Nach KEF-Freigabe

ARD-Anstalten planen massiven Ausbau des Digitalradios

Die ARD-Anstalten planen in den kommenden Jahren einen massiven Ausbau des Digitalradios. Bis Ende 2016 könnte DAB/DAB+ sogar flächendeckend verfügbar sein. Die Entscheidung folgt den Vorgaben der KEF, die die Sender zur Abschaltung des analogen UKW-Bandes drängt.
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ARD-Anstalten planen massiven Ausbau des Digitalradios BR-Sender Wendelstein
Bild: Bayerischen Rundfunk
Wie berichtet hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) die beantragten Mittel zum Ausbau des Digitalradios (DAB/DAB+) freigegeben, drängt die Sender aber gleichzeitig zur Abschaltung des analogen UKW-Bandes. Die ARD-Sender haben es nun eilig. Noch in diesem Jahr wollen sie die digitalen Sendernetze massiv ausbauen.

SWR: Rahmenvertrag für Sendeanlagen und Rückzug aus gemischtem Muxx

ARD-Anstalten planen massiven Ausbau des Digitalradios BR-Sender Wendelstein
Bild: Bayerischen Rundfunk
Einer der Vorreiter ist der Südwestrundfunk (SWR). Die Rundfunkanstalt hat jetzt einen "Rahmenvertrag für die Lieferung von DAB-Sendeanlagen" zum Ausbau des DAB+-Netzes ab Juni 2014 in Baden-Württemberg ausgeschrieben. Es handelt sich um Sendeanlagen mit Leistungen zwischen 750 Watt (ERP 3 kW) und 2,5 kW (ERP 10 kW). Ziel der Ausschreibung ist der Abschluss einer Rahmenvereinbarung für die Lieferung, Montage und Inbetriebnahme von DAB-Sendeanlagen.

Beim SWR hat man es auch aus einem anderen Grund eilig. In Baden-Württemberg nutzt die Rundfunkanstalt derzeit noch einen gemeinsamen Multiplex zusammen mit privaten Hörfunkveranstaltern (Kanal 11B), während man parallel auch ein eigenes Sendernetz aufbaut (Kanäle 8D und 9D). Dank einer Einigung mit der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) zieht sich der SWR nun fast vollständig aus diesem Muxx zurück. Standen zu Beginn eines Ausschreibungs-Verfahrens nur Übertragungskapazitäten für drei weitere private Programme zur Verfügung (162 CU) so sind es nun mindestens 486 CU (Capacity Units), gegebenenfalls sogar 540 CU. Diese Kapazitäten ermöglichen die Ausstrahlung von mindestens neun oder gar zehn privaten Hörfunkangeboten. Schon bei der ersten Ausschreibungsrunde haben sich neun Privatradios beworben, jetzt hat die LfK nochmals eine ergänzende Ausschreibung gestartet, da eventuell noch bis zu zwei weitere kommerzielle Programme in den Muxx aufgenommen werden können.

Ausbau in Rheinland-Pfalz offen

In Rheinland-Pfalz ist es etwas schwieriger: Hier betreibt der SWR bisher keinen eigenen Multiplex und kann von sich aus das Sendernetz nicht erweitern. Der ebenfalls im Multiplex vertretene Privatsender bigFM World Beats kann mitbestimmen, ob und an welchen Standorten das Netz ausgebaut wird. So gab es lange Streit um einen zusätzlichen Sendestandort in der Eifel, der aber mittlerweise in Betrieb ist. Große Lücken im Digitalradio-Netz gibt es auch noch im Westerwald, im Mittelrhein-, Lahn- und Nahetal sowie in Pfalz und Hunsrück. Möglicherweise ändert sich das ab 2015, denn die Lizenz für den Netzbetreiber Digitalradio Südwest läuft aus. Es ist denkbar, dass der SWR dann selbst Betreiber des Netzes wird und bigFM eine Untervermietung anbietet. Dann könnte der SWR selbst entscheiden, ob und wo das Netz ausgebaut wird.

BR und MDR bauen kräftig aus

Auch der Bayerische Rundfunk (BR) will sein eigenes Sendernetz noch in diesem Jahr massiv ausbauen und plant laut eigenen Angaben 13 weitere Sendeanlagen (Kanal 11D). Bedauerlicherweise werden ausgerechnet die exklusiven, nicht auf UKW vertretenen BR-Programme Puls und Bayern plus nicht in diesem Multiplex, sondern in einem gemeinsamen Bouquet mit Privatradios (Kanal 12D) ausgestrahlt. Anstelle eines Ausbaus gab es hier im Dezember eine Ausdünnung des Sendernetzes, da die kommerziellen Sender die Kosten nicht weiter hätten stemmen können.

Ausbaupläne gibt es auch beim Hessischen Rundfunk (hr), der in diesem Jahr die Sendeanlagen Hoher Meißner und Hardberg in Betrieb nehmen könnte - eine Zustimmung des Rundfunkrates vorausgesetzt. Später soll der Standort Biedenkopf hinzukommen. Wie bereits berichtet, plant ferner der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) einen weiteren Ausbau des Sendernetzes und einen Wechsel auf landesweit einheitliche Kanäle. Leistungsstärkere Sendeanlagen sind hierbei an den Standorten Jena, Wittenberg, Oschatz und auf dem Brocken im Harz geplant.

NDR, rbb und SR: Ausbau ja, nur wann?

Noch keine konkreten Aussagen zum DAB-Ausbau in diesem Jahr gibt es vom Norddeutschen Rundfunk (NDR), vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und vom Saarländischen Rundfunk (SR). Hier gibt es nur die allgemeine Aussage, dass ein Ausbau nach einer Bereitstellung der Gelder durch die KEF geplant ist. Der NDR will sein Sendernetz an den Standorten Aurich, Rostock und Osnabrück aufschalten, beim rbb sind die Sender Pritzwalk, Frankfurt/Oder und Cottbus geplant und beim SR ein zusätzlicher Sender am Standort Tholey. Es ist aber fraglich, wann die Aufschaltung an diesen Standorten erfolgt.

Keinen weiteren Ausbau des Digitalradios soll es vorerst in Nordrhein-Westfalen geben. Hier ist das Sendernetz bereits weitgehend flächendeckend verfügbar, nachdem der Westdeutsche Rundfunk (WDR) zum Jahresende 2013 Optimierungen vornahm.

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