So lief der Warntag über Digitalradio DAB+
Am heutigen Warntag wurde erstmals die Bevölkerungswarnung auch in breitem Rahmen über das Digitalradio DAB+ getestet. Ensembles, die zum Warntag eine Testwarnung aussendeten, waren zum Beispiel der erste bundesweite Multiplex (Kanal 5C) oder in Bayern der Testkanal 10D (Sender Wendelstein und Büttelberg).
Ernüchternd: Kein Radio schaltete auf den DLF um
Bisher verfügen nur wenige Radiomodelle nativ über die Funktion EWF (Emergeny Warning Functionality). Zusätzlich zur Ton-Signalisierung und Sprachdurchsage wird das Warnsystem hierbei dazu ertüchtigt, Empfänger aus dem Standby-Modus zu aktivieren. Auf der IFA wurden zwei Modelle des Herstellers Telestar vorgestellt. Nach den ersten beiden Mono-Radios DIRA M 1 A und M 1 A mobil folgt jetzt auch ein Stereo-Digitalradio in der Oberklasse.
Warnung über Slideshow beim Deutschlandfunk
Foto: Michael Fuhr/teltarif.de
Ein uns bekannter Digitalradio-Netzbetreiber hatte die Funktion bereits einige Tage zuvor vorab in einem Test-Ensemble ausprobiert - und zu seiner Überraschung schalteten immerhin drei weitere portable und stationäre Radio-Modelle auf den Warnkanal um, obwohl diese nativ die EWF-Funktion nicht eingebaut haben. Offenbar sind mehr Modelle als bisher angenommen in der Lage, eine Umschaltung von einem Programm auf einen Warnkanal vorzunehmen, zumindest wenn ein Programm aus dem gleichen Ensemble eingeschaltet ist.
Im bundesweiten DAB+-Multiplex gilt der Deutschlandfunk (DLF) als Warnkanal. Unsere Hoffnung war, dass zumindest top-aktuelle Digitalradio-Geräte eine Umschaltung vornehmen. So haben wir zehn Radiomodelle kurz vor der amtlichen Warnung um 11 Uhr mit dem privaten Programm "Absolut Relax", das im gleichen Multiplex verbreitet wird, eingeschaltet und ein weiteres mit dem Deutschlandfunk.
Tatsächlich wurden im DLF gegen 11:02 Uhr die Nachrichten für die amtliche Warnmeldung unterbrochen. Diese Warnung lief auch in den Schwesterkanälen Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Zeitgleich wurden Textnachrichten und eine Slideshow aktiviert, sodass die Warnmeldung auch optisch sichtbar war. Aber: Kein einziges unserer Geräte schaltete von Absolut Relax auf den DLF um, sie verharrten auf dem Programm des Privatsenders.
Umschaltung mit Autoradio und in anderen Ensembles hat funktioniert
Wir hatten auch einen Bekannten beauftragt, die Warnung im Autoradio auszutesten. Auch er hörte das Programm Absolut Relax. Hier funktionierte die Bevölkerungswarnung offenbar besser. Gegen 11:02 Uhr gab es auf dem Display des Radios einen Hinweis "Alarm DLF" und das Radio wechselte selbständig auf die Warnmeldung im Deutschlandfunk, ehe zwei Minuten später wieder zurück auf Absolut Relax geschaltet wurde.
Alarm-Test in Baden-Württemberg
Foto: Regionalradio BW
Am Warntag beteiligten sich neben dem Deutschlandfunk auch weitere Netzbetreiber. Um den Ernstfall zu testen, wurde heute etwa im bayerischen Testkanal im Netz 10D der Bayern Digital Radio GmbH probeweise eine reale Warnmeldung abgesetzt. Alle DAB+-Geräte mit Warnfunktion im Sendegebiet – also im westlichen Mittelfranken und südöstlichen Oberbayern – konnten den Test empfangen. Und anders als bei der Warnung im bundesweiten Multiplex gelang die Umschaltung auf den Warnkanal nicht nur mit Autoradios, sondern auch einigen stationären Radiomodellen ohne native EWF-Funktion. Das zumindest schilderten Beobachter im Sendegebiet.
"Test-Alarm" oder "scharfer Alarm"
Ähnliches meldeten Radiohörer, die den Test des Netzbetreibers "Regionalradio BW" im Norden von Baden-Württemberg (Kanal 12B) empfangen haben. Am Warntag beteiligten sich zudem das Unternehmen Milling Broadcast mit den lokalen DAB+-Ensembles in Bad Kreuznach und Rostock sowie die Medienanstalt Sachsen-Anhalt mit einem Testkanal im landesweiten Privatradio-Mux.
Ein Experte klärte uns auf, warum in manchen Ensembles die Umschaltung auf den Warnkanal funktionierte und in anderen nicht: Es kommt wohl darauf an, ob beim Netzbetreiber ein "Test-Alarm" oder ein "scharfer Alarm" ausgelöst wird. Beim Deutschlandfunk wurde ein Test-Alarm aktiviert, während Bayern Digitalradio eine scharfe Alarmmeldung aussendete. Auf den Test-Alarm reagierten entsprechend nur wenige Modelle wie die erwähnten EWF-fähigen Radios von Telestar oder einige Autoradios. Den "scharfen Alarm" empfingen dagegen mehr Modelle.
Fazit: Es gibt noch viel zu tun
Es ist beim Digitalradio DAB+ noch viel zu tun, damit die Bevölkerung auch tatsächlich zuverlässig über diesen Verbreitungsweg gewarnt wird. Zunächst einmal müssen noch weit mehr Modelle in den Handel, welche die EWF-Funktion unterstützen.
Einen umfangreichen DAB+-Netzausbau gibt es in Baden-Württemberg.