort sein. Und das ist gut so, denn die Swisscom ist ein leuchtendes Beispiel für kreative Ideen und Angebote eines sogenannten "Incumbent"-Netzbetreibers. Deren Preise sind keine Schnäppchen und trotzdem hat Swisscom auf dem Schweizer Markt einen Anteil von rund 60 Prozent (je nachdem wie man es rechnet) - von ungefähr kommt das nicht. Auch Deutsche können Kunde bei der Swisscom werden, wenn sie sich im Land vor Ort eine Prepaid-Karte kaufen. Die kann man in Deutschland in allen Netzen nutzen: Geht das eine Netz nicht, geht vielleicht das andere. Auch das ist kein Schnäppchen, aber durchaus bezahlbar. Das Guthaben der Schweizer Karte hält im Prinzip unbegrenzt, wenn man eine kostenpflichtige Aktion pro Jahr durchführt - bei deutschen Anbietern undenkbar.

Auf der CeBIT hatte Swisscom einst die erste weltweit nutzbare Prepaid-Roaming Karte "NATEL Easy Roam" vorgestellt, die damalige Tochter SiCap zeigte die erste Prepaid-Karte mit echtem Guthaben auf der SIM-Karte. Blackberry auf der CeBIT 2011 Blackberry auf der CeBIT 2011
Bild: teltarif.de

Die CeBIT findet noch statt

Noch findet die Messe CeBIT statt, aber von Jahr zu Jahr wird sie immer mehr zur Zitterpartie. Der interessierte Profi-Fachbesucher wird an einem Tag alle seine interessanten Treffpunkte erreichen können, wenn sie noch dort sind. Der interessierte Hobby-Fachbesucher wird es davon abhängig machen, wie günstig man an Tickets kommt und ob der Tag in die private Urlaubs- und Reiseplanung passen könnte.

Wer beruflich bedingt tiefer ins Thema Mobilfunk einsteigen will, wird wohl nach Barcelona zum MWC pilgern, wobei diese Messe sich streng auf Business-Besucher ausrichtet, um nicht völlig aus den Fugen zu geraten (die Eintrittskarte kostet regulär ab ca. 800 Euro ist also für "Normalsterbliche" unerreichbar).

Bei aller Virtualisierung im Internet ist im Grund klar: Es geht nichts über ein gepflegtes persönliches Gespräch. Vor Ort, von Angesicht zu Angesicht. Sehen wir uns in Hannover?

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