Hamburg bekommt rein privaten Digitalradio-Multiplex
Das Touristenradio Radio Reeperbahn könnte bald auch via DAB+ in Hamburg zu hören sein
Bild: Radio Reeperbahn, Screenshot: teltarif.de
Im Großraum Hamburg wird es künftig neben dem bundesweiten Multiplex sowie einem Bouquet des öffentlich-rechtlichen NDR auch einen rein privaten, regionalen Muxx im Digitalradio (DAB+) geben. Noch vor zwei Jahren sah das in der Hansestadt ganz anders aus: Auf einen Call-of-Interest der Medienanstalt Hamburg-Schleswig-Holstein (MA HSH) haben sich nur wenige Interessenten gemeldet.
Die Medienwächter haben auf eine Ausschreibung verzichtet.
Inzwischen hätten sich die Rahmenbedingungen jedoch geändert: "Die Ausschreibung der DAB+-Übertragungskapazitäten in Hamburg erfolgt auf der Grundlage der Beobachtung der positiven Fortentwicklung von DAB+ bundesweit und der Berücksichtigung der Interessenslage an einer Verbreitung über diesen Weg, wie sie sich in letzter Zeit bei den Ausschreibungen in anderen Bundesländern gezeigt hat", erklärt MA HSH-Sprecherin Simone Bielfeld gegenüber teltarif.de. Ihr zufolge hätten sich in der Zwischenzeit jedoch auch mehr Veranstalter mit konkretem Interesse am Hamburger Markt gemeldet, so dass die Medienanstalt nun einen neuen Anlauf nehmen kann. Bis zum 5. September können interessierte Veranstalter Anträge einreichen.
Lizenz für Plattformbetreiber möglich
Das Touristenradio Radio Reeperbahn könnte bald auch via DAB+ in Hamburg zu hören sein
Bild: Radio Reeperbahn, Screenshot: teltarif.de
Denkbar ist, dass die Medienanstalt nicht einzelnen Hörfunksendern eine Lizenz erteilt, sondern einem übergeordneten Plattformbetreiber, der anschließend selbst den Multiplex zusammenstellen kann. Eine vergleichbare Situation gibt es in Berlin: Hier ist der Netzbetreiber Media Broadcast für die Programmbelegung verantwortlich. Die Hörfunkveranstalter müssen nur eine gültige Lizenz, die sogar im Ausland erteilt sein kann, vorweisen. Auch in Hamburg müssen – sollte es zu einem Plattformbetrieb kommen – die Programmanbieter gewisse Kriterien erfüllen.
Dazu Simone Bielfeld: "Wenn einem Plattformbetreiber Übertragungskapazitäten zugewiesen werden, dann kann dieser selbstständig über die Belegung entscheiden. Dabei muss er aber darauf achten, die geltenden regulatorischen Bestimmungen einzuhalten, also Vorgaben zur Gewährleistung von Diskriminierungsfreiheit, Chancengleichheit und Programmvielfalt. Die Einhaltung dieser Vorgaben überwacht dann die MA HSH".
Tauwetter bei kommerziellen Veranstaltern
Generell scheint so langsam Tauwetter bei privat-kommerziellen Veranstaltern in Bezug auf DAB+ einzusetzen. In Baden-Württemberg hat der regionale Privatsender Radio 7 jetzt angekündigt, ab Dezember mit einem neuen landesweiten Programm im Digitalradio auf Sendung zu gehen. Dabei wird das bestehende Programm um Elemente mit landesweitem Bezug angereichert.
Auch der Freiburger Lokalsender baden.fm ist ab Dezember landesweit in Baden-Württemberg über Digitalradio (DAB+) zu hören und freut sich laut einer Mitteilung über den neuen Verbreitungsweg: "Das ist insbesondere für Pendler entlang den Autobahnen eine gute Nachricht. Sie müssen mit künftig nicht mehr auf ihr heimisches Lokalradioprogramm verzichten, wenn sie zwischen Freiburg und Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart unterwegs sind".
Last but not least hat auch der Berliner Privatsender radio B2 seine Rückkehr ins Digitalradio realisiert. Die Wiederaufschaltung im regionalen Multiplex Berlin-Brandenburg sei "auf vielfachen Hörerwunsch" nötig gewesen, teilt der Veranstalter mit.