Ratgeber: So verbessern Sie den DAB+-Empfang im Haus
Martin H. aus Langelsheim-Lautenthal im Harz hat einen Beitrag zum neuen Digitalradio DAB+ in der Zeitung gelesen. Versprochen wurde ihm glasklarer Empfang ohne Rauschen. Bis zu 100 Sender gäbe es vielerorts bereits rauschfrei über Antenne, hieß es. Daher tauschte er sein altes Küchenradio aus den 1990er-Jahren, das nur mit UKW ausgestattet ist, gegen ein modernes Digitalradio mit DAB+ aus.
Das Ergebnis war allerdings ernüchternd: Nach dem Suchlauf bei der Erst-Inbetriebnahme gab es nur acht Hörfunkprogramme in der Senderliste, ausschließlich vom Norddeutschen Rundfunk. Zu allem Übel war der Empfang alles andere als stabil, schon eine leichte Bewegung weg vom Radiogerät sorgt für Aussetzer. Sobald Martin H. das Licht einschaltet, ist gar nichts mehr zu hören.
Die Empfangsprognose zeigt Sendelöcher an
Screenshot: Michael Fuhr
Martin H. gehört zu nicht wenigen Menschen in Deutschland, die in einem noch nicht mit DAB+ optimal versorgten Gebiet wohnen. Die Empfangsprognose zeigt sehr schön die Lücke an seinem Wohnort. Kann er das Digitalradio wieder zum Händler zurückbringen?
Die Wahl des Chips kann entscheidend sein
Zunächst einmal gilt zu bedenken, dass nicht jedes im Handel verfügbare Digitalradio gleiche Empfangseigenschaften besitzt. Es gibt Modelle, die selbst in ungünstigen Wohnlagen auch weiter entfernte Ensembles empfangen, während andere nicht einmal die Ortssender störungsfrei wiedergeben.
Das Absurde dabei: Entscheidend ist nicht der Preis des Gerätes. Es gibt Modelle für 900 Euro mit extrem schlechtem Empfang, während andere für 20 Euro hervorragende Empfangsleistungen bieten. Entscheidend ist hierbei neben der Verarbeitung des Gerätes der verwendete Chip. In der Praxis hat sich gezeigt, dass in puncto Empfangsleistung Module des chinesischen Herstellers Frontier Silicon oft bessere Ergebnisse liefern als die der Konkurrenten wie Quantek inc. oder Gyrosignal.
Leider verraten nur wenige Hersteller, welcher Chipsatz in einem Gerät eingebaut ist. In den seltensten Fällen verweisen die technischen Daten auf dieses so wichtige Detail. Profis können den Chip häufig erst identifizieren, wenn sie das Radio aufschrauben. Oft verrät auch die Anzeige der Software-Version im Menü, um welchen Chip es sich handelt. Bei Modulen von Frontier Silicon erscheint unter dem Menüpunkt "System - SW version" eine Kombination, welche die Buchstaben "FS" beinhaltet (zum Beispiel FS2445).
Ganz tückisch: Es gibt Modelle, die je nach Baureihe Chips von unterschiedlichen Herstellern eingebaut haben. Oft hilft eine Bewertung im Internet, viele Radiohörer haben inzwischen ein Gefühl dafür entwickelt, ob ihr Modell empfangsstark ist oder nicht.
Der Platz am Fenster ist immer der beste
In Fensternähe ist der DAB+-Empfang oft deutlich besser als in der Raummitte
Foto: Michael Fuhr/teltarif.de
Viele wollen aus Macht der Gewohnheit ihr Radio dort platzieren, wo vorher auch das alte UKW-Modell stand. Nicht selten befindet sich dieser Platz mitten im Raum, etwa das Küchenradio auf dem Esstisch oder Kühlschrank. Da DAB+ auf höheren Frequenzen als das analoge UKW arbeitet, kann das Signal allerdings nicht so gut in Innenräume vordringen. Oft entscheiden nur wenige Zentimeter, ob ein Programm störungsfrei hörbar ist oder gar kein Signal ankommt. Es ist daher ratsam, das Radio in Fensternähe zu platzieren, beispielsweise auf der Fensterbank. Auch ein leichtes Drehen der Teleskopantenne oder eine minimale Positionsänderung des Geräts kann bereits den Empfang erheblich verbessern. Hier ist Tüfteln angesagt.
Bei stationären Digitalradios ist es hilfreich, dass sie nicht bloß eine Wurf- oder Teleskopantenne eingebaut haben, sondern auch über einen externen Antennenanschluss verfügen. Hierüber kann das Radio an eine Zimmerantenne, die man etwa auf der Fensterbank oder - noch besser - außerhalb platzieren kann oder im Idealfall sogar an eine Dachantenne angeschlossen werden. Als das Antennenfernsehen an Bedeutung verloren hatte, haben viele jedoch ihre Konstruktionen abgebaut, somit ist die Anschlussmöglichkeit an eine externe Dachantenne heute eher eine Seltenheit, obwohl sie für den DAB+-Empfang äußerst nützlich wäre.
Auf billige LED-Lampen und andere Störquellen verzichten
In mit DAB+ nicht optimal ausgebauten Gebieten sorgen jedoch auch diverse Störquellen im Haus für Frust. Extrem störend sind LED-Lampen, bei vielen bricht der DAB+-Empfang völlig zusammen, sobald sie das Licht einschalten. Hier hilft nur, das Radio nicht in der Nähe der Lichtquelle zu platzieren oder hochwertigere LED-Lampen zu verwenden.
Doch auch andere Störquellen können den DAB+-Empfang stark beeinträchtigen, etwa PCs oder Mikrowellengeräte. Auch hier ist es ratsam, das Radio fernab dieser Störer aufzubauen.
WLAN-Radio manchmal die bessere Alternative
Wenn alles nichts bringt, dann hilft nur warten. Noch sind die DAB+-Sendernetze nicht komplett ausgebaut, zahlreiche weitere Sendeanlagen gehen in den kommenden Monaten noch in Betrieb. Wer nicht so lange warten will, für den ist das Internetradio möglicherweise die bessere Alternative. Dieses bietet nicht nur wesentlich mehr Sender - über 30.000 aus aller Welt, sondern liefert zudem über das heimische WLAN-Netz oft besseren Empfang in den eigenen vier Wänden.
Wer sich ein WLAN-Radio zulegt, ist jedoch in der Regel von einem externen Portalbetreiber abhängig. Hat dieser mit technischen Problemen zu kämpfen, ist nichts mehr zu hören, geht er Pleite oder gibt es vertragliche Probleme mit dem Hersteller, könnte die Internetradio-Funktion sogar unbrauchbar werden.
Ideal sind Hybrid-Empfänger, die sowohl das klassische UKW-Band, als auch DAB+ und Internetradio empfangen. Mit diesen Radios geht der Nutzer auf Nummer sicher und dem Radiogenuss steht nichts im Weg, selbst wenn ein Empfangsweg einmal nicht zur Verfügung steht. In einer Übersicht haben wir solche Geräte vorgestellt.