Privatradioverband APR setzt sich für Digitalradio ein
Der Eurochip soll zusatzdienste für Digitalradio ermöglichen
Bild: pure
Nachdem bisher nur ausländische Privatradios teilgenommen haben, unterzeichnete jetzt mit der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) der erste große deutsche Privatradio-Verband die von öffentlich-rechtlichen Sendern ins Leben gerufene Eurochip-Initiative der Europäischen Rundfunkunion (EBU). Ziel ist es, die Hardwarehersteller zu veranlassen, in ganz Europa Endgeräte im Handel anzubieten, die die Voraussetzung für Digitalradio erfüllen, also unter anderem die Hörfunkstandards DAB/DAB+
und DRM+ sowie möglicherweise auch Internetradio beherrschen. Entsprechende Chips, die analoges und digitales terrestrisches sowie Webradio verarbeiten können, seien ausgereift und stünden zur Verfügung, so der Verband.
Die APR sieht die Chance für die Radioveranstalter, digitale Zusatzdienste zu ihren Programmen anzubieten, etwa neue Formate über DAB+ oder programmbegleitende Zusatzdienste. Mit dem Digitalradio seien neuartige Dienste wie etwa erweitere Verkehrsinformationen möglich. Langfristig werde durch die Eurochip-Initiative auch jenen Radioanbietern eine Sicherheit gegeben, die ihre Hörer in ihren Märkten noch lange im Schwerpunkt über UKW versorgen. Für die APR schließe die Eurochip-Initiative, im Vergleich zur Meinung des gegenüber dem Eurochip eher kritisch eingestellten Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), keinen Vertriebsweg aus. Vielmehr eröffne sie den Radiomachern und ihren Hörern die Sicherheit, dass sie die bewährte UKW-Technologie weiter nutzen und neue digitaler Zusatzangebote starten können. Damit könnten sowohl über DAB+ als auch über das Internet neue interessante Angebote auf den Weg gebracht werden können.
MagicStar stellt Sendebetrieb über DAB+ ein
Der Eurochip soll zusatzdienste für Digitalradio ermöglichen
Bild: pure
Die Eurochip-Initiative ist auch aus einem anderen Grund sinnvoll: Kommerzielle Radiosender verdienen bisher mit den digitalen Verbreitungswegen Internetradio und DAB+ kaum Geld. Hohen Betriebs- und Leitungskosten stehen kaum Einnahmen gegenüber. Somit ist Digitalradio bisher ein Verlustgeschäft für die Kommerzfunker. Jetzt muss einer der Pioniere aufgeben: Der bayerische Sender MagicStar stellt am 28. Februar 2014 seinen Sendebetrieb über DAB+ in den Regionalensembles München, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt ein. MagicStar war der erste deutsche Privatsender, der über die neue Technik gesendet hat, schon bevor das digital-terrestrische Radio am 1. August 2011 offiziell auf Sendung ging. Dass ausgerechnet jetzt, wo bereits rund drei Millionen Digitalradios in den deutschen Wohnzimmern stehen, der Betrieb über DAB+ eingestellt wird, hängt mit den schlechten Aussichten im Werbebereich zusammen. Denn bisher gibt es keine Vermarktungskombis für digitale Hörfunkangebote, die großen Vermarkter kümmern sich nur um die UKW-Programmanbieter.
"Es ist schlichtweg derzeit als Stand-Alone-DAB-Sender nicht möglich das Programm zu vermarkten. Somit hat die MagicStar GmbH nur Ausgaben und keine Einnahmen", lautet das deprimierende Fazit des Senders auf dem Facebook-Auftritt. "Das müssten die Gesellschafter noch einige Jahre weiter finanzieren, bis sich DAB+ weiter durchsetzt. Die Entscheidung fiel jedoch, nach vier Jahren Sendebetrieb dies nicht weiter zu tun", heißt es hier weiter. Zumindest als Internetradio soll MagicStar bestehen bleiben.
Unterdessen hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die Kapazitäten von MagicStar via DAB+ neu ausgeschrieben und wünscht sich ein weiteres jugendaffines Angebot. Wie zu hören ist, soll es nach Möglichkeit einen nahtlosen Übergang von MagicStar zum neuen Programm geben, wobei davon auszugehen ist, dass möglicherweise einer der potenziellen Bewerber bereits fest steht.
Viele Interessenten für DAB+ in Baden-Württemberg
Besser sieht es offenbar im benachbarten Baden-Württemberg aus. Auf die bis 31. Januar laufende Digitalradio-Ausschreibung für drei weitere landesweite private Sender gäbe es bereits zahlreiche Interessensbekundungen potenzieller Bewerber, so die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) in einer Mitteilung. Die positiven Signale unterstreiche auch eine aktuelle Umfrage zum Thema Digitalradio: 57 Prozent der befragten Radiomacher im Südwesten sehen in Zukunft in DAB+ im Vergleich zum Onlineradio eine gleiche oder bessere Akzeptanz bei den Hörern und Werbekunden.